Standard-Mailer ist jetzt Thunderbird, das Software Center wurde verbessert und von Ubuntu Core kommt eine reduzierte Fassung zum Einsatz. Die komplett neu gestaltete Oberfläche Unity und nicht behobene Bugs bei Ubuntu 11.04 (Natty Narwhal) kamen bei den Anwendern nicht gut an. Sie hatten das Gefühl ein unfertiges Produkt vor sich zu haben und äußerten dies vielerorts. An Unity hält der Hersteller trotz Kritik fest.
Die Entwickler versprechen eine ausgereifte, schnellere und stabilere Desktop-Umgebung mit der Version Ubuntu 11.10 (Oneiric Ocelot). Des Weiteren haben sie den Umschalter "Alt + Tab" erneuert und Places heißt jetzt Lenses. Hierbei handelt es sich um Filter- und Suchtechnologien. Die Musik-Lense ist mit Banshee verbunden und wird standardmäßig installiert.
Laut Canoncial ist das System schneller, da sich die Portierung von GTK 3 auf die Starter- und Systemleisten auswirkt. Zudem macht Unity 2D das System funktionsfähiger und einfacher zu bedienen. Dies geschieht durch einen gemeinsam basierten Code.
Im Folgenden finden Sie die Neurungen, das Upgrade und Download-Möglichkeiten vor. Ab dem 13.10.2011 steht die finale Oneiric Ocelot Version zur Verfügung.
Ubuntu 11.10: Neuerungen
Canonical hat sich bei Oneiric Ocelot von Evolution als E-Mail-Client verabschiedet. Die Rolle übernimmt Mozilla Thunderbird. Als Standard-Backup-Lösung haben die Entwickler Déjà Dup integriert. Hiermit ist es möglich Backups auf Ubuntu One, einem Cloud-Dienst von Canoncial, hochzuladen. Der Microblogging-Client Gwibber soll durch die aktuelle GNOME-Technologie (Version 3.1.92) schneller sein.
Neu ist auch, dass Pitivi und Synaptic aus den ISO-Images entfernt wurden. Wer die Anwendungen benötigt, kann diese über das Ubuntu Software Center bequem nachrüsten.
Oneiric Ocelot setzt auf den Linux-Kernel 3.0.0-11.18. Dieser beruht auf Vanilla 3.0.4 und unterstützt auch das Keyboard des MacBook Air.
Bessere 32-Bit-Kompatibilität auf 64-Bit-Systemen
Ubuntu 11.10 bringt "Multiarch"-Unterstützung für die Installation von 32-Bit-Bibliotheken auf 64-Bit-Systemen mit sich. Damit können Anwender dieselben 32-Bit-Pakete unter 64-Bit-Systemen installieren, die auch für die i386-Ausgabe vorhanden sind. Dazu gehören ebenfalls Skype und Adobe Flash.
Anwender, die vor dem 16. August bereits auf Oneiric umgestiegen sind oder eine Version vor Alpha 3 benutzen, müssen die "Multiarch"-Unterstützung manuell aktivieren. Dies geschieht ganz einfach mit dem Kommandozeilen-Befehl: echo foreign-architecture i386 | sudo tee /etc/dpkg/dpkg.cfg.d/multiarch
Wenn Sie dann ein apt-get update ausführen, haben Sie Zugriff auf die komplette Auswahl an i386-Paketen, zusätzlich zu den 64-Bit.
Das hat allerdings Auswirkungen auf Skype. Die Website des Herstellers leitet automatisch auf eine 64-Bit-Version um, die aber derzeit mit Ubuntu 11.10 nicht kompatibel ist. Anwender sollten daher die Version benutzen, die sich im Partner-Archiv von Canonical befindet. Alternativ kann man die i386-Ausgabe via Kommandozeile installieren: sudo apt-get install skype:i386
Verbessertes Ubuntu Software Center
Das Ubuntu Software Center wurde nicht nur kosmetisch aufgemöbelt. Auf der Haupt- und allen Unterseiten gibt es nun eine Unterkategorie "Am besten bewertet". Ebenso können Sie Ihre eigenen Bewertungen und Kritiken bearbeiten und löschen. Des Weiteren ist der Paketmanager laut Aussage der Entwickler bei der Installation einzelner deb-Dateien (gdebi-Funktionalität) deutlich schneller.
Letzteres war auch bitter nötig, denn bisher war ein Doppelklick auf eine deb-Datei mit einer langen Wartezeit bis zum Abschluss der Installation verbunden. Manchmal konnte man sogar meinen, das Ubuntu Software Center sei abgestürzt. Viele Anwender haben mit Sicherheit statt des Doppelklicks der Konsole und dpkg -i den Vorzug gegeben.
