8 Regeln für Bewerber

Überzeugen im Vorstellungsgespräch

14.02.2024 von Yasmine Limberger
Ein gutes Zeugnis und einschlägige Erfahrung sind keine Garantie auf den Traumjob. Wer überzeugen will, muss sich im Bewerbungsgespräch professionell präsentieren.

Wer Personaler im Vorstellungsgespräch überzeugen will, darf sich nicht nur auf sein fachliches Wissen verlassen. Er muss die Regeln der Kommunikation beherrschen und wissen, wie man sich präsentiert. Ein falscher Satz, fehlender Blickkontakt oder falsches Benehmen können Bewerber schnell ins Aus befördern, ohne dass sie es bemerken. Leider erfahren Bewerber hinterher oft nicht, warum sie die Stelle nicht bekommen haben. So laufen sie Gefahr, denselben Fehler beim nächsten Mal wieder zu machen. Welche Regeln gilt es also zu beachten:

tipps vorstellungsgespräch
Die richtige Kleidung wählen
Es muss nicht immer Kostüm und Anzug sein. Oft reicht eine farblich dezente, aber modische Kombination mit einem Business-Hemd und Business-Schuhen.
Salopp geht nicht
Jeans und Turnschuhe sind in den meisten Firmen, aber in der Bewerbungssituation fehl am Platz. Wer zu leger zum Vorstellungsgespräch erscheint, riskiert, dass der Gesprächspartner den Eindruck bekommt, man käme mal eben ganz unverbindlich vorbei anstatt gut vorbereitet und interessiert zu sein.
Pünktlich sein
Seien Sie also auf jeden Fall etwa 15 Minuten früher als zum vereinbarten Termin vor Ort. So haben Sie auch die Chance, sich einen Eindruck von der Unternehmenskultur zu machen.
Die Begrüßung
Begrüßen Sie Ihr Gegenüber daher mit festem Händedruck und ....
... schauen Sie ihm freundlich und direkt in die Augen.
Informieren Sie sich vorher über das Unternehmen.
Studieren Sie die Firmen-Website und lesen Sie Presseartikel
Banale Fragen nach der Kantine ...
... oder Parkplätzen sollten Sie aber immer erst stellen, wenn Ihnen bereits ein Angebot vorliegt.
Im Vorstellungsgespräch ...
... sollten Sie für einen angenehmen Gesprächsfluss sorgen. Beantworten Sie Fragen nicht zu knapp, aber kommen Sie auf den Punkt und schweifen Sie nie vom Thema ab.
Fangen Sie nicht bei Ihrer Geburt an, ...
... wenn es gilt, den Lebenslauf zu skizzieren. Stellen Sie stattdessen Highlights heraus, die Ihre Motivation beschreiben und die sich auf Ihre Qualifizierung für die ausgeschriebene Stelle beziehen.
Lästern über vorherige Arbeitgeber, ...
... Chefs und Kollegen ist ein klares Tabu.
Auch Ihr Privatleben...
... geht den Personaler nichts an.
Achtung vertraulich!
Im Vorstellungsgespräch sollte man keine vertraulichen Unterlagen des alten Arbeitgebers präsentieren oder Kundennamen ohne deren Zustimmung präsentieren.
Allgemeine Höflichkeit, Teil 1
Warten Sie, bis man Ihnen einen Stuhl anbietet, bevor Sie sich setzen.
Allgemeine Höflichkeit, Teil 2
Legen Sie Ihr Sakko nur ab, wenn es Ihr Gesprächspartner auch tut oder es Ihnen freistellt, das zu tun.
Allgemeine Höflichkeit, Teil 3
Schalten Sie Ihr Handy auf stumm und planen Sie für das Gespräch genügend Zeit ein, um nicht unter Druck zu geraten und das Gespräch aufgrund eines Folgetermins vorzeitig beenden zu müssen.

1. Die richtige Kleidung wählen

Der erste Eindruck beginnt schon bei der Auswahl der richtigen Kleidung. Machen Sie sich zuvor ein Bild von der Unternehmenskultur, in dem Sie sich über die Webseite oder Firmenbroschüren informieren. Wenn Freunde oder Bekannte in dem Unternehmen arbeiten, in dem Sie sich bewerben, erkundigen Sie sich nach einem Dresscode. Es muss nicht immer Anzug und Krawatte oder Kostüm sein. Oft reicht eine farblich dezente, aber modische Kombination mit einem Business-Hemd und Business-Schuhen. Im Zweifelsfall aber eher over-dressed als zu salopp erscheinen.

