Agenda 2009

Trotz Krise - CIOs investieren in Innovationen

03.02.2009 von Karin Quack
Sie müssen sparen, wollen aber das Innovationsthema auf gar keinen Fall aus den Augen verlieren.

Eine Adhoc-Umfrage via TED lieferte ein erstaunliches Ergebnis. Die Frage, wo sie derzeit ihre Prioritäten setzen, antworteten die Teilnehmer an der diesjährigen "Handelsblatt"-Konferenz "Strategisches IT-Management" zu einem großen Teil mit dem Begriff "Innovations-Management". Nun hat eine anonyme Abstimmung nicht allzu viel Aussagekraft. Aber auch die vier IT-Chefs, die zum Thema "CIO-Fahrplan 2009" referierten, betonten nahezu einstimmig, dass sie es für falsch halten, IT- und Business-Innovationen dem Rotstift zu opfern.

Lufthansa: Auftanken zum Durchstarten

Thomas Endres, Lufthansa
Foto: Euroforum/C. Meyer

Die Agenda von Thomas Endres, CIO der Lufthansa AG, umfasst drei Hauptpunkte. Da ist zum einen die Betriebsstabilität, sprich: Qualität der Informationstechnik. Sie sei umso schwieriger zu erhalten, als die Lufthansa sich derzeit in einer Phase "heftiger Bewegung" befinde, so Endres - bedingt durch den Rollover der Flotte, den volatilen Ölpreis und die Konsolidierung im Markt.

Zweitens betreibt Endres ein konsequentes Kosten-Management. Es umfasst das Ausnutzen von Skaleneffekten und die Flexibilisierung der Kosten sowie das Herstellen von Vergleichbarkeit durch Benchmarks innerhalb des Konzerns.

Last, but not least hat der Lufthansa-CIO auch das Innovations-Management auf dem Schirm. "Innovations-Management braucht Vorlauf", erläuterte er. Deshalb sei es "doppelt wichtig", das Thema auch in Krisenzeiten nicht fallen zu lassen. "Sonst merkt man nach dem Freeze, dass man hinterherhinkt, wo die Konkurrenz schon wieder durchstartet."

MLP: Wer bremst, kommt ins Schlingern

Klaus Strumberger, MLP
Foto: Euroforum/C. Meyer

Klaus Strumberger, CIO des Finanzdienstleisters MLP, fragte sich coram publico: Werden wir als CIOs künftig nur noch Kostendämpfer sein? Sollten wir nicht auch Innovationen verfolgen? Und haben wir eine Strategie gewählt, die es uns erlaubt, beides zu tun? Der IT-Manager verfolgt sieben strategische Ziele, die sich mit der Ausrichtung des Business decken. Das sind:

"Wir stehen nicht auf der Kostenbremse, sondern investieren mit Bedacht", fasste Strumberger zusammen. "Das Schlimmste, was wir jetzt tun könnten, ist, voll die Bremse reinzuhauen. Denn dann kommen wir ins Schlingern und brauchen lange, um wieder anzufahren."

Daimler: Ein Kompass hilft bei jedem Wetter

Michael Gorriz, Daimler
Foto: Euroforum/C. Meyer

Michael Gorriz, CIO der Daimler AG, verblüffte die Zuhörer mit der Feststellung, dass sich seine Agenda 2009 kaum von der Agenda 2008 unterscheide. Eine IT-Strategie sei wie ein Kompass. Auch wenn sie bei Sonnenschein erstellt worden sei, bleibe sie doch im Sturm gültig. Die "Grundpfeiler nachhaltiger Wertschöpfung durch die IT", die der Daimler-CIO formulierte, ähnelten weitgehend der Prioritätenliste seines Vorredners Strumberger. Sie umfassen:

Hier beklagte Gorriz einen "Aderlass in Richtung Fachbereiche". IT-Mitarbeiter seien - vor allem im Hinblick auf die derzeitigen Einstellungsbeschränkungen - gesuchte Fachkräfte in techniknahen Fachbereichen: "Ich kann kaum nachschieben, was vorn abgepumpt wird."

Evonik: Von der Pflicht zur Kür

Jochen Gintzel, Evonik
Foto: Euroforum/C. Meyer

Jochen Gintzel, CIO der Evonik Industries, stellte seine "Werthebel der IT" schließlich unter die Überschrift "Von der Pflicht zur Kür". Die Pflicht der IT seien Effizienz und interne Produktivität, führte er aus. Hierzu gehörten unter anderem die kontinuierliche Verbesserung und das Benchmarking mit dem "Markt". Allerdings sei es kaum möglich, auf diesem Weg positiv aufzufallen.

Als "Türöffner" bezeichnete Gintzel zuverlässige Business-Plattformen, also Anwendungen, die den Fachbereichen und der Unternehmensleitung einen spürbaren Mehrwert geben. Der CIO müsse aber darauf achten, dass er diese Pluspunkte nicht mit "Pflichtverletzungen" erkaufe.

Die Kür schließlich bestehe in der Optimierung und Harmonisierung der Prozesse, konstatierte der Evonik-CIO: "Wenn man aus drei Order-Entry-Prozessen einen einheitlichen macht, dann entspricht das meinem Verständnis von Business-IT-Alignment."