Ernstfall im Data Center

Telekom rüstet sich gegen die Schweinegrippe

23.11.2009 von Marco Straßburg
Die Deutsche Telekom hat einen Krisenstab eingesetzt, um die Ausbreitung der Schweinegrippe zu verhindern und den Geschäftsbetrieb im Notfall aufrecht zu erhalten. Betroffen sind auch die Data Center des Bonner Konzerns.

Das Szenario ähnelt fast schon einem Hollywoodstreifen mit apokalyptischen Ausmaßen: Eine Millionen Menschen sollen nach Schätzung der EU-Kommission noch im Herbst mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert sein - die Folge: Hunderttausende liegen in Krankenhäusern, sind in Quarantäne oder bleiben vor Angst, sich anzustecken zu Hause. Das öffentliche Leben erlahmt, viele Firmen können ihre Geschäftsprozesse und Data Center nicht aufrecht erhalten oder gar ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommen, weil keine Mitarbeiter mehr zur Verfügung stehen.

Der Krisenstab der Telekom hat Präventionsmaßnahmen gegen eine Ausbreitung der Schweinegrippe eingeleitet.

Um genau dieses Szenario zu vermeiden, laufen bei der Deutschen Telekom die Vorbereitungen für den Ernstfall auf Hochtouren. Zum einen, um für die persönliche Unversehrtheit ihrer Mitarbeiter zu sorgen, zum anderen, um den Geschäftsbetrieb sicherzustellen. Als erstes hat die Deutsche Telekom deshalb einen Krisenstab eingerichtet, der sich einmal pro Woche trifft, um die aktuelle Lage zu besprechen und weitere Maßnahmen zu treffen.

Prävention gegen die Schweinegrippe

Der Krisenstab hat bereits eine Reihe von Präventionsmaßnahmen gestartet, um die allgemeine Hygiene zu verbessern, die Ausbreitung der Schweinegrippe-Viren zu verhindern und somit die Ansteckungsgefahr zu minimieren. So werden seit August die sanitären Anlagen öfter gereinigt. An Standorten mit mehr als 500 Mitabeitern kommt das Reinigungspersonal jetzt zwei Mal täglich. Zudem werden vor den Kantinen größerer Telekom-Standorte spezielle Spender mit Desinfektionsmitteln aufgestellt.

Die Betriebsärzte haben sogar die Empfehlung ausgesprochen, mit der Etikette des Händeschüttelns zu brechen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Wenn möglich sollen Mitarbeiter auf Geschäftsreisen verzichten. Natürlich gehört auch die Information der Kollegen zum Maßnahmenpaket: So hat die Telekom für ihre Mitarbeiter eine Hotline eingerichtet, sie klärt mit Broschüren und Plakaten über die Gefahren und Ansteckungsmöglichkeiten auf und informiert via Intranet über die neuesten Entwicklungen. Darüber hinaus werden Ersthelfer durch spezielle Schulungen zu Pandemiehelfern weitergebildet.

Care-Paket für Servicetechniker

Die Telekom hat außerdem einen Notfallplan für Mitarbeiter entwickelt, die für das Tagesgeschäft unabdingbar sind. So haben alle 11.000 Servicetechniker ein Care-Paket erhalten, welches Desinfektionstücher für Hand- und Flächenreinigung, Mund- und Nasenschutzmasken sowie Schutzhandschuhe und Müllbeutel beinhaltet. "Wir empfehlen jedem Servicetechniker, bei Verdacht auf Infektionsgefahr die Schutzausrüstung zu tragen", erklärt Dr. Anne-Katrin Krempien, Leitende Ärztin der Telekom. "Jeder sollte nach jedem Kundenbesuch die Hände mit einem Desinfektionstuch reinigen. Denn Hygiene ist der beste Schutz gegen Viren." Um über den Stand der Ausbreitung der Krankheit frühzeitig informiert zu sein, müssen Führungskräfte alle Grippeerkrankungen sowie Verdachtsfälle an das Lagezentrum melden. Und für den Fall der Fälle hat die Deutsche Telekom bereits an ihre Betriebsärzte virenhemmende Medikamenten ausgeliefert, die im Bedarfsfall sofort bereitgestellt werden können.

