Zwölf Monate Zeit einkalkulieren

Tipps für Führungskräfte auf Stellensuche

30.05.2012 von Renate Oettinger
Wie Manager einen neuen Job finden und warum sie sich dabei oft selbst im Weg stehen, beschreibt Andreas Wollny.

Die Adensam Personalberater, Ludwigshafen, ermittelte anhand von Managerbiografien, wie mittlere und obere Führungskräfte bei der Suche nach einer neuen Stelle vorgehen sollten.

"Das wird schon gut gehen. Irgendeine gleichwertige Stelle werde ich schon finden." Nach dieser Maxime agieren Führungskräfte, die in ihren Unternehmen eine exponierte Position innehaben, oft, wenn sich bei ihnen ein Stellenverlust anbahnt - unabhängig davon, ob es sich bei ihnen um Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen oder Bereichsleiter von Konzernen handelt.

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Ein Grund für ihre Zuversicht ist: Sie hegen meist viel Vertrauen in ihr berufliches Netzwerk. Oft zur Unrecht! Zu diesem Ergebnis kam die Adensam Die Personalberater GmbH, Ludwigshafen, bei einer Analyse der beruflichen Biographien von 87 Führungskräften, die vor ihrer Entlassung eine Top-Position in ihrem Unternehmen innehatten und im Zeitraum August 2008 bis Juli 2009 auf Stellensuche waren.

Per Twitter zum Job?
Per Twitter zum neuen Job?
Immer mehr Firmen twittern, um neue Mitarbeiter zu finden. Bewerbern bietet sich eine zusätzliche Möglichkeit, positiv auf sich aufmerksam zu machen.
Über die Suchfunktion von Twitter...
lassen sich Stellenangebote herausfiltern. Am besten, man sucht nach so genannten Hashtags (#job, #php, etc.)
Jobtweet
Über spezielle Suchmaschinen wie Jobtweet kann man sich auch einen Überblick über die Jobangebote per Twitter verschaffen.
Die Deutsche Telekom twittert...
seit letztem Jahr regelmäßig über ihre Jobangebote, Karrieretipps und Vernastaltungshinweise.
Andrea Schönwetter...
leitet das Personal-Marketing der Deutschen Telekom. Durch Jobtweets will der Konzern, der 3500 offene Stellen hat, in "Dialog mit den Bewerbern treten".
Sage Software....
schreibt schon seit fast einem Jahr alle Stellenangebote auch über Twitter aus und freut sich über eine große Resonanz.
Der Münchner Blogexperte Klaus Eck...
hat seine neuesten Mitarbeiter tatsächlich über Twitter gefunden. Er informierte nicht nur per Twitter über die offene Stelle, sondern führte auch die Gespräche.
Die Deutsche Bahn...
ist der erste Konzern, der einen Kandidaten über Twitter eingestellt hat. Allerdings handelt es sich um eine Praktikantenstelle.
Den Lebenslauf....
sollten Bewerber am besten online ( etwa bei Google Docs) hinterlegen und in Ihrem Twitter-Profil darauf verweisen. Wer intensiv auf Jobsuche ist, kann auch in den Tweets direkt auf den Lebenslauf verweisen.
Thorsten zur Jacobsmühlen...
...ist Social-Media-Berater. Er sieht Twitter als Vermarktungsplattform für Bewerber: Es geht darum, auf diesem Weg als Fachmann wahrgenommen zu werden.

Dabei zeigt sich unter anderem: Obere Führungskräfte registrieren es meist früh, wenn die Zeit reif für einen Wechsel wäre. Zum Beispiel, weil sich im Unternehmen weitreichende Veränderungen ankündigen. Doch oft nehmen sie dann nicht konsequent genug ihr berufliches Schicksal in die Hand. Für das Abwarten nannten die Manager laut Frank Adensam, Geschäftsführender Gesellschafter der Adensam Die Personalberater GmbH, Ludwigshafen, oft folgenden Grund: Ihnen waren bezüglich eines aktiven Sich-Bewerbens weitgehend die Hände gebunden. Zum Beispiel, weil ihr Arbeitgeber nicht zu früh von ihren Absichten erfahren durfte. Oder weil das Bekanntwerden ihrer Intention für das Unternehmen schädlich gewesen wäre. Oder weil sie aufgrund ihrer Position in der Branche jeder kannte.

Deshalb ließen die Betroffenen zuweilen Monate tatenlos verstreichen. Und oft trösteten sie sich mit dem Gedanken: Wenn das endgültige Aus kommt, erhalte ich zumindest eine hohe Abfindung. Also habe ich dann noch ausreichend Zeit, mir eine neue Stelle zu suchen.

