Migration in vier Schritten

Tipps für das Cloud Computing

23.09.2010
Die Zahl der Unternehmen, die Cloud Computing planen oder testen, ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen.
Quelle: L.Vynogradova/Fotolia
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Einer Studie des IT-Beratungshauses Avanade aus dem Jahr 2009 zufolge führen die Anwender das Cloud Computing selten aus finanziellen Gründen ein: 60 Prozent der Befragten aus deutschen Unternehmen sehen das neue IT-Konzept als strategische Investition. Von den deutschen Firmen, die Cloud Computing bislang noch nicht nutzen, begründen 64 Prozent dies mit Sicherheitsbedenken. "Unternehmen sollten das Thema Cloud Computing auf keinen Fall ignorieren", warnt Heiko Leicht, Director Data Center Technology & Operations für Avanade Deutschland, Österreich und Schweiz. "Deutsche Firmen haben die Bedenken und Vorurteile etwas abgebaut, wünschen sich in der Regel aber Unterstützung bei der Frage, wie sie Cloud-Projekte konkret angehen können.” Wie IT-Verantwortliche Projekte erfolgreich planen und umsetzen können, zeigt Avanade in vier Schritten.

1. Entwickeln einer klar definierten Strategie. Die IT gestaltet geschäftliche Erfolge entscheidend mit und sollte bei Strategien zur Verbesserung von Geschäftsprozessen, Beziehungen und Services deshalb immer einbezogen werden. So können IT-Abteilungen frühzeitig identifizieren, welche Anwendungen in die Cloud verschoben werden können und sollten. Allgemein lässt sich sagen: Je besser die Daten in der IT isoliert werden können, desto einfacher lassen sie sich in die Cloud migrieren. Besonders geeignet sind etwa CRM-Systeme. Sie arbeiten relativ eigenständig, was den Aufwand bei der Ablösung von der internen IT überschaubar macht. Ähnliches gilt etwa für die Migration der E-Mail-Infrastruktur, beispielsweise mit den Microsoft BPOS-Lösungen. Auch die Einführung von Private-Cloud-Technologien in eigenen Rechenzentren kann eine erfolgversprechende Strategie sein. Dadurch lassen sich Ressourcen deutlich besser verteilen und so effizienter nutzbar machen.

2. Finden des richtigen Anbieters. In Deutschland entscheiden vor allem vier Bereiche darüber, welcher Anbieter die Cloud-Pläne realisieren sollte:

Flexibilität: Gerade deutsche Unternehmen setzen auf individuelle Lösungen statt auf vordefinierte Cloud-Pakete. Entscheidend ist, dass sich die IT-Infrastruktur mit Geschäftsprozessen verbinden lässt.

Datensicherheit: Befürchtungen im Hinblick auf die Sicherheit der Unternehmensdaten sind trotz der positiven Entwicklung von Cloud Computing nach wie vor groß. Im Zentrum steht hierbei die Frage nach dem Ablageort und den Sicherheitsstandards. Potenzielle Partner sollten in der Lage sein, ihr Cloud-Konzept offenzulegen. Sie sollten vor allem aufzeigen können, welche technischen und organisatorischen Maßnahmen sie ergreifen, um die Daten vor unerlaubten Zugriffen zu schützen.

Verlässlichkeit: Wer plant, Teile seiner Prozesse in die Cloud zu verlagern, setzt in der Regel auf eine langfristige Zusammenarbeit. Neben der Erfahrung und der Historie des potenziellen Partners ist dabei auch die Größe des Unternehmens zu beachten. Ein Unternehmen, das in unterschiedlichen Geschäftsbereichen aktiv ist, verfügt in der Regel über ein solideres Fundament.

Kosten: Allgemein gilt es hier abzuwägen, ob sich der Aufwand gegenüber potenziellen Kostenvorteilen lohnt. Probleme mit der Verlässlichkeit oder Sicherheit sind allerdings von Beginn an Ausschlusskriterien.

