Medien 2009

Twitter wird das neue Leitmedium

30.12.2009 von pte pte
Das Medienjahr 2009 pendelte zwischen Twitter und Weltuntergang. Auch Datenschutz und Urheberrechtspiraten drückten der Branche den Stempel auf.

Twitter hat dem Medienjahr 2009 unübersehbar seinen Stempel aufgedrückt. Weder alte noch neue Medien konnten sich dem Einfluss des boomenden Microbloggingdienstes entziehen. So findet sich inzwischen kaum mehr ein Medium, das nicht - zumindest durch einzelne Journalisten - mit einem eigenen Account auf der Seite vertreten ist. Die Marketingabteilungen von Unternehmen twittern, Politiker twittern und Promis twittern - von der Masse an privaten Befindlichkeits-Tweets gar nicht zu reden.

Die Verbreitung von Information hat durch den Microblogging-Trend extrem an Geschwindigkeit zugelegt. Kein journalistischer Artikel kann so schnell geschrieben sein, wie eine 140-Zeichen-Botschaft ihren Weg ins Netz findet und sich dort ausbreitet. Selbst in der eigentlich sehr jungen Bloggingszene hat Twitter vieles auf den Kopf gestellt und sich zum zweischneidigen Schwert entwickelt.

Dass es an Twitter derzeit kein Vorbeikommen gibt, zeigt unter anderem auch das gewachsene Interesse seitens großer Internetkonzerne an dem Service. Der Begriff Echtzeitsuche entwickelte sich in Windeseile zum viel strapazierten Schlagwort, nachdem sowohl Google als auch Microsofts Bing bekannt gegeben hatten, künftig Informationen von Twitter zu indizieren.