Jeans und Turnschuhe sind in den meisten Firmen aber in der Bewerbungssituation fehl am Platz. Mit der Kleidung wird eine gewisse Ernsthaftigkeit ausgedrückt. Wer zu leger zum Vorstellungsgespräch erscheint, riskiert, dass der Gesprächspartner den Eindruck bekommt, man käme mal eben ganz unverbindlich vorbei anstatt gut vorbereitet und interessiert zu sein.

Mit Outfit punkten
1. Nicht mauern!
Ein Anzug allein macht noch keine Karriere. Dennoch hilft ein attraktives Design der persönlichen Benutzeroberfläche in vielen Lebenslagen. Also: Öffnen Sie sich für den Gedanken, dass neben Wissen und Können auch der Auftritt zählt. Selbstvermarktung ist eben nicht nur etwas für Marketing-Leute. Einem Techniker vertraut der Kunde generell schon - einem gut gekleideten erst recht. Warum also auf diese Form der Kundenbindung verzichten?
2. Nicht verkleiden!
Ein Programmierer im Brioni-Anzug würde nur Kopfschütteln hervorrufen. Um ein attraktives Erscheinungsbild abzugeben, kommt es darauf an, die eigene Persönlichkeit attraktiv zu präsentieren. Optische Brüche vermeidet man am besten, indem man seinen eigenen Stil findet - jenseits von Sportsocken und Funktionsjacke. Statt des Anzugs überzeugt an manch einem Kollegen vielleicht eher die Kombination dunkle Jeans plus Hemd (und Sakko). Wer keine Krawatten mag, greift möglicherweise zum dunklen Rollkragenpullover plus Anzughose.
3. Achtung, Details!
Oft sind es Kleinigkeiten, die das Outfit stimmig erscheinen lassen - oder die es zerstören. So sollte etwa das Muster der Krawatte den Gesamteindruck der Kleidung unterstützen (also mit Hemd und Sakko harmonieren). Ansonsten besteht die Gefahr, dass vom Träger nur der "lustige" Schlips in Erinnerung bleibt. Der Gürtel sollte zu den Schuhen passen. Also bei beidem entweder zu braun oder zu schwarz greifen, nicht mischen. Wichtig: Das richtige Schuhwerk kann oft über topp oder Flop entscheiden. Teure Treter entpuppen sich häufig als gute Investition, weil sie etwa in Besprechungen ein Blickfang sind. Nicht akzeptabel sind Sneakers und ungeputzte Schuhe - egal welcher Art.
4. Keine Hektik!
Auch wenn Einkaufen nicht zu Ihren Hobbys gehört: Lassen Sie sich beim Einkleiden unbedingt genug Zeit. Vielleicht hilft Ihnen Ihre bessere Hälfte oder eine Freundin bei der Beratung. Dann sind Sie nicht allein dem Urteil des Verkäufers ausgeliefert - und Ihrem eigenen. Probieren Sie verschiedene Stücke an, nur so lässt sich herausfinden, was wirklich zu Ihnen passt. Ein Jackett darf nicht bei der kleinsten Bewegung kneifen. Und Frauen sollten nur dann Highheels tragen, wenn sie darauf auch problemlos laufen können.
5. Strategisch anziehen!
Man zieht sich nicht für den Job an, den man hat, sondern für den, den man anstrebt. Schließlich sind auch (Personal-)Chefs Augenmenschen. Wer also eine Stelle als Pre-Sales-Chef anstrebt, sollte nicht in ausgeleierten Pullis und Jeans rumlaufen. Denn so wird ihm kaum eine Position mit Kundenkontakt zugetraut. Man muss den Rucksack ja nicht gleich gegen eine Aktentasche aus Krokoleder eintauschen. Aber vielleicht tut es auch eine Schulterumhängetasche in gedeckter Farbe. Und was spricht dagegen, sich bei den Outfits von Kollegen oder Geschäftspartnern etwas abzuschauen? So bekommt man neue Ideen frei Haus geliefert, ohne gleich Modeprospekte wälzen zu müssen. Schließlich hat man Wichtigeres zu tun.

