Navi der Top-Klasse

TomTom GO LIVE 1005 Europe im Praxis-Test

16.08.2011 von Hans-Christian Dirscherl
Das Navigationsgerät Go Live 1005 Europe von TomTom musste im 2500-Kilometer-Härtetest beweisen, ob es zuverlässig navigieren kann. Und ob es den hohen Preis rechtfertigt – insbesondere im Vergleich mit dem kostenlosen Google Maps Navigation.
TomTom Go Live 1005
Foto: TomTom

Das Navigationsgerät TomTom Go Live 1005 Europe gehört in die Topklasse der Stand-Alone-Navis. Sowohl was die Ausstattung und die Displaygröße als auch den Preis angeht. Die UVP liegt bei rund 350 Euro, im Internet bekommt man das Go Live 1005 Europe für knapp über 300 Euro.

Die Ausstattung umfasst neben dem Navi noch die Halterung für die Windschutzscheibe und das Ladekabel mit USB-Anschluss. Dieses wird mit dem mitgelieferten Adapter für die Auto-Steckdose verbunden. Falls Sie über keine Auto-Steckdose verfügen oder diese schon belegt ist, können Sie das Navi zuvor am PC aufladen und dann per Akku betreiben. Ein gedrucktes Handbuch fehlt allerdings. Die bei vielen Navis üblichen Zusatzfunktionen wie MP3s abspielen oder Fotos anzeigen fehlen; diese Funktionen sind aber auch nicht nötig. Ein SD-Kartenslot fehlt ebenso wie eine Tasche zum Mitnehmen des Navis.

Viel Geld für ein Navigationsgerät. Der Mehrwert, der dem Benutzer als erstes ins Auge sticht, ist das große 13 cm/5 Zoll-Display, ein kapazitives Fluid-Touch-Display. Es lässt sich nicht nur gut ablesen, sondern unterstützt auch Pinch-to-Zoom und Fingergesten. Sie können bequem mit dem Finger die Karte verschieben. POIs, die auf der Karte angezeigt werden, lassen sich allerdings nicht per Fingerdruck ansteuern – hierzu ist der Weg über das Menü erforderlich. Das kann Google Maps Navigation besser: Mit dem ersten Fingertipp blenden Sie den Namen zu einem POI ein, mit dem zweiten Fingerdruck – auf den Namen – öffnen Sie ein Detailmenü, aus dem heraus Sie direkt die Navigation dorthin starten können. Oder alternativ direkt dort anrufen.

Übersichtliches Menü, schnelle Routen-Neuberechnung

TomTom Go Live 1005 Europe
Foto: TomTom

Die Menü-Punkte sind beim TomTom GoLive 1005 übersichtlich angeordnet. Eine bestimmte Route kann man von Hand sperren, Alternativrouten auf Knopfdruck erstellen lassen. Dabei werden die Alternativroute und die bereits gewählte Route auf der Karte nebeneinander angezeigt, so dass man sich selbst einen Augenschein von beiden Routen verschaffen kann. Hierzu muss man allerdings in die entsprechenden Menü-Punkte gehen. Zwischenziele lassen sich bei einer Routenplanung ebenfalls einfügen.

Bei der Routenplanung lassen sich beispielsweise mautpflichtige Straßen sperren - ideal für die gemütliche Urlaubstour, bei der man sich die teure Autobahnmaut in manchen Staaten sparen will.

Die Routenberechnung erfolgt sehr schnell, ebenso schnell findet das Navi wieder ein GPS-Signal, wenn man einen Tunnel verlässt. Das Umschalten zwischen Tag- und Nachtmodus klappte zuverlässig. Das Umschalten erfolgt laut TomTom gesteuert durch einen Lichtsensor.

Gut klappt mit dem TomTom GoLive 1005 die Suche nach POIs in der Umgebung des eigenen Standorts. Hierzu dient neben dem Menü-Punkt "Sonderziel" unter anderem auch Google Locale. Geben Sie einfach Supermarkt ein und binnen Sekunden sehen Sie die Supermärkte in Ihrer Nähe. Google Locale gehört genauso wie die eigentlichen Verkehrslage-Informationen zu den so genannten Live-Diensten. Diese umfassen zusätzlich noch eine 5-Tages-Wettervorschau und Warnungen vor Radarkameras (außerdem gibt es die Möglichkeit für Kartenkorrekturen). Hinweise vor Tempolimits blendet das TomTom zwar auch ein (und warnt zusätzlich auch akustisch davor), in unserem Test waren die Hinweise auf Geschwindigkeitsbegrenzungen insbesondere auf der Autobahn aber oft falsch. So berücksichtigte das TomTom oft nicht, dass bestimmte Geschwindigkeitsbegrenzungen zeitlich begrenzt waren, beispielsweise von 8 bis 20 Uhr.

