Der letzte BlackBerry Pearl galt als erstes schickes BlackBerry-Endgerät. RIM gab den damals üblichen Formfaktor auf und wollte den Pearl (und damit den BlackBerry-Dienst) dem „Prosumer“ näherbringen. Gut eineinhalb Jahre später steht eine Neuauflage des Pearl-Modells ins Haus. RIM bringt den Pearl nun in zwei Versionen auf den Markt. Zum einen gibt es den 8120, einen BlackBerry Pearl mit zusätzlichem WLAN, zum anderen den BlackBerry 8110 mit GPS.
Für den Test der neuen Version nutzen wir den BlackBerry 8110 mit GPS. Wie auch beim Vorgänger setzt RIM auf Multimedia. Der neue Pearl bringt eine 2-Megapixel-Kamera mit, sowie die Unterstützung die Hochkapazitätsspeicherkarten MicrosSD HC-Format mit. Derzeit kann er Speicherkarten mit bis zu 4 GByte verwalten, theoretisch sind mit der aktuellen Firmware bis zu 30 GByte große Karten möglich.
Erster Eindruck
Äußerlich gleicht der Pearl 8110 seinem Vorgänger beinahe komplett. Einziger Unterschied ist, dass RIM den Steckplatz für die Speicherkarte auf die Seite des Geräts verlegt hat. Gut so, denn nun muss man nicht mehr den Akku aus dem Gerät nehmen, nur um an die Speicherkarte zu kommen. Die Abmessungen und das Gewicht bleiben aber gleich.
Die Verarbeitung ist sehr gut, der erste Eindruck hochwertig. Wie auch bei den Pearls der ersten Generation setzt RIM auf einen mit dem Daumen bedienbaren Trackball zur Steuerung. Eingaben werden über insgesamt 20 Tasten vorgenommen, auf denen die Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen liegen.
Der Pearl nutzt wie bisher lediglich EDGE; UMTS und HSDPA sucht man vergeblich.
Praxis
Die Verbesserungen machen sich erst im alltäglichen Gebrauch bemerkbar. So lassen sich beispielsweise E-Mail-Anhänge nun direkt im Gerät speichern, RIM hat außerdem die SureType-Technologie deutlich weiterentwickelt und verbessert. Eine weitere Neuerung ist, dass sich der Pearl nun als Diktiergerät verwenden lässt.
Wer das Gerät als MP3- oder Videoplayer einsetzt, erhält mit dem 8110 einen deutlich verbesserten Mediaplayer. RIM nutzt dazu die Musikverwaltung, die auch im BlackBerry Curve installiert ist. Kopfhörer und Headsets finden wahlweise per Stereo-Bluetooth oder am 3,5-mm-Klinkenstecker Platz.
Schade ist allerdings, dass es immer noch nicht möglich ist, Kontaktdaten via Bluetooth zu senden oder zu empfangen. Von RIM heißt es, dass man den dazu nötigen OBEX-Bluetooth-Stack bei der ersten Version aus Sicherheitsgründen nicht integriert hat.
E-Mail, PIM und Internet
Gegenüber den Vorgängern hat sich im Bereich PIM, Internet und E-Mail kaum etwas verändert. Wie jeder BlackBerry ist auch der Pearl auf eine bestehende BlackBerry-Infrastruktur angewiesen. Ist diese vorhanden, kommen E-Mails schnell und zuverlässig auf dem Gerät an. Neu ist, wie bereits angesprochen, dass sich Anhänge nun auf dem Gerät speichern lassen.
Auch der Abgleich von Terminen und Kontakten erfolgt über RIMs Dienst, wobei sich beides auch manuell einpflegen lässt, per Trackball und Tastatur sind die notwendigen Felder schnell eingegeben.
Surft man im Web, stößt man aber bald an seine Grenzen. Der BlackBerry-Browser ist nicht mehr wirklich auf der Höhe der Zeit, komplexe Webseiten, etwa mit AJAX oder Flash, sind nicht möglich.
Navigation
Highlight des neuen Pearl 8110 ist das integrierte GPS, mit dem neben der Positionsbestimmung auch eine Navigation möglich wird. In unserem Test haben wir die Software von TelNav verwendet. Als Alternative gibt es von T-Mobile und Vodafone jeweils eine eigene Navigationslösung.
Der First-Fix, also die Zeit, bis das Smartphone zum ersten Mal seine Position bestimmt hat, dauerte im Test zwischen fünf und zehn Minuten. Die eigentliche Navigation mit TelNav war dann, wie bei einem Handy gewohnt. Die Sprachansage ist klar zu verstehen, sogar Straßennamen liest die Software vor.
