Telefonriese versus Computerhersteller

Übernahmekampf: Nun klagt AT&T gegen NCR

11.01.1991

DAYTON (CW) - Im Übernahmekampf zwischen AT&T und NCR haben nun die New Yorker beim Bundesdistriktgericht Dayton Klage gegen den Computerhersteller eingereicht. Damit will AT&T die Abwehrmaßnahmen von NCR aufweichen.

Erst vor wenigen Wochen hatte NCR beim gleichen Gericht Klage gegen den ungeliebten Freier erhoben. AT&T, so der Vorwurf des Computerherstellers, habe in der Tender-Offerte an die Aktionäre "falsche, manipulierende und irreführende" Angaben gemacht. Damit verstoße AT&T unter anderem gegen die Regelungen der Börsenaufsicht Security Exchange Commision (siehe auch CW Nr. 51/52 vom 21. Dezember 1990, Seite 1).

Nun ist auch AT&T gerichtlich aktiv geworden. Wie der Branchendienst "vwd" berichtet, strebt der amerikanische Telefonriese mit seiner Klage an, daß das Gericht in Dayton NCR anweist, die "Poison pill" und die anderen ebenfalls zur Abwehr von unwillkommenen Übernahmeversuchen konzipierten Maßnahmen zu neutralisieren.

Außerdem beschuldigt AT&T den Computerhersteller, mit der falschen Darstellung, die NCR-Stammaktie sei mindestens 125 Dollar wert, den Security Exchange Act verletzt zu haben. Aus den Reihen des umworbenen Unternehmens verlautete dazu, die Klage von AT&T entbehre jeder Grundlage und sei deshalb nicht ernst zu nehmen. Die New Yorker versuchten einmal mehr, von ihrer indiskutablen Übernahmeofferte abzulenken.

Vor der Klage hatte der Telefonriese bereits erste Schritte für einen Stimmrechtskampf eingeleitet. Damit soll die Kontrolle über den Verwaltungsrat von NCR erreicht werden. Wie verlautete, hat AT&T die NCR-Aktionäre aufgefordert, für die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung zu plädieren. Dort könne dann unter anderem darüber beraten werden, ob ein Teil der momentanen Verwaltungsratsmitglieder des Computerkonzerns abgelöst werden sollen.