Tarifdschungel im Mobilfunk wird dichter

28.08.2006
Handyfans und Quasselstrippen dürfen sich immer wieder über fallende Preise auf dem Mobilfunkmarkt freuen. Doch die Freude wird getrübt - der Tarifdschungel wird immer dichter.

Kein Wunder: Bei gesättigten Märkten buhlen die Betreiber um jeden Kunden und versuchen, sich mit immer neuen Tarifvarianten von der Konkurrenz abzuheben. Wer sich in dem Dickicht von Relax- und Minutentarifen, Flatrates, Zuhause- und Alditalk, Genion, CallYa oder Telly noch zurecht finden will, der braucht eine Menge Geduld.

Michael Bobrowski vom Bundesverband der Verbraucherzentralen kann davon ein Lied singen: "Die Discount-Tarife haben die Situation noch verschärft", sagt der Verbraucherschützer. Neben simyo, blau, simply und klarmobil bieten inzwischen auch Lebensmittelkonzerne wie Aldi, Schlecker und Rewe günstige Handytarife. simyo-Geschäftsführer Rolf Hansen schätzt das Marktpotenzial im Billigsegment auf mehr als 20 Prozent - und davon ist der deutsche Markt noch weit entfernt.

Erheblicher Druck auf die Preise

Dabei sind die Discounter angetreten, den großen Anbietern mit einfachen und günstigen Tarifen das Wasser abzugraben. Tatsächlich löste deren Einstieg in der Branche einen erheblichen Druck auf die Preise aus. In ihrer Grunddienstleistung seien die Discounter durchaus attraktiv, meint Bobrowski. Doch Vorsicht ist geboten: Bei hotlines, Auslandsgesprächen und Telefonaten aus dem Urlaub würden die Kunden "richtig zu Kasse gebeten".

Nach dem aktuellen Mobilfunk-Report 2006 von Chip Xonio Online suchen 15 bis 20 Millionen Kunden aus finanziellen Gründen in den kommenden zwölf Monaten einen neuen Betreiber. Ein Grund mehr, die Tariflandschaft nach günstigen Gelegenheiten zu durchforsten. Mit einem Tarifvergleich versuchte unlängst die Fachzeitzeitschrift "Connect" (8/2006) Licht in das düstere Tarifdickicht zu werfen. Über 90 Handytarife der großen Netzbetreiber, Service Provider und Billiganbieter wurden dort gegenüber gestellt. Mit einem passenden Tarif könnten über 50 Prozent der Gebühren gespart werden, resümierte das Blatt.

Typgerecht telefonieren, rät auch die Stiftung Warentest in ihrem neuesten Testbericht (9/2006) den Verbrauchern. Aus mehr als 1000 Guthabenkarten und Vertragsangeboten wurden die billigsten für mehrere Nutzerklassen ermittelt. Fazit: Wer nur wenig telefoniert, fährt mit Guthabenkarten von Discountern am besten. Für Quasselstrippen favorisieren die Tester einen Mobilfunkvertrag.

Nach Einschätzung von Bobrowski ist die Angebotsvielfalt auch ein Produkt des zunehmenden Wettbewerbs. Trotzdem wollen die Betreiber mit einfachen Tarifen bei den Verbrauchern punkten. So hat der Marktführer Telekom für den Mobilfunk eine neue Tarifoffensive angekündigt. "Wir werden mit deutlich vereinfachten und gesenkten Preisen an den Markt gehen", versprach Vorstandschef Chef Kai-Uwe Ricke vor wenigen Wochen. An diesem Montag stellt T-Mobile die neuen Tarife vor.

Dabei soll es Bündelangebote geben mit Preisen von deutlich unter zehn Cent pro Minute, egal in welches Netz telefoniert wird. Ricke will mehr Volumen aufs T-Mobile-Netz bringen. Und das geht nur bei entsprechenden Preisen: "Die Nutzung des Handy wird erst dann drastisch ansteigen, wenn sich die Preise für den Mobilfunk stärker den Festnetzpreisen annähern".

Auf das Festnetz haben die Mobilfunker ohnehin ein Auge geworfen. Dabei führen sie den Angriff unter anderem mit Pauschaltarifen. "Das ist ein probates Mittel, um dem Festnetz Konkurrenz zu machen", sagt Bobrowski. Aber Vorsicht ist auch hier geboten. Denn die Flatrates halten oft nicht, was sie versprechen. Sie tauchen auf als Zuhause-, Weekend-, Freizeitflat oder werden gar als große "Redefreiheit" gepriesen. Aber sie gelten in der Regel nur für das Festnetz und das eigene Mobilfunknetz. Für Telefonate in fremde Mobilfunknetze wird oben drauf kassiert. (dpa/tc)