Provisionsbetrug

Telekom kündigt Drillisch fristlos

08.11.2011
Die Deutsche Telekom AG wirft der Drillisch-Tocher Simply Provisionsbetrug vor. Der Service-Provider habe Kundenverträge vorgetäuscht, lautet der Vorwurf.
Die Deutsche Telekom wirft der Drillisch AG Provisionsbetrug vor.
Foto: DTAG

Die Deutsche Telekom hat die Zusammenarbeit mit der Drillisch AG und ihren Tochterunternehmen fristlos gekündigt und zudem Strafanzeige gegen den Service-Provider erstattet. Grund sei der schwerwiegende Verdacht auf Provisionsbetrug durch Simply, ein Tochterunternehmen der Drillisch AG, das Prepaid-Mobilfunkverträge vermarktet, teilte der Konzern in einer Pressemeldung mit. Die Telekom hat eigenen Angaben zufolge im August festgestellt, dass Simply seit Februar 2011 mehrere zehntausend Mobilfunkanschlüsse aktiviert hat, ohne dass echte Kundenaufträge vorlagen. Der Konzern verlangt nun Provisionszahlungen in einstelliger Millionenhöhe von Drillisch zurück.

Die fristlose Kündigung der Zusammenarbeit mit der gesamten Drillisch-Gruppe begründet die Telekom damit, dass die einzelnen Gesellschaften eng miteinander verwoben seien. Die Geschäftsleitungen von Simply und der Drillisch AG seien teilweise identisch, betonte die Telekom, zudem sei der Betrug mit Unterstützung weiterer Gesellschaften der Drillisch-Gruppe erfolgt. Das Unternehmen habe trotz erdrückenden Beweismaterials den Sachverhalt nicht weiter aufgeklärt und die Vorwürfe sogar bestritten. Eine datenschutzkonforme Analyse habe ergeben, dass die Karten für Scheinkunden aktiviert wurden. Für Kunden der Drillisch AG und ihrer Tochterunternehmen ergeben sich keine Auswirkungen. Die Telekom versprach, ihnen weiterhin Netzleistungen zur Verfügung zu stellen.

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Der Aktienkurs der Drillisch AG brach mit der Telekom-Ankündigung zeitweilig um bis zu 40 Prozent ein. Vorstandssprecher Paschalis Choulidis wies die Vorwürfe zurück. Simply habe sich bei den Provisionen "vollumfänglich in Übereinstimmung mit den mit der Telekom geschlossen Verträgen verhalten", sagte er in einer Mitteilung. Vor diesem Hintergrund gebe es weder eine rechtliche Grundlage für strafrechtliche Schritte noch für eine Rückforderung von Provisionen.

Die Geschäftsleitung der Drillisch AG hatte sich nach eigenen Angaben in den letzten Wochen intensiv bemüht, die Sachlage mit der Telekom zu klären. Nachdem die Telekom auf ihrem "unzutreffenden Standpunkt" beharrte, habe Simply am 3. November den bestehenden Vertrag fristgemäß gekündigt. "Die Deutsche Telekom AG nahm dies nun offenbar zum Anlass, ihrerseits außerordentlich zu kündigen."

Auch die Freenet AG geriet in den Abwärtssog, der Börsenkurs sackt um bis zu neun Prozent ein, weil die Drillisch AG Großaktionär ist. Freenet sah sich zu einer Erklärung des Vorstands veranlasst. Darin betonte das Unternehmen, dass sich die Vorwürfe der Deutschen Telekom AG nicht gegen die Freenet AG und ihre Tochtergesellschaften richten. Man arbeite gut und erfolgreich mit der Deutsche Telekom AG zusammen. (jha/dpa)