Planen und pilotieren

3. Roadmap erstellen und Migrationspfad vorbereiten. Welche Ziele strebt das Unternehmen an und in welche Richtung soll es gehen, um diese zu erreichen? Welche Unternehmensbereiche sollten stärker durch die IT und durch Cloud-Computing-Lösungen unterstützt werden? Eine Roadmap etwa für die nächsten drei Jahre beantwortet diese Fragen und ist Basis für die Migrationsplanung. Dabei wird konkretisiert, welche IT-Systeme in die Wolke verschoben werden und wie viele Projekte dazu nötig sind. Neben dem erwarteten Nutzen ist vor allem die Frage entscheidend, wie aufwändig die Migration ist. Ein Beispiel: E-Mails in der Cloud. Hier muss der IT-Verantwortliche mit seinem Team vorab klären, ob es Abhängigkeiten gibt, etwa zu ERP-Systemen. Funktionieren die Anwendungen dann auch weiter, wenn sie in die Cloud verschoben werden oder sind flankierende Maßnahmen erforderlich?

4. Pilotprojekt aufsetzen. Es ist sinnvoll, nicht gleich das gesamte IT-System in die Cloud zu verlagern. Ein Pilotprojekt als Einstieg liefert wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen darüber, welche Anpassungen, wo notwendig sind. Dadurch entsteht die Basis für weitere Migrationen.