Auch das installierte Google Maps kann den Standort auslesen und ihn so genau anzeigen. Während die Positionsbestimmung mittels der Funkzellen den Standort im Test nur innerhalb eines Kreises von 1700 Meter Durchmesser bestimmen konnte, liefert das GPS-Signal eine auf bis zu drei Meter genaue Positionsbestimmung. Wer also zu Fuß in einer fremden Stadt unterwegs ist, kann seinen 8110 so schnell nach dem Weg fragen.
Zusätzlich integriert sich die Lösung in die Kontaktverwaltung. Zu jedem Kontakt lassen sich die Optionen „Hinfahren“ und „In Google Maps anzeigen“ wählen. Erstere startet die Navigation zur Adresse, Letztere zeigt die Adresse des Kontaktes auf der Landkarte des Google-Dienstes an.
Insgesamt kann die Navigation überzeugen, sie gibt dem BlackBerry Pearl eine weitere, sinnvolle Funktion hinzu.
Lauf- und Ladezeit
Wie die meisten BlackBerrys kann auch der Pearl 8110 mit seiner Akkulaufzeit beeindrucken. In unserem Laufzeit-Benchmark hielt das Gerät 679 Minuten durch. Das sind mehr als elf Stunden Dauerbetrieb, mit aktiviertem Display. Ein sehr guter Wert. Geschlagen wird er nur noch vom BlackBerry Curve, dieser hielt knapp 24 Stunden am Stück durch.
Das liegt auch daran, dass im GPS-Pearl ein kleinerer Akku verbaut wurde. Während dem Curve 1100 mAh zur Verfügung stehen, kommt der Pearl mit 900 mAh aus. Der Akku selbst war nach 116 Minuten wieder voll geladen.
Tabelle: Der BlackBerry Pearl 8110 im Überblick
Prozessor |
Marvell PXA270 312MHz |
Speicher |
64 MByte intern |
Erweiterungsslot |
MicroSD HC, maximal 32 GByte |
Display |
240 x 180 Bildpunkte |
Größe |
107x50x14.5 mm |
Gewicht |
90 Gramm inklusive Akku |
Akku |
900 mAh |
Mobilfunk |
GPRS/GSM/EDGE |
WLAN / GPS |
nein / ja |
Bluetooth |
ja, 2.0 Profile: Headset, Freisprechen, serieller Anschluss, Stereo-Bluetooth-Headset |
Schnittstelle |
Standard-Mini-USB |
Synchronisation |
BlackBerry-Software |
Betriebssystem |
eigene Entwicklung |
Hersteller |
|
Preis (voraussichtlich) mit Vertrag |
Vodafone: ab 99,90 Euro O2: nur BlackBerry 8120 (WLAN, kein GPS) |
ohne Vertrag |
zirka 500 Euro |
Vertrieb |
Fazit: Ein ganzer Pearl, praktisch erweitert
Der BlackBerry 8110 hält, was sein Vorgänger ebenfalls schon verspricht. Das Smartphone ist ein vollwertiger BlackBerry, der erstklassig verarbeitet ist. Die Neuerungen sind dezent ausgefallen, vieles merkt man erst im Praxiseinsatz oder wenn man auf ein älteres Gerät ausweichen muss.
Für den Pearl sprechen vor allem seine Größe und seine Akkulaufzeit. Wer E-Mails unterwegs hauptsächlich empfängt und wenig schreibt, der benötigt keinen breiten Curve. Der Pearl passt angenehm in Hemd- oder Hosentasche und bietet alle wichtigen Funktionen. Zudem sieht er immer noch sehr stylish aus.
Das zusätzliche GPS-Modul ist ebenfalls sinnvoll, vor allem, wenn man in einer fremden Stadt und zu Fuß unterwegs ist. Nachteil hier ist allerdings, dass es zum Testzeitpunkt noch keine installierbare Navigationslösung gab, die ihr Kartenmaterial auf der Speicherkarte ablegt. Auf den Nutzer kommen also derzeit bei jeder Navigation zusätzliche Verbindungskosten hinzu.
Wem dieser Formfaktor gefällt und wer auf eingebautes GPS verzichten kann, der sollte sich als Alternative auch das E51 von Nokia ansehen. Für dieses Gerät gibt es auch einen BlackBerry Client, außerdem erhält man WLAN, UMTS und HSDPA. (mja)
Dieser Beitrag stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation TECCHANNEL