Funkfrequenzversteigerung

Umweltschützer warnen vor vermehrtem Elektrosmog

13.04.2010 von Jan-Bernd Meyer
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat im Zusammenhang mit der Versteigerung von Funkfrequenzen vor einer Zunahme des Elektrosmogs gewarnt.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat erhebliche Einwände gegen den Ausbau des Mobilfunknetzes.

Die Bundesnetzagentur hat den Prozess zur Versteigerung von Funkfrequenzen für den Mobilfunk gestartet. Der hierbei künftig zu erwartende massive Ausbau der Mobilfunknetze werde, so der BUND auf seiner Homepage, zu einer höheren Elektrosmogbelastung führen. Hiervon dürfte vor allem der ländliche Raum betroffen sein.

Die Umweltschützer befürchten deshalb Gesundheitsschäden. Über die Langzeitwirkung der Mobilfunkstrahlung auf den menschlichen Körper sei noch viel zu wenig bekannt, heißt es weiter. Laut BUND hält selbst das EU-Parlament die derzeit geltenden Grenzwerte für Elektrosmog aus Mobilfunkanlagen für unzureichend.

Außerdem fehlten Schutzmaßnahmen für die Anwohner der Sendestationen. Der BUND fordert, mindestens ein Prozent der zu erwartenden fünf bis sechs Milliarden Euro des Versteigerungserlöses zur Erforschung der Gesundheits- und Umweltfolgen von Mobilfunkanwendungen einzusetzen.

Die Bundesnetzagentur versteigert seit dem 12. April 2010 Frequenzen in den Bereichen 800 MHz, 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz. Ein Ziel der Versteigerung ist es, noch existierende weiße Flecken in Deutschland mit unzureichender Breitbandanbindung zu beheben.

Funknetze nicht ausbauen

Bernd Rainer Müller, BUND-Mobilfunkexperte fordert unumwunden: "Um mögliche Umwelt- und Gesundheitsschäden zu vermeiden, dürfen die Funknetze nicht weiter ausgebaut werden." Stattdessen müsse immissionsarme Kommunikationstechnologien entwickelt werden, die solche Schäden ausschließen. Nötig seien beispielsweise die verstärkte Erforschung von Infrarot-Übertragungstechniken. Wünschenswert sei ferner der deutliche Ausbau der netzgebundenen Kommunikation über Glasfaserkabel.

LTE
LTE Performance
Mit einer Bandbreite von über 100 Mbit/s in einem 20 Megahertz breiten Funkkanal lassen sich theoretisch 4 HD-Videos parallel laden und abspielen. Weil es sich um ein Shared Medium handelt, steht jedem Nutzer nur ein Bruchteil zur Verfügung.
LTE VoIP-Telefonat
Die kurzen Latenzzeiten ermöglichen auch qualitativ gute VoIP-Telefonate - hier demonstriert von einem Mitarbeiter des LTE Entwicklungszentrums von Nokia Siemens Networks in Ulm.
LTE Modem
Während Endgeräte mit integriertem LTE-Empfang noch nicht marktreif sind, kann man bereits USB-Modems oder -Dongles erwerben.
LTE Dongle
Die Geräte sind jedoch nur für ein Frequenzband ausgelegt - weltweit sind 25 Frequenzbänder für LTE definiert.
LTE-Dongle LG
Dieser Bandsalat erschwert Roaming-Szenarien, insbesondere LTE-Handys können vermutlich nicht weltweit verwendet werden.
LTE Basisstation
Mit LTE wird die Infrastruktur der Carrier deutlich verschlankt: Der Inhalt einer LTE-Basistation passt in einen Serverschrank - auf dem Bild sind sogar zwei Basisstationen zu sehen.
LTE Mobile Core
Im Core reichen - im Idealfall - eine Mobility Management Entity (MME) und eine S-/P-Gateway.
LTE Advanced
Während LTE bereits eine effizientere Übertragung, geringere Latenzzeiten und höhere Bandbreiten als UMTS ermöglicht, soll LTE Advanced weitere Verbesserungen bringen.

Belegen Studien Schäden?

Müller führt an, dass eine Reihe von Studien gezeigt hätte, dass die Mobilfunkstrahlung Menschen, Tieren und Pflanzen schade. Beim Menschen seien Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Erschöpfungszustände beobachtet worden. Bienen, Brieftauben oder Fledermäuse verlören teilweise ihre Orientierung. In Laborversuchen seien Störungen des vegetativen Nervensystems sowie eine erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke nachgewiesen worden. Letztere Untersuchung lege nahe, dass Umweltschadstoffe direkt ins Gehirn gelangen könnten. Zahlreiche Studien hätten auch die Schädigung von Spermien belegt. Zudem bestehe der Verdacht auf Auslösung und Förderung von Hirntumoren.

Über die Aussagekraft von Studien zur Gefährdung von Menschen durch Mobilfunkstrahlung wird allerdings gestritten. Während eine Untersuchung der schwedischen Universitätklinik in Orebro Schädigungen zu belegen scheinen, musste eine Studie der Universität Wien wegen Fehlerhaftigkeit zurückgezogen werden.

In Deutschland gibt es nach BUND-Angaben derzeit rund 260.000 große Mobilfunk-Sendeanlagen und zirka zwei Millionen kleinere Sendeanlagen. Hinzu kommen rund 100 Millionen Mobiltelefone sowie etwa 50 Millionen häusliche Sender wie WLAN, schnurlose Telefone und Anlagen zur Daten- und Videoübertragung. Lediglich für fest installierte Sendeanlagen existierten Grenzwerte entsprechend der Bundesimmissionsschutzverordnung für elektromagnetische Felder (26. BImSchV). Diese gewährleisteten jedoch keinen Schutz vor den genannten Risiken. Zudem überschritten mobile Anwendungen wie die als "strahlungsarm" angebotenen sogenannten DECT-Telefone (Digital Enhanced Cordless Telecommunications) diese Grenzwerte. Eine Reihe von Mobiltelefonen strahlten sogar um bis zum Zehnfachen stärker. (jm)