Cloud-Provider auf dem Prüfstand
Cloud-Anbieter auf dem Prüfstand
Die Experton Group hat sich die relevanten und in Deutschland aktiven Anbieter genauer angesehen. Hier finden Sie die Ergebnisse im Schnelldurchlauf. <br /><br /> <a href=" http://www.experton-group.de/research/studien/cloud-vendor-benchmark-2010/ueberblick.html" target="_blank">Weitere Informationen zur Studie finden Sie auf der Web-Site der Experton Group</a>
Amazon
<b>Amazon </b>hat die Palette seiner Cloud-Dienste seit 2002 unter dem Namen Amazon Web Services (AWS) stark ausgeweitet. So kamen zum ursprünglichen Kernangebot (Vermietung von Rechenleistung "EC2", Storage "S3" und Datenbankkapazität "SimpleDB") unter anderem noch relationale Datenbanken, Content Delivery, Messaging und Monitoring, Virtual Private Clouds sowie weitere Add-ons (etwa in Zahlungen und Rechnungen) hinzu. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Google
Die "Google Apps" von <b>Google</b> sind für Anwender vorgesehen, die einfache, standardisierte Collaboration-Lösungen (SaaS) wollen. Die Infrastructure-as-a-Service-und Platform-as-a-Service-Angebote unter dem Namen "Google AppEngine" sind auf Entwickler und Start-ups ausgerichtet. Sie stehen ohne Zugangsbeschränkung in der Public Cloud zur Verfügung, es gibt sie allerdings nicht in Deutsch. Rechenleistung lässt sich neuerdings über die so genannten "free quotas" zu festen Konditionen per Kreditkarte beziehen. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Microsoft
<b>Microsoft</b> bietet mittlerweile nahezu alle Produkte und Technologien auch aus der Cloud an. Damit zählt der Konzern zu den wenigen Anbietern mit komplettem Cloud-Stack, der sowohl IaaS, PaaS und SaaS als auch Private-, Public- und Hybrid-Cloud-Services abdeckt. Das zentrale Element des Portfolios bildet die Plattform "Windows Azure". Auch das kommende Office-Release 2010 soll in die Wolke passen, lässt aber auch eine lokale Installation zu. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Salesforce
<b>Salesforce</b> hat sich vom reinen Anbieter von SaaS-Lösungen für das Customer-Relationship-Management (CRM) zu einem Plattformanbieter weiterentwickelt. Neben der etablierten SaaS-Lösung für das Kunden-Managment und die Vertriebs- und Marketing-Automatisierung bietet Salesforce mit Force.com eine Betriebs- und Entwicklungsumgebung im Public-Cloud-Modus an. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Deutsche Telekom
Die breite SaaS-Palette des <b>Geschäftskundenbereichs der Deutschen Telekom</b> umfasst unter anderem Lösungen für E-Mail, Collaboration, Conferencing, CRM und ERP. Zudem beinhaltet sie integrierte IT- und TK-Services (etwa das "Deutschland LAN"). Erwähnenswert sind die von T-Systems entwickelten "Dynamic Services", die etwa betriebswirtschaftliche Applikationen bedarfsgerecht bereitstellen und abrechnen. Hinzu kommen nun auch erste IaaS-Angebote (Infrastructure as a Service) für größere Mittelständler. Diese Offerten bieten eine flexible Buchung von Server-Instanzen, sind hinsichtlich ihrer Skalierbarkeit und nutzungsabhängigen Bezahlung aber noch ausbaufähig. <br/><br/>Quelle: Experton Group
IBM
Als technologischer Innovator verfügt <b>IBM</b> über ein breites, aber teilweise nur schwer überschaubares Angebot an Cloud- Services (IaaS, PaaS, SaaS) und Produkten. Neben den eigenen SaaS-Lösungen (zum Beispiel Lotus) stehen IBM-Kunden eine Vielzahl an Partnerlösungen auf der IBM-Plattform zur Verfügung. Für Softwaretests und -entwicklung, ein wichtiges Cloud-Anwendungsfeld, bietet IBM Unternehmen eine ausgereifte Plattform. <br/><br/>Quelle: Experton Group
HP
<b>Hewlett-Packard (HP)</b> vertreibt Hard- und Software für den Aufbau von Private-Cloud-Infrastrukturen. Zudem können Großkunden Rechenleistung und Storage-Kapazitäten in einem IaaS-Modell nutzen. Allerdings sind Zugang, Skalierbarkeit und Self-Service beschränkt. Dagegen sind die Utility-Services, die Enterprise-Applikationen etwa von SAP auf einer virtualisierten Plattform flexibel bereitstellen und abrechnen, weit entwickelt und voll ausgereift. Sie sind das Kernstück des derzeitigen Cloud-Angebots. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Fujitsu Technology Solutions
<b>Fujitsu Technology Solutions (FTS)</b> bietet unter dem Namen "Infrastructure-as-a-Service for Servers" zurzeit lediglich flexibel buchbare Server-Kapazitäten in einem "Private-Cloud-Modell" an. Die Abrechnung mit den Kunden erfolgt allerdings nach gebuchten und nicht nach wirklich verbrauchten IT-Ressourcen. Leider hat Fujitu hier den Cloud-Ansatz noch nicht hundertprozentig umgesetzt. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Pironet NDH
<b>Pironet NDH</b> fokussiert sich mit seinem Cloud-Angebot eindeutig auf den Mittelstand und positioniert sich dort als "Trusted Partner". Das Portfolio umfasst neben Infrastruktur-Services (etwa Storage on Demand) zahlreiche SaaS-Lösungen von Partnern. Dazu kommen verschiedene Managed-Services auf der Netzebene. <br/><br/>Quelle: Experton Group
T-Systems
Neben zahreichen, auf diese Zielgruppe zugeschnittenen Managed-Services bilden die "Dynamic Services" den Kern des Cloud-Angebots von <b>T-Systems</b>. Anwendern stellt die Telekom-Tochter Enterprise-Applikationen (etwa ERP und CRM) zur Verfügung, die auf skalierbaren und standardisierten Hardware-Infrastrukturen laufen. Die Abrechnung der genutzten SAP- oder Microsoft-Systeme erfolgt nutzungsabhängig. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Nionex
Als einer der wenigen IT-Service-Provider in Deutschland bietet <b>Nionex</b> seit 2009 ein klar strukturiertes Public-Cloud-Angebot an. So werden mit den IaaS-Offerten mittelständische Unternehmen angesprochen, die Teile ihrer Infrastruktur flexibilisieren und erste Anwendungen in der Cloud betreiben wollen. Nionex stellt neben Rechnerleistung auch Storage und weitere Services bereit. <br/><br/>Quelle: Experton Group

"Wir sind davon überzeugt, dass Cloud Computing sich weiter durchsetzen wird, denn Unternehmen wollen Kosten sparen und Geschäftsprozesse optimieren", so Leicht. "Generell eignen sich alle Branchen dafür, zumindest Teilaspekte ihrer IT in die Cloud zu verlagern. Möglicherweise müssen dafür auch Geschäftsabläufe isoliert und neu strukturiert werden, vor allem in sensiblen Bereichen wie Financial Services oder der Pharmaindustrie.” (jha)

COMPUTERWOCHE-Marktstudie

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