IT-Kosten im Finanzwesen

Trotz Digitalisierung bei IT-Ausgaben sparen

26.04.2019 von Vincenzo Fiore 
Innovationen und Digitalisierung lassen IT-Kosten in die Höhe schnellen. Dabei haben Finanzinstitute viele Möglichkeiten, ihre Ausgaben nachhaltig zu senken. Beispiele dafür lesen Sie in diesem Artikel.
  • Die Kosten im Zusammenhang mit Digitalisierungsmaßnahmen sollen für Banken eher noch weiter ansteigen.
  • Kosten lassen sich zum Beispiel durch Outsourcing oder Cloud-Dienste sparen.
  • Weitere Einsparungspotenziale existieren aber auch außerhalb der IT.
IT-Kosten machen in der Finanzbranche einen großen Teil der Ausgaben aus - vor allem in die Digitalisierung wird derzeit viel investiert. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, wie Banken und Sparkassen dabei sparen können.
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Deutsche Kreditinstitute sind neben den Versicherungen Spitzenreiter in Sachen IT-Ausgaben: Seit Jahren fließt ein Großteil des Geldes im Finanzsektor in die IT der Geldinstitute - vor drei Jahren waren es etwa sechs Milliarden Euro. Prognosen zeigen, dass die IT-Ausgaben aufgrund der Digitalisierung künftig eher noch weiter steigen. Laut der IT-Trends-Studie 2019 von Capgemini fließen bereits knapp ein Viertel des IT-Budgets von Unternehmen in Digitalisierungsmaßnahmen, in der Finanzbranche ist der Anteil sogar noch höher.

Wettbewerbsfähigkeit mit optimierter IT-Infrastruktur vorantreiben

Doch Finanzinstitute sind bereit diese Ausgaben zu tätigen, denn durch den Einsatz überholter IT-Infrastrukturen riskieren sie, den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren. Eine Studie von CSC und Finextra zeigt, dass 92 Prozent der befragten Finanzinstitute fürchten, durch eine ineffiziente IT-Infrastruktur an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.

Die Aufwendungen für die IT in Banken und Sparkassen entstehen unter anderem durch den Cash-Management-Prozess. Dazu zählen etwa das Auszählen, der Transport oder die Immobilisierung von Geldern sowie die Zeit, die für die Wiederaufstockung und für Informationsabrufe nötig ist.

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Weitere Kosten setzen sich zusammen aus Investitionen in und Updates von Hard- und Software sowie den Ausgaben für Kernsysteme, Lizenzierungen, Implementationen. Ein weiterer Kostenpunkt ist Betrieb und Wartung der im gesamten Netzwerk der Bank eingesetzten Assets. Laut der Umfrage von CSC und Finextra investieren Banken rund 67 Prozent ihres IT-Budgets in Wartung und Instandhaltung. Diesem Kostenfaktor kann beispielsweise mit vorausschauender Wartung entgegengewirkt werden. Einer Studie zufolge können damit die Gesamtbetriebskosten um etwa 30 Prozent verringert werden.

Innovationen und Updates belasten das IT-Budget

Auch durch den Wandel des Bankings zu vermehrt digitalen und mobilen Angeboten sowie in Richtung Omnichannel-Banking und weiteren technologischen Neuheiten stiegen die Ausgaben von Finanzinstituten für die IT-Infrastruktur in den vergangenen Jahren an. Um Kunden und potenziellen Neukunden eine anhaltend exzellente Nutzererfahrung zu bieten, müssen Banken und Sparkassen stets auf dem neuesten Stand der Technik bleiben.

Deshalb war der Ausbau digitaler Angebote in den vergangenen Jahren weltweit ein wichtiges Thema für Finanzinstitute, was hohe Ausgaben für neue Hard- und Software verursachte. Ein Ende ist jedoch nicht in Sicht. Viel wahrscheinlicher ist hingegen, dass künftig noch mehr ausgefeilte technologiegetriebene Innovationen den Finanzsektor umwälzen. Deshalb ist damit zu rechnen, dass das IT-Budget in Finanzinstituten in naher Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen wird.

Der Weg in Richtung Digitalisierung ist oft keine reine IT-Entscheidung, sondern viel eher eine Unternehmensstrategie. Indem verschiedene Abteilungen miteinander agieren und den Bedarf nötiger Investitionen ermitteln, können die Ausgaben für IT genauer bestimmt werden. Sind die IT- und Unternehmensstrategien eng miteinander verknüpft, können IT-Effizienz und -Effektivität optimiert werden.

