Mit leisen Tönen oder doch mit Getöse?

Telekom-Tarifrunde 2014

03.02.2014
Bei der Telekom wird in Kürze wieder um Lohnprozente und sichere Jobs gefeilscht. Eigentlich könnte es eine geräuschlose und harmonische Veranstaltung werden - wäre da nicht eine Sparte namens T-Systems.

Lothar Schröder ist ein selbstbewusster Gewerkschafter und Anwalt der Deutschen Telekom zugleich. Als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates hat er viele Details im Kopf - auch solche, über die er in der Öffentlichkeit nicht spricht. Zum Beispiel über Marion Schick, Personalchefin des Unternehmens und seine Gegenspielerin bei Tarifverhandlungen.

In wenigen Wochen bläst die Telekom zur Tarifrunde 2014 - und 100.000 Tarifbeschäftigte erwarten von ihren Verhandlungsführern vor allem zwei Dinge: Mehr Geld auf dem Konto und sichere Arbeitsplätze. Schröder setzt eine erste Duftmarke: "Wir haben es nicht mit einem notleidenden Unternehmen zu tun", meint er und verlangt vom Management eine "anständige Tarifrunde" (PDF-Link).

Tatsächlich sieht vor Beginn des Tarifpokers alles danach aus, als ob die Verhandlungen 2014 als Tarifrunde der leisen Töne in die Unternehmensgeschichte eingehen könnten. Das war nicht immer so. Vor zwei Jahren wurde ein Streik in letzter Minute durch eine Schlichtung abgewendet. 2007 war es wegen der spektakulären Ausgliederung von 50.000 Beschäftigten in Service-Gesellschaften zu mehrwöchigen Streiks gekommen.

Es sei schon bemerkenswert, notiert Schröder, wie ruhig es im Vorfeld der anstehenden Tarifrunde zugehe. Die sonst üblichen Rituale, das Kampfgetöse und die Provokationen fehlen ganz. Vor allem das Management hält sich mit Einschätzungen und Bewertungen auffallend zurück: Ist das der neue Stil von Personalvorstand Schick und des neuen Telekom-Chefs Tim Höttges? Vor zwei Jahren hatte Schicks Vorgänger Thomas Sattelberger noch mit der Forderung nach einer Nullrunde gezündelt und damit die Arbeitnehmer erzürnt.

Davon ist heute nichts zu spüren. Doch die Ruhe könnte trügerisch sein. Nicht nur die Höhe der Lohnforderung von 5,5 Prozent ist - wie ein Telekom-Sprecher mit Zurückhaltung formuliert - "selbstbewusst". Vor allem die Neuausrichtung der Großkundensparte T-Systems birgt eine Menge Sprengstoff. Als im Dezember die ersten Zahlen über einen möglichen Stellenabbau durchsickerten, war die Gewerkschaft schnell zur Stelle und sprach davon, dass die Mitarbeiter von Kündigungen bedroht seien.

T-Systems hielt dagegen und erklärte, die Stellenkürzungen und den Umbau "wie gewohnt" sozialverträglich zu gestalten: Neben den klassischen Instrumenten wie Vorruhestand, Altersteilzeit und Abfindungen gehöre dazu auch die Vermittlung in andere Konzernbereiche.

Damit liegen Verdi und das T-Systems-Management gar nicht so weit auseinander. Auch Schröder weiß, dass sich das Unternehmen den Veränderungen des Marktes stellen muss. "Heute wird die Datenverarbeitung in den Netzen geführt, das grätscht in das Geschäft von T-Systems", sagt er. Deshalb will das Unternehmen künftig die Geschäfte mit IT-Plattformen und Dienstleistungen in der Wolke (Cloud Services) ausbauen. Schon 2017 sollen die neuen Geschäfte rund die Hälfte des Umsatzes von T-Systems ausmachen (2012 insgesamt: zehn Milliarden Euro).

Schröder fürchtet allerdings, dass der Prozess zu schnell läuft und Mitarbeiter auf der Strecke bleiben. Deshalb ist aus seiner Sicht ein Ausschluss von betriebsbedingten Änderungskündigungen so wichtig. Ende 2013 liefen bei T-Systems und Telekom Deutschland diese Kündigungsschutzklauseln aus. Verdi möchte sie in den Verhandlungen verlängert haben. Ohne Zugeständnisse beim Lohn wird das aber kaum möglich sein. (dpa/tc)

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Friedrichshafens Oberbürgermeister Josef Büchelmeier, Ferdinand Tempel, Leiter T-City Repräsentanz und Bereichvorstand Technik T-Home Friedrich Fuß freuen sich über die Auswahl von Friedrichshafen als T-City.
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Von 2002 bis 2006 ...
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2000:
Der schicke Robert T-Online wirbt für den Börsengang des gleichnamigen Telekom-Ablegers. Für die Anleger am Ende eine Pleite. Insofern wäre ein Pleitegeier wohl das bessere Symbol gewesen.
1998:
Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation – heute Bundesnetzagentur – die in diesem Gebäude in der Bonner Tulpenallee residiert, nimmt ihre Arbeit auf und sollte der Telekom noch viel Ärger bereiten.
1996:
28,50-DM-Mann (so hoch war der Aktienpreis für Privatanleger) Ron Sommer zieht als CEO den ersten Börsengang der Telekom durch.
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