Uli Holdenried, HP: "Fiorinas Entlassung ist nicht wichtig"

07.03.2005
Uli Holdenried hat als Vorstandsvorsitzender der Geschäftsführung der Hewlett-Packard GmbH im Herbst 2004 die Nachfolge von Jörg-Menno Harms angetreten. Mit ihm sprach CW-Redakteur Jan-Bernd Meyer über die Zukunft von HP.

CW: HP wird wieder nicht an der CeBIT teilnehmen. Mit welchen Erwartungen fahren Sie denn trotzdem nach Hannover?

HOLDENRIED: Wir sind auf der CeBIT nur bei Partnern vertreten. Meine persönliche Erwartung ist, dass ich die Kontakte zu Kunden und die Geschäftsverbindungen ausbauen kann, um so Hewlett-Packard besser präsentieren zu können.

Uli Holdenried: "Für mich sind die Kernthemen Adaptive Enterprise und Infrastruktur."

CW: Welche Themen stehen bei der CeBIT im Vordergrund?

HOLDENRIED: Für mich sind die Kernthemen Adaptive Enterprise und Infrastruktur. Auch der Trend, IT-Zentren nicht mehr als Kostenfaktor zu sehen, sondern als Dienstleistungszentren, wird auf der CeBIT prominent dargestellt werden.

CW: Ist Konvergenz von Unterhaltungselektronik und Informationstechnologie für Sie - wie für die Messeverantwortlichen - auch ein Trendthema?

HOLDENRIED: Absolut. Hierbei sehe ich besonders die Herausforderung, mit Dienstleistungen Unternehmen zu helfen, die Verschmelzung von Kommunikation, Computing und Mobile Computing zu realisieren.

CW: Welchen Sinn gibt die CeBIT für Hersteller wie HP?

HOLDENRIED: Es geht nicht nur um die Frage, ob eine Messe Sinn gibt oder nicht. Vielmehr kommt es darauf an, welche Unternehmensstrategie ein Hersteller hat und darum, ob diese mit der Ausrichtung einer Messe wie der CeBIT in Einklang zu bringen ist, welche Akzente also die CeBIT setzt.

CW: Mit anderen Worten: HPs Abkehr von Hannover ist nicht endgültig?

HOLDENRIED: Natürlich nicht. Wenn die Strategie der CeBIT und die von HP wieder die richtige Verbindung eingehen können, dann kann es durchaus sein, dass HP in Zukunft wieder an der CeBIT teilnimmt.

Es ist ja auch nicht so, dass HP grundsätzlich nicht mehr auf Messen geht. Wir nehmen ja an Spezialmessen wie etwa der Photokina oder der Drupa teil.

CW: Abgesehen von dem Thema CeBIT haben Sie als HP-Chef für Ihr Unternehmen ja für das Jahr 2005 Ziele. Welches sind die wichtigsten?

HOLDENRIED: Ziele sind, unsere Umsatz- und Profiterwartungen zu erfüllen.

CW: Ist das nicht selbstverständlich?

HOLDENRIED: Ist es nicht. Wir haben im vergangenen Mai unser gesamtes Go-to-Market-Konzept, also die Strategie, wie wir unsere Produkte erfolgreich auf den Markt bringen, erneuert. Die Customer-Solutions-Organisation, die wir hierzu im Frühjahr 2004 samt einem neuen Management installiert haben, müssen wir auf den Weg bringen. Dies ist die wichtigste Aufgabe in diesem Jahr. Von Bedeutung ist dabei besonders, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

CW: HP hat im vergangen Jahr die Unternehmensschwerpunkte deutlich Richtung Dienstleistungssegment ausgerichtet Ist das ein Signal, wie Ihr Unternehmen sich in diesem Jahr aufstellt? (Anm.d.Red.: Im April 2004 kaufte HP Triaton, die IT-Tochter von Thyssen-Krupp, und übernahm zudem deren 2000 Mitarbeiter. Zu Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. November 2004 übernahm das Unternehmen im Zuge eines Outsourcing-Deals bei der West LB 350 IT-Dienstleister der Bank. Zusätzliche Servicefachleute wechselten anlässlich eines weiteren Outsourcing-Abkommens mit der Carl Zeiss AG zum Computer- und Druckerhersteller.)

HOLDENRIED: Das Thema Dienstleistung ist für HP insofern von entscheidender Bedeutung, als wir auf diese Weise unsere Sichtbarkeit und Relevanz beim Kunden erhöhen können. Mit Services geht das am besten. Das bedeutet übrigens nicht, dass ich wegen dieser Priorität anderen Produktbereichen leichtere Vorgaben mache.

CW: Die Entlassung von Carleton Fiorina wurde unter anderem damit begründet, dass sie mit dem "HP Way", also der guten Firmenkultur Ihres Unternehmens, zu rigide aufgeräumt habe, weswegen die Stimmung bei HP massiv gelitten haben soll.

HOLDENRIED: Wer jetzt vom Verlust des "HP Way" redet, sollte bedenken, dass das Unternehmen heute ein Konglomerat unterschiedlicher Firmen ist. Neben den angestammten HP-Angehörigen arbeiten heute Tausende von Ex-Compaq-Mitarbeitern, 2000 ehemalige Triaton-Angestellte, 350 frühere Dienstleistungsexperten der West LB und von Carl Zeiss bei HP Deutschland. Meine Aufgabe ist es, einen Weg zu finden, für diese Melange eine geeignete Firmenkultur zu finden.

CW: Geht es nicht auch darum, bei HP nach all den negativen Schlagzeilen wegen der Management-Veränderungen in der Corporation und der Entlassung Fiorinas Ruhe einkehren zu lassen?

HOLDENRIED: Für die Kunden war der Weggang von Fiorina gar kein so wichtiges Thema. Ich habe natürlich sofort nach der Demission mehrere Kunden angerufen. Für sie war Fiorina Entlassung nicht von Bedeutung. Den Kunden geht es darum, dass ein Unternehmen seine Strategie und seine Ausrichtung beibehält. Weil ein Vorstandsvorsitzender das Unternehmen verlässt, heißt das ja noch lange nicht, dass die ganze Firmenstrategie sich ändert.