Die Verkehrslage-Informationen HD Traffic waren durchwegs korrekt, Verkehrsbehinderungen erkannte es zuverlässig. Einmal warnte uns das Navi rechtzeitig vor einer Vollsperrung auf der Autobahn A99 bei München und lotste uns korrekt über den mittleren Ring.

TomTom Go Live 1005 Europe bietet gutes Bedienkonzept

TomTom Go Live 1005 Europe
Foto: TomTom

Ziele lassen sich beim TomTom GoLive 1005 eintippen und aufsprechen. Sie können Favoriten festlegen und einen Heimatort bestimmen. Selbst wenn Sie auf einem kleinen Feldweg ohne Namen stehen, können Sie sich problemlos zu ihm zurück navigieren lassen, wenn Sie dessen GPS-Daten speichern.

Staus werden auf der rechten Verkehrslageleiste angezeigt. Dabei nennt das Navi auch den Abstand zur aktuellen Position, zu jedem Eintrag bekommt man auf Fingerdruck Detailinformationen. Wenn man auf die Karte direkt drückt, bekommt man das Auswahlmenü angezeigt. Durch einen Klick auf die Mitte der Leiste am unteren Bildschirmrand kann man die Lautstärke der Sprachanweisungen beeinflussen, links daneben zwischen 2D- und 3D-Ansicht umschalten.

Die Anzeige der Fahrhinweise ist sehr gut gelungen, das Symbol für unser Fahrzeug ändert auf der Karte zeitnah zu unserem Fahrzeug die Position, so dass man ein versehentliches Abweichen von der Route sofort bemerkt. Abbiegehinweise wurden in der Regel verständlich formuliert, auch im Kreisverkehr. Ein Fahrspurassistent erleichtert das korrekte Abbiegen an Autobahnkreuzen und -abfahrten, so etwas bietet Google Maps Navigation nicht.

Allerdings zeigte das TomTom GoLive 1005 in der Disziplin Abbiegeanweisungen mitunter Schwächen. So gab es die Anweisung, welche Autobahnabfahrt wir konkret nehmen sollten, einige Male erst so spät, dass bei dichtem Verkehr ein Wechsel der Fahrspur unmöglich gewesen wäre. Google Maps Navigation gab hier durchwegs rechtzeitig die entscheidenden Abbiege-Anweisungen. In einem Fall forderte uns das TomTom dazu auf, an der nächsten Kreuzung links abzubiegen. Als wir an der besagten Kreuzung ankamen, wurden wir aber dazu aufgefordert, erst an der nächsten Kreuzung nach links abzubiegen – das Navi hatte also ursprünglich die übernächste Kreuzung gemeint, es aber unterlassen, die Entfernung anzugeben. Auch hier lotste uns Google Maps Navigation zuverlässiger.

Ein anderes Mal forderte uns das Go Live 1005 auf, geradeaus Richtung Würzburg zu fahren – das tatsächliche Autobahnschild vor uns wies den Weg nach Würzburg aber über die rechte Autobahnausfahrt. Insgesamt zeigte sich Google Maps Navigation im Vergleich zum TomTom wortkarger, nichtsdestotrotz war Google Maps Navigation aber auch sehr zuverlässig.

Einmal leitete uns das TomTom-Navi in Italien völlig in die Irre: Wir standen plötzlich vor einem unüberwindbaren Bahndamm, der unsere Zielstraße in einen westlichen und in einen östlichen Teil trennte, die nicht direkt miteinander verbunden waren. Das Navi wusste davon offensichtlich nichts. Ein anderes Mal wollte es uns partout auf eine noch nicht fertig gestellte Autobahn lotsen. Von den hier genannten Fällen abgesehen navigierte das Navi auf den rund 2500 Kilometern aber zuverlässig, die Abbiegehinweise kamen fast immer rechtzeitig.

HD Traffic Live schlägt Google Maps Navigation-Verkehrslage-Informationen

TomTom Go Live 1005 Europe
Foto: TomTom

Via Bluetooth können Sie das TomTom GoLive 1005 auch mit einem Smartphone verbinden und danach als Freisprecheinrichtung verwenden. Die Befestigung an der Windschutzscheibe klappte dank der EasyClick-Magnethalterung schnell und unkompliziert.

