Telex-Roboter schont Portemonnaie und Nerven

21.04.1978

Eine Patentanmeldung veränderte bereits den Telexmarkt. Die modernen Fernschreiber, auch die der letzten Generation, die bereits auf dem deutschen Markt vertrieben wurden, werden jetzt bei den Kunden durch Modulartechnik nachträglich "modernisiert". Um den Empfänger anzusprechen, muß jetzt nicht mehr die Wahlscheibe gedreht werden. Der Benutzer des Fernschreibers hat nach Modernisierung seines Gerätes die praktische Möglichkeit, vor dem Text die Rufnummer eingeben und damit auch auf dem Fünfkanal-Lochstreifen stanzen und abbilden zu können. Damit wird das lästige Wählen der Rufnummer erspart, da diese jetzt direkt aus dem Lochstreifen gelesen wird.

In der Offenlegungsschrift DT-OS 25 56 936 vom 30. 6. 77 "System zum automatischen Aussenden von Fernschreiben" (Anmeldedatum 17. 12. 75) sind ein Verfahren und eine Maschine beschrieben, die das automatische Senden und Empfangen von Fernschreiben autonom durch den Benutzer vor Ort gestattet.

Die Maschine stellt eine Weiterentwicklung der herkömmlichen orthodoxen "Robotertechnik" dar. Sie simuliert alle die Denk- und Lernvorgänge, die im Kopf des Benutzers des Fernschreibers gleichzeitig ablaufen müssen, wenn er ein Fernschreiben senden und/oder empfangen will. Es handelt sich hier um die erste Anmeldung für eine kybernetische Maschine dieser Art. Dieses Gerät besitzt die volle Fähigkeit der Selbstprogrammierung. Aufgrund eigener neuer Prinzipien ihres Entwicklers ist sie über sämtliche Funktionen adaptiv und nicht linear.

Sie bietet automatisch folgende praktische Möglichkeiten: Anwahl der Teilnehmernummer, bei "Besetzt" nochmalige Wiederholung des Anwählvorgangs und bei "FREI" Senden der gewählten Rufnummer, der eigenen Kennung, des Datums, der Uhrzeit bei Start, des Textes, der Uhrzeit bei Ende, der eigenen Nummer und der Empfängernummer. Außerdem schreibt die Maschine beim Absender die interne FS-Numerierung fortlaufend.

Bleibt der angewählte Teilnehmer besetzt, so speichert und dupliziert diese Maschine das nicht absetzbare Fernschreiben.

Auch die notwendigen Zustände für " Senden" oder "Empfangen" erkennt und steuert sie selbst. Sie agiert und reagiert als Zusatzgerät zu jedem marktüblichen funktionsfähigen Fernschreibersystem.

Dem Telex-Benutzer bietet sich hier die Möglichkeit, seine Mitteilungen im voraus zu schreiben, zu speichern und seine FS dann unter Einsatz einer integrierten Vorwahluhr zu gewünschter Zeit abzusetzen. So zum Beispiel in den Abendstunden, wenn die Tarifzeiten der Post seinen Fernschreiber auch wirtschaftlicher machen. Dieses Gerät macht außerdem das EDS-System für den Benutzer noch wirtschaftlicher.

In orthodoxer Technik ließe sich ein Fernschreiber nur unter Einsatz eines

Prozeßrechners so umfassend steuern und regeln.

Ein Prozeßrechner aber würde einen erheblichen Aufwand an System- und Anwendersoftware erfordern. Er wäre also selbst in modernster Technik um ein Vielfaches teurer als der von ihm nur zu kontrollierende Fernschreiber - was kaufmännisch absurd wäre.

*Gottfried Leo Huppertz ist Systemingenieur in München