Neuer Pearl mit Firmware-Update und Navigation

Test: BlackBerry Pearl 8110 mit GPS

27.03.2008 von Moritz Jäger
Der neue BlackBerry Pearl 8110 von RIM bietet integrierte GPS-Navigation und neue Funktionen. RIM hat die Software der neuen BlackBerry-Geräte von Grund auf überarbeitet. Wir zeigen, ob sich der Umstieg lohnt.

Der letzte BlackBerry Pearl galt als erstes schickes BlackBerry-Endgerät. RIM gab den damals üblichen Formfaktor auf und wollte den Pearl (und damit den BlackBerry-Dienst) dem „Prosumer“ näherbringen. Gut eineinhalb Jahre später steht eine Neuauflage des Pearl-Modells ins Haus. RIM bringt den Pearl nun in zwei Versionen auf den Markt. Zum einen gibt es den 8120, einen BlackBerry Pearl mit zusätzlichem WLAN, zum anderen den BlackBerry 8110 mit GPS.

Übersichtlicher: Ein neues Theme erlaubt mehr Anwendungen im Home-Bildschirm.
Foto: BlackBerry

Für den Test der neuen Version nutzen wir den BlackBerry 8110 mit GPS. Wie auch beim Vorgänger setzt RIM auf Multimedia. Der neue Pearl bringt eine 2-Megapixel-Kamera mit, sowie die Unterstützung die Hochkapazitätsspeicherkarten MicrosSD HC-Format mit. Derzeit kann er Speicherkarten mit bis zu 4 GByte verwalten, theoretisch sind mit der aktuellen Firmware bis zu 30 GByte große Karten möglich.

Erster Eindruck

Äußerlich gleicht der Pearl 8110 seinem Vorgänger beinahe komplett. Einziger Unterschied ist, dass RIM den Steckplatz für die Speicherkarte auf die Seite des Geräts verlegt hat. Gut so, denn nun muss man nicht mehr den Akku aus dem Gerät nehmen, nur um an die Speicherkarte zu kommen. Die Abmessungen und das Gewicht bleiben aber gleich.

Die Verarbeitung ist sehr gut, der erste Eindruck hochwertig. Wie auch bei den Pearls der ersten Generation setzt RIM auf einen mit dem Daumen bedienbaren Trackball zur Steuerung. Eingaben werden über insgesamt 20 Tasten vorgenommen, auf denen die Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen liegen.

Der Pearl nutzt wie bisher lediglich EDGE; UMTS und HSDPA sucht man vergeblich.

Praxis

Seitenanschluss: Kopfhörerbuchse, MiniUSB und MicroSD-Slot – alles findet sich links.
Foto: BlackBerry

Die Verbesserungen machen sich erst im alltäglichen Gebrauch bemerkbar. So lassen sich beispielsweise E-Mail-Anhänge nun direkt im Gerät speichern, RIM hat außerdem die SureType-Technologie deutlich weiterentwickelt und verbessert. Eine weitere Neuerung ist, dass sich der Pearl nun als Diktiergerät verwenden lässt.

Wer das Gerät als MP3- oder Videoplayer einsetzt, erhält mit dem 8110 einen deutlich verbesserten Mediaplayer. RIM nutzt dazu die Musikverwaltung, die auch im BlackBerry Curve installiert ist. Kopfhörer und Headsets finden wahlweise per Stereo-Bluetooth oder am 3,5-mm-Klinkenstecker Platz.

Schade ist allerdings, dass es immer noch nicht möglich ist, Kontaktdaten via Bluetooth zu senden oder zu empfangen. Von RIM heißt es, dass man den dazu nötigen OBEX-Bluetooth-Stack bei der ersten Version aus Sicherheitsgründen nicht integriert hat.

E-Mail, PIM und Internet

Hinfahren: Die Navigationslösung integriert sich in das Kontaktbuch.
Foto: BlackBerry

Gegenüber den Vorgängern hat sich im Bereich PIM, Internet und E-Mail kaum etwas verändert. Wie jeder BlackBerry ist auch der Pearl auf eine bestehende BlackBerry-Infrastruktur angewiesen. Ist diese vorhanden, kommen E-Mails schnell und zuverlässig auf dem Gerät an. Neu ist, wie bereits angesprochen, dass sich Anhänge nun auf dem Gerät speichern lassen.

Auch der Abgleich von Terminen und Kontakten erfolgt über RIMs Dienst, wobei sich beides auch manuell einpflegen lässt, per Trackball und Tastatur sind die notwendigen Felder schnell eingegeben.

Surft man im Web, stößt man aber bald an seine Grenzen. Der BlackBerry-Browser ist nicht mehr wirklich auf der Höhe der Zeit, komplexe Webseiten, etwa mit AJAX oder Flash, sind nicht möglich.

Navigation

Highlight des neuen Pearl 8110 ist das integrierte GPS, mit dem neben der Positionsbestimmung auch eine Navigation möglich wird. In unserem Test haben wir die Software von TelNav verwendet. Als Alternative gibt es von T-Mobile und Vodafone jeweils eine eigene Navigationslösung.