2. Pünktlich sein

Planen Sie bei der Anreise genügend Puffer ein. Wenn Sie schon abgehetzt auf die letzte Minute ankommen oder gar zu spät erscheinen, sind die Voraussetzungen bereits negativ. Seien Sie etwa 15 Minuten früher als zum vereinbarten Termin vor Ort. So haben Sie auch die Chance, sich einen Eindruck von der Unternehmenskultur zu machen. Während Sie auf Ihren Gesprächspartner warten, nehmen Sie bewusst die Atmosphäre wahr, die hier herrscht. Wie gehen die Menschen miteinander um? Wie sprechen sie miteinander? Wie ist die Ausstattung (technisch modern oder eher veraltet)?

3. Begrüßung mit Blickkontakt

Selbst die Begrüßung kann im wahrsten Sinne des Wortes schon ins Auge gehen. Vor allem, wenn man es nicht schafft, einen angemessenen Blickkontakt herzustellen. Schauen Sie Ihrem Gegenüber daher freundlich und direkt in die Augen. Antworten Sie auf erste Höflichkeitsfragen, etwa, ob Sie gut hergefunden haben, nicht einfach nur mit einem "Ja", aber auch nicht mit ausschweifenden Geschichten, über jeden Stau, jede Baustelle oder Parkplatzprobleme.

4. Informieren Sie sich über das Unternehmen

Informieren Sie sich im Vorfeld umfangreich über das Unternehmen. Studieren Sie die Firmen-Website und lesen Sie Presseartikel. Ist das Unternehmen in der Vergangenheit auch in negative Schlagzeilen geraten, vermeiden Sie es, Ihren Gesprächspartner gleich zu Beginn darauf anzusprechen. Wenn sich abzeichnet, dass das Unternehmen Interesse zeigt, stellen Sie Ihre Fragen sachlich und bitten Sie hier um eine offene Stellungnahme. Bereiten Sie zudem Fragen zur Position und zu den Entwicklungsmöglichkeiten vor, die für Ihre Entscheidung wichtig sind.

Banale Fragen nach Parkplätzen oder Kantinenessen sollten Sie aber immer erst stellen, wenn Ihnen bereits ein Angebot vorliegt. Im ersten Gespräch sollten sich Ihre Fragen nur auf den Job und die Organisation des Unternehmens beziehen.

5. Tabus im Vorstellungsgespräch

Sorgen Sie für einen angenehmen Gesprächsfluss. Beantworten Sie Fragen nicht zu knapp, aber kommen Sie auf den Punkt und schweifen Sie nie vom Thema ab. Halten Sie immer Blickkontakt zu allen Gesprächspartnern und lächeln Sie zwischendurch in angemessener Weise. Wenn Sie aufgefordert werden, Ihren Lebenslauf kurz zu skizzieren, fangen Sie nicht bei Ihrer Geburt an, sondern stellen Sie Highlights heraus, die Ihre Motivation beschreiben und die sich auf Ihre Qualifizierung für die ausgeschriebene Stelle beziehen. Ihre Gesprächspartner werden durchaus nachfragen, wenn Sie einige Punkte genauer dargestellt haben möchten.

Sprechen Sie Lücken im Lebenslauf oder auch Knackpunkte offen an, aber betonen Sie diese nicht zu sehr. Vor allem suchen Sie nicht nach langen Rechtfertigungen für einen Jobwechsel in der Probezeit oder allzu häufigen Wechseln. Nennen Sie kurz und sachlich Gründe für die Wechsel und setzen Sie den Schwerpunkt Ihrer Darstellung auf die Zukunft und Ihre Motivation.

Ein klares Tabu ist es, über vorherige Arbeitgeber, Vorgesetzte oder Kollegen negativ zu sprechen. Für einen erfahrenen Personaler ist es ein Leichtes, Sie aus der Reserve zu locken, wenn die wahren Gründe für einen Jobwechsel auf unüberwindbaren Konflikten beruhen. Tappen Sie also nicht in die Falle, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Gehen Sie auf Fragen nach dem Grund für den Jobwechsel immer sachlich ein und lenken Sie das Gespräch wieder in Richtung Zukunft. Können Sie fachlich Fragen nicht beantworten, sagen Sie offen, dass Sie hier noch keine Erfahrungen haben, anstatt drum herum zu reden oder gar zu raten.