Notfallpläne für die Data Center

Während für die Telekom-Kollegen mit viel persönlichem Kundenkontakt eine sehr konkrete Ansteckungsgefahr besteht und damit die Gefahr von Arbeitsausfällen real existiert, sieht die Welt bei der Betreuung der Rechenzentren komplett anders aus. Da der Betrieb der Data Center ein sehr sensibler Geschäftsbereich ist, existieren im Rahmen des Business-Continuity-Management-Konzeptes umfangreiche Notfallpläne. Dieses Konzept analysiert präventiv potenzielle Störungen und erarbeitet eine Lösung, um einen kontinuierlichen Betrieb zu erreichen. Denn auch die Rechenzentren, die von der Telekom-Tochter T-Systems betreut werden, müssen auf die Krise vorbereitet sein. Nicht nur für die Deutsche Telekom, sondern auch für andere Kunden, die auf eine hohe Verfügbarkeit ihrer Systeme und Anwendungen angewiesen sind. Dabei ist es grundsätzlich egal, ob der Ernstfall durch ein Erdbeben, einen Brand oder fehlendes Personal eintritt. Die verschiedenen Reaktionspläne liegen in den Schubladen, werden immer wieder getestet und anhand der gesammelten Erfahrungen verbessert.

Business Continuity Management

Falls in einem Rechenzentrum wirklich alle Mitarbeiter durch Krankheit ausfallen sollten, würden die Systeme weiterlaufen. Zumindest solange kein Hardwaredefekt auftritt, sich ein Kabel löst oder eine Platine ausfällt. Um die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Szenarios so gering wie möglich zu halten, erneuern die T-Systems-Techniker in einem bestimmten Turnus die Hardware. T-Systems setzt da, wo es möglich ist, Systeme ein, die den Ausfall einer Hardwarekomponente selbständig beheben. Denn in der Hardware sind bereits mehrere Reservekomponenten integriert, die sofort zum Einsatz kommen, falls eine andere ausfällt.

Um die Sicherheit auf der Ebene des Rechenzentrums zu gewährleisten, existiert mittlerweile ein Katalog von Standardmaßnahmen, der ständig erweitert und verbessert wird. So gleichen moderne Rechenzentren mittlerweile Hochsicherheitstrakten, die mit Hilfe einer Vielzahl von Maßnahmen abgeschirmt sind. Dazu gehören beispielsweise die Registrierung von Mitarbeitern und Gästen, Ausweiskontrollen, Vereinzelungsanlagen, Videokontrolle, etc.

Um die ständige Versorgung mit Strom zu gewährleisten, verfügen die Zentren über mindestens zwei Einspeisungsquellen von unterschiedlichen Anbietern, die voneinander unabhängig sind. Falls trotzdem beide zur gleichen Zeit ausfallen, schalten die Systeme automatisch solange auf Batteriebetrieb, bis die Dieselaggregate anspringen. Mit ihnen ist die Stromversorgung - je nach Bevorratung - bis zu 72 Stunden gesichert. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der externen Energieeinspeisung durch mobile Energiestationen. Durch modernste Brandfrühsterkennungs- und Brandbekämpfungsanlagen wird das Risiko eines Feuers in den Rechenzentren auf ein Minimum reduziert.

Prinzip "Follow-the-sun"

Auch global greift das Business-Continuity-Management-Konzept der T-Systems. Die Verwaltung der Systeme in den Rechenzentren erfolgt standortunabhängig, sowohl im nationalen, als auch im internationalen Umfeld. Bedingt durch erhöhte Kundenanforderungen sogar in steigendem Maße nach dem Prinzip "Follow-the-sun". Dabei übernimmt, dem Sonnenlauf um den Globus folgend, jeweils ein anderes Team die Aufgaben. Die Kollegen sind bei Bedarf in der Lage, die Systeme in Auslandsstandorten zu administrieren. (wh)

Tipps gegen die Schweinegrippe