Gerüchte um Zugangssoftware auf Netscape-Basis

Trennt sich AOL vom Internet Explorer?

04.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Die Software von AOL soll Gerüchten zufolge künftig nicht mehr automatisch mit Microsofts "Internet Explorer" gekoppelt sein, sondern den hauseigenen Netscape-Browser unterstützen.

Seit Anfang des Jahres ist der Vertrag über die Bündelung der AOL-Zugangssoftware mit dem Internet Explorer (IE) von Microsoft ausgelaufen. AOL Time Warner will dieses Exklusivabkommen offenbar nicht mehr erneuern. Stattdessen soll in der Zugangssoftware von AOL und Compuserve künftig standardmäßig der Browser der Firma Netscape voreingestellt sein, die AOL Time Warner vor zwei Jahren übernommen hat. US-Medienberichten zufolge testet der Medienriese bereits ein Programm mit dem Codenamen "Komodo", das den Netscape-Browser mit den beiden Online-Diensten verknüpft.

Die langjährige Kooperation zwischen AOL und Microsoft bietet vor allem Vorteile für Microsoft. AOL verfügt immerhin weltweit über fast 30 Millionen Mitglieder, die auf diese Weise standardmäßig mit dem IE arbeiten. Aber auch dem Online-Dienst kommt es gelegen, dass seine Zugangssoftware automatisch mit dem weltweit führenden PC-Betriebssystem gekoppelt ist.

Andererseits gibt es für AOL Time Warner gute Gründe, auf Netscape umzusteigen. Eine Rolle spielen dürften dabei die Bestrebungen Microsofts, den eigenen Online-Dienst MSN zu einem umfassenden Content- und Service-Anbieter auszubauen und letztendlich damit den Internet-Angeboten von AOL und Compuserve Kunden abzujagen.

Nahe liegender ist die Tatsache, dass Microsoft und AOL Time Warner im Browser-Markt bereits seit zwei Jahren konkurrieren. "Da gibt es doch Sinn, das eigene Produkt einzusetzen", so Billy Pidgeon, Analyst beim Marktforschungsunternehmen Jupiter Research. Zudem passe der Netscape-Browser besser zu AOLs Wireless-Strategie "AOL Anywhere", da er sehr modular aufgebaut sei. Dennoch glaubt Pidgeon nicht, dass der Umstieg so schnell erfolgen wird, da die neueste Netscape-Version noch mit einigen Bugs zu kämpfen habe. AOL dementierte die Spekulationen bisher.