6. Privatleben ist kein Thema für das Vorstellungsgespräch

Ihr Privatleben geht auch den Personalentscheider nichts an. Sie müssen sich im Vorstellungsgespräch nicht über private Dinge outen und sollten dies auch nicht tun. Manche Berufe erfordern jedoch auch, dass zum Beispiel die Familie mit einer hohen Reisebereitschaft des Partners einverstanden ist. Hier geht es jedoch ausschließlich darum, dass man solche Punkte bereits mit der Familie besprochen hat oder dies nun nach dem Gespräch tun wird. Sich ausgiebig über seine familiäre Situation auszulassen oder sehr private Angelegenheiten haben im Vorstellungsgespräch nichts verloren.

Unerwartete Fragen im Vorstellungsgespräch -
Im Vorstellungsgespräch ...
... müssen Bewerber mit Fragen rechnen, auf die sie sich schwer vorbereiten können. Hier einige Beispiele für verschiedene Arten von unerwarteten Fragen.
Wie definieren Sie Zusammenarbeit?
Die Frage zielt auf ihre Fähigkeit zur Teamarbeit ab. Überlegen Sie, ob die Stelle einen Einzelkämpfer oder Teamplayer erfordert. Legen Sie sich nicht fest, sondern machen Sie deutlich, dass Sie beides können. Eine diplomatische Antwort wäre: Ich arbeite gern in einem Team, in dem jeder seine Ideen und Erfahrungen einbringen kann. Ich traue mir zu, Entscheidungen zu treffen und mit Kollegen an einem Strang zu ziehen.
Worin waren Ihr ehemaliger Chef und Sie nicht einer Meinung?
Hüten Sie sich, über Ihren ehemaligen Chef zu lästern. Darauf warten die Unternehmensvertreter vielleicht nur. Gehen Sie diplomatisch vor und äußern Sie sich nur objektiv und loyal gegenüber ihrem alten Arbeitgeber.
Wie hoch schätzen Sie den Marktanteil von Mercedes in Schweden ein?
Was war Ihre erste Reaktion beim Lesen der Frage? "Was für ein Blödsinn" oder "Woher soll ich das wissen“. Es wäre Zufall, wenn Sie auf diese Art Frage eine eindeutige Antwort parat hätten. Der Interviewer möchte einen Lösungsweg hören. Nennen Sie keine Zahl. Denken Sie laut! Damit zeigen Sie, dass Sie logisch und analytisch denken und dass Sie mit Zahlen umgehen können. Erscheint Ihnen die Frage zu allgemein oder ist sie Ihnen unklar, stellen Sie Rückfragen, wie "Wenn Sie von Mercedes in Schweden sprechen, meinen Sie dann den Marktanteil der PKWs oder LKWs?".
Auch bei Gruppendiskussionen in Assessment Centern ...
... geht es nicht um die Lösung, sondern um die Art, wie die Gruppe eine Lösung erarbeitet und wie Sie zu dieser beizutragen. Auch bei scheinbar unbeantwortbaren Fragen im Vorstellungsgespräch ist nur gefragt, wie Sie an ein Problem herangehen.

7. Auf Vertraulichkeit achten

Arbeitsproben mit zum Vorstellungsgespräch zu nehmen ist eine gute Gelegenheit, dem Unternehmen zu zeigen, was man in der Vergangenheit bereits entwickelt oder konzipiert hat. Hierbei muss man jedoch darauf achten, dass man keine vertrauliche Unterlagen präsentiert oder Kundennamen ohne deren Zustimmung nennt. Offizielle Referenzen des aktuellen Arbeitgebers, an denen man maßgeblich mitgearbeitet hat, sind hier unkritisch und geben einen guten Einblick, welchen Mehrwert man in dem Unternehmen leistet.

8. Eine Frage der Höflichkeit

Beachten Sie auch im Vorstellungsgespräch die allgemeinen Regeln der Höflichkeit. Warten Sie, bis man Ihnen einen Stuhl anbietet, bevor Sie sich setzen. Legen Sie Ihr Sakko nur ab, wenn es Ihr Gesprächspartner auch tut oder es Ihnen freistellt, das zu tun. Sprechen Sie nicht allzu flapsig. Setzen Sie sich aufrecht hin und signalisieren Sie Aufmerksamkeit und Interesse. Schalten Sie Ihr Handy auf stumm und planen Sie für das Gespräch genügend Zeit ein, um nicht unter Druck zu geraten und das Gespräch aufgrund eines Folgetermins vorzeitig beenden zu müssen. Gehen Sie aus dem Vorstellungsgespräch ebenfalls mit einem klaren Bild über das Unternehmen und den Job und fragen Sie, wie es nun weitergeht.