Überraschender Führungswechsel beim Linux-Server-Spezialisten Collax

26.09.2006
Olaf Jacobi räumt unerwartet seinen CEO-Sessel. Vorübergehend übernimmt der CTO Boris Nalbach das Amt.

Collax, der Freiburger Anbieter vorkonfigurierter Linux- und Open-Source-Umgebungen, schien ruhig und planvoll auf der Erfolgsschiene zu sein. Im August letzten Jahres von Olaf Jacobi, dem ehemaligen Suse-CTO Boris Nalbach und Bill Hite gegründet, hat das Unternehmen innerhalb eines Jahres mehr als 8300 seiner Appliances an kleine und mittelgroße Unternehmen verkauft. Doch hinter den Kulissen hat es anscheinend mächtig Zoff gegeben.

Entlassener Collax-Chef Olaf Jacobi

Soeben ist Olaf Jacobi, seit Gründung von Collax der CEO von seinem Amt zurückgetreten. Zu den Hintergründen will das Unternehmen keine Stellungnahme abgeben. Es gibt lediglich die übliche Formulierung des Collax-Aufsichtsrats, die Trennung sei "in beiderseitigem Einvernehmen" erfolgt. Zum Interimsnachfolger ernannte der Aufsichtsrat den Collax-Technikchef Nalbach. Wie zu erfahren war, sucht der Aufsichtsrat für das Amt des CEO einen US-amerikanischen Manager, denn es gelte, das Überseegeschäft voranzutreiben.

Vor fast drei Monaten hat Collax eine Niederlassung in Boston gegründet, um seine Produkte auf dem US-amerikanischen Markt zu vertreiben. Zu dessen Leiterin hatte das Unternehmen Paula Hunter, die einstige Chefin des aufgelösten Linux-Distributoren-Bündnisses United Linux, ernannt (siehe "Paula Hunter soll Collax über den 'großen Teich' führen"). Es ist nicht bekannt, ob sie auch die weltweite Chefin von Collax werden soll.

Keine Chance auf den CEO-Posten bei Collax dürfte der ehemalige Lotus-, SAP- und Oracle-Manager Bertram Mandel haben, der zum Vice President Sales and Marketing EMEA berufen wurde (siehe "Collax holt neuen EMEA-Channel-Mann von Oracle"). Schließlich ist er nicht, wie gefordert, US-Amerikaner. Das trifft allerdings auf den Firmenmitbegründer und Finanzchef Bill Hite zu. Doch der hat sich bisher stets im Hintergrund gehalten.

Es gibt keine Informationen, welche Rolle die Risikokapitalgeber Wellington Partners, Atlas Venture und Intel Capital, die seit einiger Zeit in unbekannter Höhe in das Unternehmen investiert haben, bei der Entlassung von Jacobi gespielt haben (siehe "Intel Capital steigt bei Collax ein"). Ferner gibt es keine Informationen, inwieweit der ehemalige Suse-Chef Richard Seibt involviert war. Der ist Privatinvestor bei Collax und sitzt seit wenigen Tagen im Aufsichtsrat des Unternehmens (siehe "Und noch ein Aufsichtsratsmandat für Richard Seibt"). (ls)