Im Preis enthalten sind 2 Jahre lang die HD Traffic-Verkehrslageinformationen. Karten-Updates gibt es aber nur bis zu 90 Tage nach der Inbetriebnahme, danach muss man dafür bezahlen - bei Google Maps Navigation steht Ihnen die immer aktuellste Karte durchwegs kostenlos zur Verfügung. Ebenso sind bei Google Maps Navigation die Verkehrslageinformationen durchwegs gratis. Diese sind allerdings nicht annähernd so exakt wie bei HD Traffic und berechnen auch nicht automatisch eine schnellere Alternativroute, wenn die gewählte Route überlastet oder gesperrt ist.

Insbesondere fernab der Ballungsgebiete, wo derzeit noch kaum Android-Smartphones unterwegs sind, fehlen die Stauwarnungen von Google Maps Navigation mitunter komplett. Hier trumpft das TomTom mit seinen HD Traffic-Informationen natürlich auf.

Bei Fahrten ins Ausland siegt das TomTom ebenfalls klar über ein Smartphone mit Google Maps Navigation: Weil beim TomTom keine Roamingkosten anfallen. Denn die Karten von 45 west- und osteuropäischen Ländern, inklusive der Türkei und Griechenland, sind auf dem TomTom Go Live 1005 Europe vorinstalliert.

Google Maps Navigation lädt dagegen nicht nur die Verkehrslageinformationen, sondern insbesondere das Kartenmaterial fortlaufend von den Google-Servern herunter (Tipp: benutzen Sie die Kartenansicht anstelle der Satellitenansicht - das spart massiv Traffic).

Fazit: TomTom Go Live 1005 Europe ist ideal für Vielfahrer

Foto: TomTom

Pro TomTom Go Live 1005 Europe: Vielfahrer und Autofahrer, die ihr Fahrzeug aus beruflichen Gründen und unter Zeitdruck täglich über unbekannte Straßen lenken, dürften mit dem TomTom Go Live 1005 Europe gut bedient sein. Das große, gut ablesbare Display, die verständlichen Richtungsangaben und die meist rechtzeitig eintreffenden Abbiegehinweise sowie die vielfachen Konfigurationsmöglichkeiten bieten viel Gegenwert für den nicht gerade niedrigen Preis. Der entscheidende Vorteil gegenüber Google Maps Navigation sind aber die zuverlässigen HD Traffic-Verkehrsinformationen, auf deren Basis das TomTom automatisch während der Fahrt eine schnellere Alternativoute ermittelt. Dem hat Google Maps Navigation derzeit nichts Gleichwertiges entgegen zu setzen. Ganz besonders empfiehlt sich das TomTom zudem für Autofahrer, die oft im Grenzgebiet oder im Ausland unterwegs sind. Hier wird Google Maps Navigation zum teuren Spaß. Zudem kann man durch den Einsatz eines Stand-Alone-Navi das teure Smartphone schonen und ihm den heißen Einsatz hinter der Windschutzscheibe ersparen.

Google Maps Navigation im Einsatz auf einem Android-Smartphone
Foto:

Contra TomTom Go Live 1005 Europe:Auto-Fahrer, die nur gelegentlich eine Navigationshilfe benötigen und ohnehin ein modernes Smartphone besitzen, können dagegen unbesorgt zu einem Smartphone mit Navi-Software greifen. Geradezu unschlagbar ist das Preis-Leistungsverhältnis, wenn man zu Android-Smartphones mit der kostenlosen Navi-Software Google Maps Navigation greift. Das gilt besonders für Fahrer, die nur in Deutschland unterwegs sind und International Roaming vermeiden können. Sofern der Faktor Zeit nicht die entscheidende Rolle spielt und somit nicht in jedem Fall Verkehrsbehinderungen umfahren werden müssen – was die Stärke des TomTom ist – reicht Google Maps Navigation vollkommen aus. Denn das Kartenmaterial ist hervorragend, die Routenführung ebenfalls sehr gut, die Sprachanweisungen zuverlässig und völlig ausreichend.

Sie sollten Sie bei der Verwendung von Google Maps Navigation aber darauf achten, dass Sie Ihr monatliches Datenvolumen nicht überschreiten.

Um dem Smartphone während der Navigation einen Hitzeschaden zu ersparen, sollte das Navi idealerweise nicht direkt unterhalb der Windschutzscheibe angebracht werden. Oder aber sie kühlen es, indem Sie die Klimaanlage einschalten und den kühlen Luftstrom an die Windschutzscheibe leiten. Tipp: Wenn Sie noch ein älteres Zweit-Smartphone besitzen, dann verwenden Sie das doch als Navi.

Dem TomTom Go Live 1005 Europe konnte dagegen die sommerliche Hitze Italiens auf unserer Testfahrt nichts anhaben. Das Navi zeigte keinerlei Ausfälle und blieb auch nie hängen.

Dieser Artikel basiert auf auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.