Rechenzentren

Unantastbar

16.01.2012
Das Rechenzentrum ist das Gehirn eines Unternehmens: Dort sind alle wichtigen Informationen gespeichert. 26 Milliarden Euro geben Unternehmen jährlich dafür aus, damit sie laufen und nichts passiert.

Wachsende Daten- und Speichermengen, Cloud Computing, Desktop-Virtualisierung, aber auch die steigende Nutzung des Internets führen zu einem immer höheren Bedarf an Server- und Storage-Einheiten. So rechnet das Londoner Beratungshaus Datacenter Dynamics für 2012 mit einem Investitionsvolumen von 35 Milliarden US-Dollar (26 Millionen Euro) in Rechenzentren weltweit - etwa ein Sechstel mehr als im aktuellen Jahr. Das Wachstum sei, so Datacenter Dynamics, auf die steigende IT-Nachfrage zurückzuführen. Dem werde mit dem Bau neuer oder der Erweiterung bestehender Rechenzentren und verstärktem Outsourcing begegnet.

Energieverbrauch steigt kontinuierlich

Folge der Investitionen in der Vergangenheit war ein deutlich erhöhter Energieverbrauch: Wie Datacenter Dynamics in seinem "Global Industry Census" weiter ausführt, ist der Stromverbrauch von Rechenzentren von 2005 bis 2010 um 56 Prozent gestiegen und entsprach damit zuletzt 1,5 Prozent der weltweit produzierten Energie. Dabei verbraucht die Kühlung der eingesetzten Hardware fast genauso viel Strom wie der Betrieb der IT. "Der Energieverbrauch lässt sich durch Virtualisierung und freie Energieträger wie Grundwasserkühlung reduzieren", erläutert Gerhard Büttner, Geschäftsführer des auf Rechenzentrumsplanung und -beratung spezialisierten Unternehmens Datacenter Infrastructure München GmbH, das Konzept moderner Rechenzentren. Manche Unternehmen verlagern dafür sogar ihren Data-Center-Standort: So betreibt zum Beispiel Google seit September dieses Jahres eine Rechnerfarm in Finnland, die mit Meerwasser gekühlt wird. Auch SAP nutzt in seinen beiden Rechenzentren in St. Leon-Rot die freie Kühlung und ein sogenanntes Kalt-/Warmgangkonzept. "Hierbei werden die kalte Außenluft direkt zu den Servern kanalisiert und die Warmluft getrennt weggeleitet und aus dem Gebäude geführt", erklärt der Leiter der SAP-Rechenzentren Uwe Grimmeisen.

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Virtualisierungsrate bei SA P über 80 Prozent

Zusätzlich setzt der Softwarehersteller seit mehreren Jahren auf Virtualisierung: "Inzwischen laufen mehr als die Hälfte unserer Server als virtuelle Maschinen", so Grimmeisen. Die Virtualisierungsrate bei neuen Servern liegt bei über 80 Prozent. Der aktuelle Sustainability-Report von SAP führte eine Stromeinsparung in Höhe von 14 Gigawatt-Stunden pro Jahr auf, die primär auf diese Maßnahmen zurückzuführen sind. Auch der TÜV Rheinland zertifizierte die beiden Rechenzentren in St. Leon-Rot als besonders energieeffizient, eine Auszeichnung die bislang erst zehn Unternehmen in Deutschland erreichen konnten. Auch hinsichtlich Sicherheit und Infrastruktur müssen die Betreiber zeitgemäßer Data Center nachrüsten. "Die Rechenzentren haben eine Laufzeiterfordernis von 24 Stunden an allen sieben Tagen der Woche und müssen vor ‚deliktischen‘ Angriffen von außen wie vor Störungsfaktoren wie Wasser, Rauch oder technischen Defekten absolut sicher sein", sagt Büttner. Ein zweizügiges Versorgungssystem der Infrastruktur stellt auch den Betrieb der vier deutschen Rechenzentren von SAP sicher, falls es zu einem Stromausfall kommen sollte.

10.000 Systeme redundant vorhalten

"Wir verfügen über zwei separate Stromeinspeisungen und Dieselnotstromaggregate, die die Zentren 30 Stunden lang mit Strom versorgen könnten", so Grimmeisen. Zudem werden alle 10.000 betriebenen Systeme redundant vorgehalten: Sollte es zu einem Ausfall der Server am Primärstandort St. Leon-Rot kommen, liegen die Daten zusätzlich in den beiden Backup-Zentren in Walldorf. "So ist sichergestellt, dass der Betrieb der Produktivsysteme unserer Kunden jederzeit gewährleistet ist", erklärt er. In Zeiten von Cloud Computing kommt der Verfügbarkeit der Systeme eine noch höhere Bedeutung zu, zumal die Daten der europäischen Kunden auch alle in den deutschen Rechenzentren von SAP gehostet werden. Ein Ausfall der Systeme könnte den Walldorfer Konzern teuer zu stehen kommen. "Ganz schnell wären wir bei einem Schaden im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, abgesehen davon, dass es Tage dauern würde, bis die Server wieder hochgefahren wären", so Grimmeisen. Die Herausforderung der Zukunft sei es jedoch, die Energie noch besser zu nutzen. "Früher haben wir etwa auf das Verhältnis von Preis/Leistung beim Kauf neuer Hardware geachtet", erzählt Grimmeisen. "Heute liegt das primäre Augenmerk auf dem Energieverbrauch."

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