Twitter-Alternativen
Co-op
Hier können Sie Updates posten, Fragen stellen, Links tauschen und die Zeit messen. Geben Sie Ihren täglichen Terminkalender für die Kollegen frei und durchwühlen Sie Ihr Nachrichtenarchiv nach abgelegten Informationen. In den ersten 30 Tagen kostenlos.<br /><br /> <a href="http://coopapp.com/" target="_blank">Zum Angebot</a>
Cyn.in
Verknüpft Collaboration-Werkzeuge wie Wikis, Social Networks, Blogs, Filesharing-Dienste, Mikroblogs und Diskussionsforen innerhalb einer sicheren Enterprise-Plattform. Erhältlich sind kostenlose und kostenpflichtige Accounts.<br /><br /> <a href="http://www.cynapse.com/cynin" target="_blank">Zum Angebot</a>
Jaiku
Ähnelt Twitter sehr, wird aber von Google unterstützt. Updates können via Web, Instant Messenger und SMS gepostet werden. Darüber hinaus werden Drittanbieter-Applikationen unterstützt. Kostenlos.<br /><br /> <a href="http://www.jaiku.com/" target="_blank">Zum Angebot</a>
Obayoo
Legen Sie ein privates, sicheres Netzwerk für Ihr Unternehmen an. Unterstützt Nachrichtenarchivierung und das Erstellen neuer Gruppen samt umfangreicher Einladungsfunktionen. Kostenlos.<br /><br /> <a href="http://obayoo.com/" target="_blank">Zum Angebot</a>
Present.ly
Legen Sie für jedes Projekt und jedes Thema eine eigene Gruppe an. Sie können Dokumente, Videos und Audiodateien untereinander austauschen. Auch vom Mobiltelefon aus erreichbar. Kostenlos nur für Endkunden. Enterprise-Version ist kostenpflichtig.<br /><br /> <a href="http://presentlyapp.com/" target="_blank">Zum Angebot</a>
Sharetronix
Wie bei Twitter sind nur maximal 160 Zeichen erlaubt. Bookmarken Sie Ihre Lieblingspostings, versenden Sie Direct Messages und vergeben Sie bis zu zehn Tags, um Interessen, Hobbys oder Beruf eines Users zu beschreiben. Kostenlos.<br /><br /> <a href="http://sharetronix.com/opensource/" target="_blank">Zum Angebot</a>
Snipia
Projektgruppen anlegen, den Gruppenmitgliedern Aufgaben zuweisen, Statusupdates posten, Dateien gemeinsam mit Teammitgliedern bearbeiten. Kostenlos.<br /><br /> <a href="http://www.snipia.com/login.html" target="_blank">Zum Angebot</a>
Socialcast
Neben öffentlichen und privaten Diskussionsgruppen sowie E-Mail-Integration können Sie Infos nach eigenen Kriterien filtern und Ihre Kontakte anhand Ihrer Personendaten, Verbindungen untereinander und ihrer Nachrichten analysieren. Neben kostenlosen Accounts gibt es auch kostenpflichtige.<br /><br /> <a href="http://www.socialcast.com/" target="_blank">Zum Angebot</a>
Socialtext
Greifen Sie via Browser, Handy oder einer Adobe AIR-Applikation zu. Ein Wiki, Social-Network-Profile und Activity Stream warten auf Sie. Kostenpflichtig.<br /><br /> <a href="http://www.socialtext.com/" target="_blank">Zum Angebot</a>
StatusNet
Integrieren Sie Ihren Mikroblog in Ihre Unternehmens-Website. Unterstützt Filesharing, Projektgruppen, anpassbare Hintergründe und mobilen Zugriff. Darüber hinaus wartet das Programm mit eigenen Plug-ins und Apps auf. Lediglich der Support kostet etwas.<br /><br /> <a href="http://status.net/" target="_blank">Zum Angebot</a>
WorkSimple
Das Tool für Führungskräfte: Lassen Sie sich Ihre Termine über ein personalisiertes Dashboard anzeigen und archivieren. Mit Buddy-Empfehlungsfeature und Performance-Messer für Ihre Angestellten. Kostenlose und kostenpflichtige Accounts.<br /><br /> <a href="http://www.getworksimple.com/" target="_blank">Zum Angebot</a>
Yammer
Zu guter Letzt die wohl bekannteste Twitter-Alternative fürs Business: Bauen Sie sich Ihr eigenes Social Network im Unternehmen auf und diskutieren Sie in Projektgruppen. Zugriff über den Desktop, Instant Messenger oder Mobiltelefon inklusive SMS. Kostenlose und kostenpflichtige Accounts erhältlich.<br /><br /> <a href="https://www.yammer.com/" target="_blank">Zum Angebot</a>

Ein bemerkenswertes Beispiel für den Nutzen von Twitter und Social Media lieferten in diesem Jahr die Studentenproteste, die ausgehend von Wien nach und nach ganz Europa erfassten. Die Politik war geradezu überfordert von dem Tempo, in dem sich die Studierenden über die sozialen Onlinemedien vernetzten und ihren Protest organisierten. Die Rolle, die einst von Agitatoren im Zuge von Revolutionen und Demonstrationen eingenommen wurde, wurde hier durch eine basisdemokratische Social-Media-Vernetzung ersetzt, wie Kommunikationsexperten meinen.

Datenschutz

Die weiter steigende Nutzung von sozialen Medien hat aber auch in diesem Jahr wieder dazu beigetragen, dass hitzige Datenschutzdebatten geführt wurden. Twitter, Facebook und nicht zuletzt die diversen Google-Angebote verleiten mehr und mehr Menschen, Intimes von sich im Netz preiszugeben. Zuletzt hatte vor allem Facebook mit seinen neuen Privateinstellungen für Verärgerung bei Usern und Datenschützern gesorgt, nachdem die automatische Datenfreigabe nach außen den Nutzern als Verbesserung verkauft worden war.