Positionsbestimmung: Per GPS kann das Gerät den aktuellen Standort ermitteln.
Foto: BlackBerry

Der First-Fix, also die Zeit, bis das Smartphone zum ersten Mal seine Position bestimmt hat, dauerte im Test zwischen fünf und zehn Minuten. Die eigentliche Navigation mit TelNav war dann, wie bei einem Handy gewohnt. Die Sprachansage ist klar zu verstehen, sogar Straßennamen liest die Software vor.

Auch das installierte Google Maps kann den Standort auslesen und ihn so genau anzeigen. Während die Positionsbestimmung mittels der Funkzellen den Standort im Test nur innerhalb eines Kreises von 1700 Meter Durchmesser bestimmen konnte, liefert das GPS-Signal eine auf bis zu drei Meter genaue Positionsbestimmung. Wer also zu Fuß in einer fremden Stadt unterwegs ist, kann seinen 8110 so schnell nach dem Weg fragen.

Zusätzlich integriert sich die Lösung in die Kontaktverwaltung. Zu jedem Kontakt lassen sich die Optionen „Hinfahren“ und „In Google Maps anzeigen“ wählen. Erstere startet die Navigation zur Adresse, Letztere zeigt die Adresse des Kontaktes auf der Landkarte des Google-Dienstes an.

Ladezyklus: Nach fast zwei Stunden ist der Akku wieder voll.

Insgesamt kann die Navigation überzeugen, sie gibt dem BlackBerry Pearl eine weitere, sinnvolle Funktion hinzu.

Lauf- und Ladezeit

Wie die meisten BlackBerrys kann auch der Pearl 8110 mit seiner Akkulaufzeit beeindrucken. In unserem Laufzeit-Benchmark hielt das Gerät 679 Minuten durch. Das sind mehr als elf Stunden Dauerbetrieb, mit aktiviertem Display. Ein sehr guter Wert. Geschlagen wird er nur noch vom BlackBerry Curve, dieser hielt knapp 24 Stunden am Stück durch.

Das liegt auch daran, dass im GPS-Pearl ein kleinerer Akku verbaut wurde. Während dem Curve 1100 mAh zur Verfügung stehen, kommt der Pearl mit 900 mAh aus. Der Akku selbst war nach 116 Minuten wieder voll geladen.

Tabelle: Der BlackBerry Pearl 8110 im Überblick

Hardware

Prozessor

Marvell PXA270 312MHz

Speicher

64 MByte intern

Erweiterungsslot

MicroSD HC, maximal 32 GByte

Display

240 x 180 Bildpunkte

Größe

107x50x14.5 mm

Gewicht

90 Gramm inklusive Akku

Akku

900 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GPRS/GSM/EDGE

WLAN / GPS

nein / ja

Bluetooth

ja, 2.0

Profile: Headset, Freisprechen, serieller Anschluss, Stereo-Bluetooth-Headset

Schnittstelle

Standard-Mini-USB

Synchronisation

BlackBerry-Software

Betriebssystem

eigene Entwicklung

Vertrieb und Preis

Hersteller

Reasearch in Motion

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

Vodafone: ab 99,90 Euro

O2: nur BlackBerry 8120 (WLAN, kein GPS)

ohne Vertrag

zirka 500 Euro

Vertrieb

Vodafone, O2

Fazit: Ein ganzer Pearl, praktisch erweitert

Der BlackBerry 8110 hält, was sein Vorgänger ebenfalls schon verspricht. Das Smartphone ist ein vollwertiger BlackBerry, der erstklassig verarbeitet ist. Die Neuerungen sind dezent ausgefallen, vieles merkt man erst im Praxiseinsatz oder wenn man auf ein älteres Gerät ausweichen muss.

Für den Pearl sprechen vor allem seine Größe und seine Akkulaufzeit. Wer E-Mails unterwegs hauptsächlich empfängt und wenig schreibt, der benötigt keinen breiten Curve. Der Pearl passt angenehm in Hemd- oder Hosentasche und bietet alle wichtigen Funktionen. Zudem sieht er immer noch sehr stylish aus.

Das zusätzliche GPS-Modul ist ebenfalls sinnvoll, vor allem, wenn man in einer fremden Stadt und zu Fuß unterwegs ist. Nachteil hier ist allerdings, dass es zum Testzeitpunkt noch keine installierbare Navigationslösung gab, die ihr Kartenmaterial auf der Speicherkarte ablegt. Auf den Nutzer kommen also derzeit bei jeder Navigation zusätzliche Verbindungskosten hinzu.

Wem dieser Formfaktor gefällt und wer auf eingebautes GPS verzichten kann, der sollte sich als Alternative auch das E51 von Nokia ansehen. Für dieses Gerät gibt es auch einen BlackBerry Client, außerdem erhält man WLAN, UMTS und HSDPA. (mja)

Dieser Beitrag stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation TECCHANNEL