Data Warehouse

The Phone House ersetzt Oracle durch Netezza

22.07.2008 von Sascha Alexander
Prestigegewinn für den Anbieter von Data Warehouse Appliances Netezza in Deutschland. Das TK-Unternehmen The Phone House trennt sich aufgrund massiver technischer Probleme von Oracle.

Vor allem die langen Abfragezeiten und der Wartungsaufwand sprechen laut The Phone House, Tochtergesellschaft des britischen Mobilfunk-Einzelhändlers The Carphone Warehouse mit Sitz in Münster, gegen eine Fortsetzung seiner Data-Warehouse-Strategie auf Basis des Oracle Enterprise Data Warehouse. Das System war über die Jahre gewachsen und zuletzt kaum noch zu nutzen gewesen. Aufgrund langer Batch-Zyklen konnten Anwender oft nur noch während zwei Stunden des Tages Reports erstellen.

Stundenlange Batch-Prozesse

Von einem Umstieg auf die Data-Warehouse-Appliance "Netezza NPS" verspricht sich nun Klaus Zumdick, verantwortlich bei The Phone House für Business Intelligence (BI), erhebliche Zeitersparnisse beim Laden und Wiederherstellen von Geschäftsdaten auf dem Server. Wir brauchen derzeit Stunden um unsere Indizes in die Oracle-Datenbank zu laden." Mit der nicht index-basierenden Datenbanktechnik von Netezza verkürzt sich nun dieser Vorgang auf wenige Minuten (siehe auch den Beitrag zu Data-Warehouse-Appliances).

The Phone House hatte das auf der Datenbank "Oracle 10g" basierende Warehouse erst 2003 eingeführt. Doch schon bald musste man einsehen, dass trotz aller Tricks und Partitionierungen die Performance immer schlechter wurde. Vor allem bei Tabellengrößen über 500 Gigabyte und beim Index-Rebuilt stieß die Datenbank an ihre Grenzen.

Designprobleme heutiger Datenbanken


Laut Zumdick ist dies kein Oracle-spezifisches Problem, sondern ein grundsätzliches Design-Problem heutiger relationaler Datenbanken: diese sollen sowohl der transaktionalen Datenverarbeitung als auch der Massendatenverarbeitung (wie beim Data Warehousing) gleichsam dienen können. Doch insbesondere bei Letzterem seien Datenbanksysteme mit massiv-paraller Architektur leistungsfähiger und würden linear skalieren. Auch setzen sie nicht mehr den Aufbau von Indizes voraus (siehe auch das Interview "Die Datenverwaltung und Auswahl der richtigen Datenbank geraten zur Wissenschaft").

Netezza auch beim Mutterkonzern

Der Umstieg auf Netezza ist Kernbestandteil einer strategischen Neuausrichtung der BI-Strategie von The Phone House. Diese orientiert sich auch an der britischen Mutter, die Netezza NPS bereits erfolgreich einsetzt, um Hilfe der Data-Warehouse-Appliance Details von Verbindungsdaten auszuwerten. Laut Bernard Doering, Geschäftsführer von Netezza im deutschsprachigen Raum, erhalte nun die deutsche Tochter mit dem neuen System erstmals die Möglichkeit, ebenfalls Detaildaten wie Verhaltensmuster in den Telefonaten und abwanderungswillige Kunden aufzuspüren.

Laut BI-Leiter Zumdick war die Wahl von Netezza letztlich eine eigene Entscheidung von The Phone House. So hatte man im Vorfeld eine Auswahl gemacht und Appliance-Lösungen von Teradata, Datallegro und Netezza verglichen. "Wir entschieden uns für Netezza aufgrund der guten Systemleistung und einfachen Einführung", sagte Zumdick. So seien in der Appliance Hardware, Speicher und Datenbank optimal gebündelt und reduzierten so den Wartungsaufwand. Netezza NPS basiere zudem auf Linux, wodurch für das Unternehmen kein zusätzlicher Schulungsaufwand nötig war.

Ein Terabyte gespart

Laut der Projektbeteiligten soll die Migration im September geschafft sein. "Dabei können wir ein Terabyte an Indexdaten einsparen und das System auf drei Terabyte verkleinern", nennt der BI-Leiter einen weiteren erfreulichen Nebeneffekt.

Mit dem Umstieg erfolgt auch ein Upgrade der Datenbewirtschaftungskomponente auf "Informatica Powercenter 8.1" ein, die gruppenweit zum Einsatz kommt. Als Werkzeug für Reporting und Analyse setzt das Unternehmen weiterhin auf Business Objects (jetzt SAP) sowie auf Produkte von SAS Institute für Data Mining. Für den amerikanischen Anbieter Netezza ist The Phone House der erste Kunde in Deutschland. Das Unternehmen hatte hierzulande erst vor einem halben Jahr eine Dependance in München eröffnet.