Fallstricke in der Praxis

Dieses Denken entpuppt sich, so Adensam, in der Praxis oft als Fallstrick. Unter anderem, weil sich die geschäftlichen Beziehungen meist als weniger tragfähig als vermutet erweisen - zumindest wenn es um das Suchen einer neuen Stelle geht. Außerdem werden Geschäftsführer von Mittelständlern und Führungskräfte aus der zweiten oder dritten Konzernreihe nach einem Jobverlust im Gegensatz zu Konzernlenkern nicht automatisch von anderen Unternehmen und Headhuntern umworben; ihnen werden auch keine "Übergangsjobs" bei Beteiligungsgesellschaften offeriert.

Entsprechend zäh gestaltet sich gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation oft ihre Jobsuche. Zumindest dann, wenn eines der folgenden Hindernisse besteht: Die Person ist stark spezialisiert. Oder sie möchte sich im Einkommen nicht verschlechtern. Oder sie ist älter als 45 Jahre. Oder sie möchte beispielsweise wegen schulpflichtiger Kinder in der Region bleiben. "Dann dauert die Stellensuche", so der Executive Placement-Experte Adensam, "oft viele Monate - auch weil die Auswahlverfahren beim Besetzen von Schlüsselpositionen in Unternehmen meist langwierig sind."

Aus der Analyse der Biografien sowie Erfahrungen der Stellensucher lassen sich, laut Adensam, folgende Tipps für mittlere und obere Führungskräfte ableiten, die (mittelfristig) eine neue berufliche Perspektive für sich entwerfen müssen:

Abschließender Tipp

Und noch ein Tipp: Nehmen Sie nicht vorschnell eine Stelle an. Sonst ist die Gefahr groß, dass Sie in einem halben Jahr oder Jahr wieder auf der Straße stehen - gerade in der aktuellen Wirtschaftssituation. Denn in ihr sind laut Personalberater Adensam auch die Firmeninhaber oft sehr nervös. Entsprechend rasch entlassen sie die "neuen Hoffnungsträger" wieder, wenn ihr Handeln nicht schnell die bewünschten Erfolge zeigt.

Kontakt:

Der Autor Andreas Wollny ist Wirtschaftsredakteur und arbeitet im Büro für Bildung und Kommunikation. E-Mail: info@bildung-kommunikation.de, Internet: www.bildung-kommunikation.de

Tipps für Vorstellungsgespräche
Die richtige Kleidung wählen
Es muss nicht immer Kostüm und Anzug sein. Oft reicht eine farblich dezente, aber modische Kombination mit einem Business-Hemd und Business-Schuhen.
Salopp geht nicht
Jeans und Turnschuhe sind in den meisten Firmen, aber in der Bewerbungssituation fehl am Platz. Wer zu leger zum Vorstellungsgespräch erscheint, riskiert, dass der Gesprächspartner den Eindruck bekommt, man käme mal eben ganz unverbindlich vorbei anstatt gut vorbereitet und interessiert zu sein.
Pünktlich sein
Seien Sie also auf jeden Fall etwa 15 Minuten früher als zum vereinbarten Termin vor Ort. So haben Sie auch die Chance, sich einen Eindruck von der Unternehmenskultur zu machen.
Die Begrüßung
Begrüßen Sie Ihr Gegenüber daher mit festem Händedruck und ....
... schauen Sie ihm freundlich und direkt in die Augen.
Informieren Sie sich vorher über das Unternehmen.
Studieren Sie die Firmen-Website und lesen Sie Presseartikel
Banale Fragen nach der Kantine ...
... oder Parkplätzen sollten Sie aber immer erst stellen, wenn Ihnen bereits ein Angebot vorliegt.
Im Vorstellungsgespräch ...
... sollten Sie für einen angenehmen Gesprächsfluss sorgen. Beantworten Sie Fragen nicht zu knapp, aber kommen Sie auf den Punkt und schweifen Sie nie vom Thema ab.
Fangen Sie nicht bei Ihrer Geburt an, ...
... wenn es gilt, den Lebenslauf zu skizzieren. Stellen Sie stattdessen Highlights heraus, die Ihre Motivation beschreiben und die sich auf Ihre Qualifizierung für die ausgeschriebene Stelle beziehen.
Lästern über vorherige Arbeitgeber, ...
... Chefs und Kollegen ist ein klares Tabu.
Auch Ihr Privatleben...
... geht den Personaler nichts an.
Achtung vertraulich!
Im Vorstellungsgespräch sollte man keine vertraulichen Unterlagen des alten Arbeitgebers präsentieren oder Kundennamen ohne deren Zustimmung präsentieren.
Allgemeine Höflichkeit, Teil 1
Warten Sie, bis man Ihnen einen Stuhl anbietet, bevor Sie sich setzen.
Allgemeine Höflichkeit, Teil 2
Legen Sie Ihr Sakko nur ab, wenn es Ihr Gesprächspartner auch tut oder es Ihnen freistellt, das zu tun.
Allgemeine Höflichkeit, Teil 3
Schalten Sie Ihr Handy auf stumm und planen Sie für das Gespräch genügend Zeit ein, um nicht unter Druck zu geraten und das Gespräch aufgrund eines Folgetermins vorzeitig beenden zu müssen.