Eine Möglichkeit, IT-Kosten für Digitalisierung und Innovationen zu senken, ist beispielsweise der Greenfield Approach. Dadurch können Finanzinstitute von Grund auf neu und ohne Schnittstelle zu den bestehenden Unternehmensprozessen neue Services und Dienstleistungen entwickeln und nebenbei Ressourcen einsparen. Bleibt der Erfolg aus, kann dieses Nebengeschäft einfacher abgewickelt werden als Projekte, die direkt im Kerngeschäft durchgeführt werden.

Der Weg zum Erfolg erfordert Technologie

Prozesse und Aufgaben, die nicht zwangsweise innerhalb des Unternehmens abgewickelt werden müssen, können beispielsweise durch Outsourcing effizienter gestaltet werden. So kann unter anderem der Betrieb der Rechenzentren durch ein Partner-Unternehmen Inhouse-Kosten reduzieren. Dabei sollte allerdings immer ein Auge auf die Ausführung geworfen werden, denn IT-Kosten bei Banken steigen mit ineffizientem Outsourcing.

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Neben Outsourcing bietet es sich auch an, in der Cloud statt On-Premise zu arbeiten. Cloud-Dienste sind nicht nur eine neue Art der Infrastruktur, sondern eine Möglichkeit, individuelle digitale Ansätze umzusetzen. Durch die Auslagerung von Diensten in die Cloud haben Finanzinstitute mehr Ressourcen für die Entwicklung des Kerngeschäfts - sei es mit einem Brownfield- oder Greenfield-Ansatz. Ein Teil davon kann die Optimierung von Mainframe-Applikationen sein: Für den Geschäftsprozess essenzielle Anwendungen können in modernere und kostengünstigere Umgebungen transferiert werden, ohne dabei Stabilität, Sicherheit oder Performance zu beeinflussen.

Weitere Möglichkeiten der Kosteneinsparung

IT-Ausgaben können auch über das eigene Unternehmen hinaus reduziert werden, beispielsweise, indem Banken ihr Filialnetz vereinheitlichen und zusammen mit Kooperationspartnern Banking Business Hubs errichten. Diese Art des Filialdesigns wird bereits in Großbritannien eingesetzt. Es wurde speziell dafür entwickelt, um Unternehmen, die Bargeld- und Schecktransaktionen verwalten, mehr Flexibilität bei der Verwaltung ihrer täglichen Finanzen zu bieten. Bei den Banking Business Hubs in Großbritannien können Kunden mehrerer Banken ihre Transaktionen in einer gemeinsamen Einrichtung durchführen.

Darüber hinaus bieten sogenannte "White-Label"-Geldautomaten Möglichkeiten für Einsparungen. Diese sind oft Eigentum von Unternehmen aus dem Nichtfinanz-Sektor und werden von diesen betrieben. Kunden, die im Besitz einer Debitkarte sind, können an solchen Geldautomaten Geld abheben, müssen aber oftmals eine Dienstleistungsgebühr bezahlen. Die Chance für Banken liegt darin, die Unternehmen bei der Bereitstellung der Automaten zu unterstützen, indem sie alle Fragen, die im Zusammenhang mit Cash-Management oder der Abwicklung von Transaktionen mit anderen Banken entstehen, beantworten.

In sogenannten White-Label-Bankfilialen teilen sich Banken und Sparkassen Filial- und Standortkosten und können weiterhin individuelle Services an eigenen Automaten bieten. So können Kunden unterschiedlicher Banken die lokale White-Label-Filiale besuchen und eine breite Vielfalt an Dienstleistungen in Anspruch nehmen, für die sie andernfalls die entsprechende Bank aufsuchen müssten. Damit bieten sie ihren Kunden eine nahtlose Bankerfahrung.

Viele Ansätze - ein Ziel: IT-Ausgaben senken

Die Digitalisierung muss also nicht von Grund auf teuer sein. Mit den richtigen Ansätzen können Banken und Sparkassen auch künftig Innovationen entwickeln und ihre IT-Ausgaben optimieren. So können die Gesamtbetriebskosten auf einem möglichst geringen Niveau gehalten und die Rentabilität verbessert werden.