Als Dauerbrenner in der Kritik von Datenschützern erwies sich neuerlich der Internetgigant Google mit seinen zahlreichen neuen Produkten. Um den Angriffen etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, startete der Konzern Anfang November das sogenannte "Google Dashboard", worüber die Nutzer ihre persönlichen Daten besser unter Kontrolle halten und mehr Einblick in das Datensammeln des Unternehmens gewinnen sollten.

Als wenig hilfreich für die Datenschutzoffensive des eigenen Konzerns erwies sich jedoch Google-CEO Eric Schmidt, als er im US-Fernsehen sinngemäß zum besten gab, "wer etwas zu verbergen habe, sollte dies vielleicht gar nicht erst tun". Doch nicht nur in puncto Privatsphäre, auch in Copyright-Fragen eckte Google neuerlich an und sorgte vor allem mit seiner Buchdigitalisierung bei Verlagen für Verstimmung.

Die rasanten Entwicklungen im Web, das neben der Dominanz von großen Playern wie Google, Microsoft und Co auch zunehmend von nutzergenerierten Inhalten beherrscht wird, lässt auch die Zeitungsverlage weiterhin recht ratlos zurück. Während Printauflagen weiterhin sinken, die von den USA ausgehende Zeitungskrise - verschärft durch das eingebrochene Anzeigengeschäft - auch hierzulande noch stärker spürbar zu werden droht, wird das Internet als Informationsquelle immer wichtiger.

Doch auch wenn die Zugriffe auf Zeitungswebseiten wachsen, so verdienen die Verlage damit bis dato wenig bis kein Geld - nach wie vor fehlt es an Geschäftsmodellen. So kommt es kaum überraschend, dass immer mehr Branchenvertreter - allen voran News-Corp-Chef Rupert Murdoch - nach "Paid Content" schreien und zumindest teilweise auf Bezahlinhalte im Netz umsteigen wollen. Auch deutschsprachige Medien sind mittlerweile in die Debatte eingestiegen, der Weg wird jedoch steinig.

Piraten

Die Überforderung klassischer mit den neuen Medien ließ sich auch 2009 wieder an heftigen Urheberrechtsdiskussionen und dem damit verknüpften Online-Piraterieproblem ablesen. Das mittlerweile schon traditionsreiche Konfliktthema Copyright gipfelte in diesem Jahr in der Verurteilung der schwedischen Pirate-Bay-Betreiber. Was folgte, waren weitere Prozesse, Verbote der Torrentseite in einzelnen Ländern sowie die Stilllegung von Pirate Bay.

Dass dem Piraterieproblem damit jedoch nicht beizukommen ist, bewies der Effekt, der durch die Pirate-Bay-Abschaltung ausgelöst wurde. Nach wie vor ist ein Großteil der illegalen Dateien im Netz verfügbar, nachdem die Seite kurzerhand auf andere Server umgezogen ist. Auch Sicherheitsexperten betonen, dass die Stilllegung die Situation eher noch verschärft habe.

Neben Datenschutzdebatten, Urheberrechtsdiskussionen und grundlegenden Veränderungen für klassische Medien konnte das Internet in diesem Jahr aber auch noch in anderer katastrophaler Weise von sich reden machen. Schon im Januar verbreitete sich eine hysterische Weltuntergangsstimmung in Zusammenhang mit der Jahreszahl 2012. Wer die Zahl bei Suchmaschinen eingab, erhielt Massen an Informationen zum Thema Weltuntergang, der laut Maya-Zeitrechnung am 21. Dezember 2012 bevorsteht.

Dieselbe Jahreszahl sorgte mit dem Start des Katastrophenfilms "2012" von Sony Pictures im November schließlich für eine Neuauflage der Web-Massenpanik. Wieder kursierten unzählige Weltuntergangstheorien, geschürt von einer cleveren Marketingabteilung des Filmstudios. Selbst die NASA wurde mit besorgten Rückfragen bombardiert und hatte alle Hände voll zu tun, den Menschen zu erklären, dass die Welt möglicherweise doch noch länger bestehen wird. (pte)