Karriere 2010

Top-Absolventen haben es schwerer als Otto-Normal-Bewerber

27.02.2010
Was sind die Karrieretrends 2010? Die Hamburger Autorin Karriereberaterin Svenja Hofert beschreibt sieben Trends.

1. Lieber die Uschi aus Herne als die Ulrike aus Harvard

Wenn derzeit Stellen entstehen, so im Mittelstand der krisenfesten Unternehmen. Doch dort sind die internationalen Lebensläufe der modernen Jungakademiker oft weniger angesehen. Top-Bewerber bleiben ohnehin nicht lange, scheint manch ein Personalentscheider zu denken (und hat damit vielleicht sogar Recht). Deshalb kassieren sehr gut qualifizierte Bewerber derzeit oft mehr Absagen als mittelgute. Mit dem überraschenden Effekt, dass die Quote der Einladungen auf Bewerbungen durchschnittlich qualifizierter Bewerber derzeit sehr viel besser ist als die der Überflieger, sagt Svenja Hofert.

Svenja Hofert: "Die meisten Unternehmen brauchen nicht die Besten der Besten, sondern ganz normale Mitarbeiter."
Foto: Svenja Hofert

Der Trend: Die meisten Unternehmen brauchen nicht die Besten der Besten, sondern ganz normale Mitarbeiter.

2. Studiengänge hängen hinterher

Im Marketing sieht man es am deutlichsten: Was Studenten an der Uni lernen, wird im derzeitigen Arbeitsleben kaum gebraucht. Es gibt wenige Stellen für Produktmanager, aber viele für Onliner aller Art. Doch richtig Online können nur Praktiker.

Der Trend: Der Bedarf auf dem Arbeitsmarkt ändert sich schnell - Bewerber sollten sich nicht auf einmal gelernten ausruhen.

3. Sturm auf die Gewinnerbranchen

Die Automobilbranche verliert langsam, aber sicher an Attraktivität. Gewinner sind Branchen, die bisher wenig Anzugskraft hatten, die Medizintechnik etwa, von der Krise kaum betroffen. Einen rasanten Aufschwung versprechen die Alternativen Energien und auch Branchen, die weitgehend unabhängig sind von der globalen Wirtschaft wie Gesundheit, Nahrungsmittel oder Dienstleistungen.

Der Trend: Die Boom-Branchen von gestern sind die Verlierer von heute.

4. Newcomer statt Stars

Schlaue Karrieremacher interessieren sich für Unternehmen, die nur Insidern bekannt sind. Bei der jüngsten Ausschreibung für das Europäische Satellitenprogramm sahnte etwa eine OHB-System AG aus Bremen ab - ein Unternehmen, das vorher kaum einer kannte.

Der Trend: Die Wahl des passenden Arbeitgebers planen wie einen cleveren Schachzug.

Erfolgreich bewerben
Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.

5. Lebenslauf: Bunter statt roter Faden

Nicht jeder neue Job ermöglicht es, den berühmten roten Faden im Lebenslauf zu behalten. Oft sind stärkere Veränderungen nötig, zum Beispiel ein Branchenwechsel. Das wird ganz normal - und der rote Faden entsteht weniger aus einer Aneinanderreihung gleichartiger Tätigkeiten als vielmehr aus logischen Schritten.

Der Trend: Besser offenlassen, wie der Lebenslauf sich entwickelt - planbar ist ohnehin kaum etwas.

6. Mix- und Kombijobs

Das Institut für Arbeitsmarktforschung weiß: Die Zahl der Nebenjobs wächst seit 2009. Gerade im öffentlichen Dienst, bei kleinen Unternehmen, in der Kultur oder Vereinen/Verbänden gibt es oft nur Jobs für 20 Stunden. Die lassen sich meist ideal kombinieren mit freiberuflichen Tätigkeiten - für die es ebenfalls einen wachsenden Markt gibt. Laut Bundesministerium für Wirtschaft wuchs schon 2009 die Zahl der Nebenerwerbsgründungen um 4,7 Prozent.

Der Trend: Zwei und mehr Jobs sind oft nicht nur nötig, sondern vielfach auch eine gute Lösung.

7. Das eigene Ding machen

In Krisenzeiten steigt die Zahl der Gründungen stets deutlich an. Doch erstaunlich viele neue Unternehmen überleben - auch weil es immer mehr Nachfrage für spezielle Themen gibt. Ob Umzugsservice für Hunde oder Coaching fürs Klartext-Sprechen - vieles ist möglich. Um 16 Prozent ist die Zahl der mit Gründungszuschuss geförderten Gründungen laut Bundesagentur für Arbeit schon 2009 gestiegen - in diesem Jahr ist der Anstieg vermutlich noch stärker.

Der Trend: Selbstständigkeit ist nach der absoluten Flaute 2008 zwei Jahre später wieder ein angesagtes Thema.

und was machen sie beruflich
1. Schritt: Attention
Nehmen wir an, Sie befinden sich auf einer Messe, bei einem Netzwerktreffen oder bei einer gesellschaftlichen Rahmenveranstaltung. Sie lernen einen Teilnehmer kennen, der das Gespräch nach der Vorstellung vielleicht so eröffnet: "Und was machen Sie so, womit verdienen Sie Ihr Geld?" Ihr Gesprächspartner könnte zu einem wertvollen Geschäftskontakt werden, daher gilt es, sich möglichst kurz und interessant zu fassen, gemäß der AIDA-Formel "Attention - Interest - Desire - Action". Hier ein Beispiel für eine gelungene Antwort beziehungsweise Kurzpräsentation:<br/><br/> "Guten Tag, mein Name ist Peter Müller von PC Müller, ich mache PC’s sicher." (Attention)
2. Schritt: Interest
"Sie kennen sicher die großen Probleme, die mit Datenklau, dem Ausspionieren von Geschäftsgeheimnissen bis hin zur Lahmlegung ganzer PC-Netze immer wieder vorkommen." (Interest)
3. Schritt: Desire
"Ich verhindere so etwas und das ist gar nicht so kompliziert, wie es immer erzählt wird - und auch gar nicht so teuer, wenn man weiß, wie es geht." (Desire)
4. Schritt: Action
"Was für ein Sicherungssystem setzen Sie ein?" (Action)

Svenja Hofert ist Autorin zahlreicher Karriere- und Bewerbungsratgeber und Inhaberin der Hamburger Karriereberatung Karriere & Entwicklung. Das zuletzt erschienene Werk der Autorin heißt: Das Karrieremacherbuch: Erfolgreich in der Jobwelt der Zukunft. Eichborn Verlag, 176 Seiten, 17,95 Euro.