Ubuntu Core und Lubuntu
Wer sich sein Ubuntu selbst zusammenbasteln möchte, wird sich über Ubuntu Core freuen, eine Version mit minimaler Softwareausstattung. Diese können Anwender als Basis für den Eigenbau benutzen und müssen nicht wie früher eine bestehende Version von nicht benutzten Paketen befreien.
Ein weiteres neues Mitglied der Ubuntu-Familie ist Lubuntu. Dieser Abkömmling bringt LXDE als Desktop-Umgebung mit sich. Verfügbar ist Lubuntu schon länger und wird von der Community entwickelt und gewartet. Aber nun ist dieses Betriebssystem auch offiziell unterstützt.
Unterstützung für ARM
Ab dieser Ausgabe wird es zwei neue Abbilder für die ARM-Subarchitekturen armel+ac100 für das Toshiba-Netbook ac100 und armel+mx5 für das Freescale i.MX53 geben. Diese Abbilder werden von einer Community gepflegt. Die Images eignen sich laut eigener Aussage für Entwickler und Hobbyanwender. Vor einer Benutzung sollte man einen Blick auf derzeit bekannte Fehler werfen.
Ubuntu Server
Orchestra wurde in die Serverausgabe von Oneiric aufgenommen, eine Ansammlung von freien Softwarediensten, die dem Zweck dienen, Rechenzentren zu verwalten. Eine Kernkomponente von Orchestra ist Cobbler. Derzeit befindet es sich noch im Universe-Softwarelager, wird jedoch als wichtiger Teil des Ubuntu Server gesehen.
Der Xen Hypervisor ist wieder Teil des Ubuntu Server und somit als Option verfügbar. Die Qualitätssicherung hat einige Probleme im Zusammenhang mit der Beta 2 identifiziert. Die Entwickler sind eigenen Angaben zufolge guter Dinge, dass es eine ordentliche Unterstützung für Xen in der finalen Oneiric-Version geben wird.
Die Cloud-Abbilder wurden offiziell umbenannt und heißen nun "Ubuntu Cloud Images" oder "cloudimg" in der Kurzform. Sie finden diese Abbilder unter der Adresse https://cloud-images.ubuntu.com/. Alle Referenzen in UEC wurden auf "Ubuntu Cloud" geändert. Wer den Ausdruck UEC künftig entdeckt, sollte dies bitte als Fehler melden.
Frühere UEC-Komponenten, zum Beispiel Eucalyptus, sind nicht länger Teil des CD-Abbilds - diese wurden in Universe verlegt. Einen Upgrade-Pfad von Natty gibt es aber laut den Entwicklern.
Upgrade-Tipps
Ubuntu 11.10 wird statt /var/run, /var/lock und /dev/shm die Pfade /run, /run/lock und /run/shm benutzen. Die AppArmor-Pakete von Ubuntu wurden angepasst. In einigen Fällen und bei selbst angelegten Regeln könnte es zu Inkompatibilitäten kommen. Wer sich in einem Migrationsprozess befindet, möchte vielleicht vorerst beide Pfade benutzen. Dies können Sie mittels Befehl sed -i -e 's#/var/run#/{,var/}run#' -e 's#/var/lock#/{run,var}/lock#' -e 's#/dev/shm/#/{dev,run}/shm/#' <profile> erreichen.
Fazit
Tatsächlich wirkt Unity selbst in der Beta 2 von Oneiric Ocelot wesentlich schneller und reaktionsfreudiger als in Ubuntu 11.04. Anstatt jeder Menge neuer Funktionen setzen die Entwickler hauptsächlich auf das Verbessern der vorhandenen Struktur. Das ist auch notwendig. Ob man Unity nun mag oder nicht, ist in erster Linie Geschmackssache. Auf jeden Fall ist es besser geworden.
Seit Ubuntu 11.10 Beta 1 gibt es eine überarbeitete DVD-Version. Diese ist eine Erweiterung zu den CD-Ausgaben und besitzt eine Größe von ungefähr 1,5 GByte. In der Softwareauswahl wurden Wünsche der Community berücksichtigt. Die DVD enthält zum Beispiel nützliche Applikationen wie Inkscape, GIMP oder Pitivi und eine komplettere Ausgabe von LibreOffice.
In Sachen Kubuntu ist noch erwähnenswert, dass KDE SC 4.7 inklusive der neuen KDEPIM-Sammlung an Bord ist. In Sachen Software bedeutet das KMail 2. Ebenso ist Amarok 2.4.3 enthalten. (cvi)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation TecChannel. (sjf)