Erstmals Einzug hielten Tablets in Büros, als Mitarbeiter auf Führungsebene privat genutzte iPads ins Unternehmen mitbrachten und die IT-Abteilungen vor die Aufgabe stellten, diese kurzerhand und trotz vieler Sicherheitsbedenken in das Unternehmensnetzwerk zu integrieren. Mittlerweile haben viele Organisationen diese Experimentierphase hinter sich gelassen und entwickeln gezielte Konzepte, um die geschäftliche Nutzung von Tablets auf breitere Beine zu stellen.
Dabei geht es nicht darum, die Geschäftsprozesse komplett auf mobile Geräte zu übertragen und den PC vollständig abzulösen. Der Trend im Unternehmen geht vielmehr dahin, mit Tablets papierbasierende Prozesse abzulösen und vertikale Unternehmensfunktionen zu unterstützen, die besondere Anforderungen an Mobilität stellen. Tablets erweisen besonders dann gute Dienste, wenn der Konsum von Informationen eine deutlich gewichtigere Rolle spielt als das Erstellen von Informationen, etwa im Vertrieb oder Außerdienst.
Eine Umfrage von Logitech unter IT-Managern in den USA ergab, dass 47 Prozent eigene Tablets im geschäftlichen Umfeld nutzen. Auch kristallisiert sich klar heraus, bei welchen Informationen sich der Konsum via Tablet anbietet: 79 Prozent nutzen die Geräte zum Checken von E-Mails, 68 Prozent zum Anschauen von Dokumenten, 58 Prozent zum Surfen im Internet und 50 Prozent, um darauf Präsentationen zu zeigen. Zudem halten es 44 Prozent der befragen Manager für sehr beziehungsweise extrem wahrscheinlich, dass Tablets innerhalb der nächsten fünf Jahre Laptops ablösen werden.
BYOD auf dem absteigenden Ast
Dieser Trend ist bereits deutlich erkennbar: Die Einsatzszenarien von mobilen Tablet-PCs werden immer vielfältiger. Im Unternehmensumfeld setzen bereits einige Vertriebsteams die mobilen Helfer ein, um ihren Arbeitsalltag zu erleichtern. In so manchen Arztpraxen erhalten Patienten bereits statt des üblichen Fragebogens auf Papier ein iPad, um das Aufnahmeformular auszufüllen. Bei der Untersuchung notiert der Assistenzarzt die Befunde des Chefarztes auf einem mobilen Gerät. Vereinzelt unterstützen iPads Ärzte auch bereits bei der Befundung und dem Erklären von Röntgenbildern.
Die Liste der denkbaren Einsatzszenarien lässt sich beliebig fortführen, angefangen vom Flugzeug-Cockpit, in dem iPads die umfangreichen Handbücher ersetzen bis hin zu Schulkassen, in denen Schüler mittels mobiler Geräte Zugang zu interaktiven und leicht zu aktualisierenden Lernmaterialen erhalten.
Damit der Einsatz von Tablets auf breiter Ebene Nutzen stiftet, sollten IT-Verantwortliche jedoch eine Reihe wichtiger Weichen stellen. Anders als Smartphones, die größtenteils dem Konsumieren von Informationen dienen und maximal eine einfache Bearbeitung von Dateien erlauben, eigenen sich Tablets klug eingesetzt nämlich durchaus dazu, geschäftskritische Prozesse zu unterstützen.
Ganz entscheidend ist es, dass sich die Geräte nicht nur intuitiv bedienen und einfach verwalten lassen, sondern dass sie auch sämtliche unternehmensinternen Sicherheits-Auflagen erfüllen. Dass Letzteres mit einer Bring-your-own-Device (BYOD)-Philosophie jedoch meist kaum vereinbar ist, bestätigt eine kürzlich von Gartner durchgeführte Umfrage: Demnach gehen nur 20 Prozent der CIOs davon aus, dass alle 2012 im Unternehmensumfeld eingesetzten mobilen Endgeräte im Privatbesitz von Mitarbeitern sein werden.
Missstände beheben
Kaum Mehrwert im Arbeitsalltag bieten iPad und Co. für all jene, die den Großteil ihrer Arbeitszeit am Schreibtisch verbringen und auf großen Bildschirmen mit ausgeklügelter Software arbeiten, etwa Buchhalter, Ingenieure, Grafikdesigner oder Kundenservice-Teams. Die klare Schwachstelle von Tablets liegt in der Handhabung, da die mobilen Geräte weder über ein physikalisches Keyboard noch über präzise Eingabegeräte wie Maus oder Stifte für Touchscreens verfügen. Geeignete Peripheriegeräte wie etwa externe Tastaturen, Headsets oder kabellose Lautsprecher können allerdings für mehr Produktivität sorgen, da sie den Einsatz erleichtern und die Funktionen des Tablets erweitern. Unter den von Logitech befragten Anwendern gaben 61 Prozent an, dass eine externe Tastatur die Nutzung ihres Tablet-PCs im Arbeitsalltag verbessere.
Sorgen IT-Abteilungen also für die richtigen Rahmenbedingungen, kann sich der breite Einsatz von Tablets im Unternehmen schnell rentieren. Dabei ist es jedoch entscheidend, dass die mobilen Helfer tatsächliche einige der herkömmlichen Geschäfts-PCs ersetzen und nicht nur zusätzlich angeschafft werden und das IT-Budget zusätzlich belasten.
Eine praktikable Lösung für mobile Arbeitnehmer kann das so genannte „Hot Desking“ sein. Bei diesem Modell können Anwender, die vornehmlich mit Tablets arbeiten, bei Bedarf auf einen Desktop-PC oder Thin Client zurückgreifen um datenintensive Aufgaben zu erledigen, etwa Kostenabrechnungen oder das Erstellen von Präsentationen. Unternehmen, denen es gelingt die richtigen Weichen zum internen Einsatz von Tablets zu stellen, können mittelfristig viele PCs im Unternehmen ersetzen und nahezu sämtliche papierbasierten Prozesse überflüssig machen, was nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit sondern auch die Produktivität am Arbeitsplatz steigert. (mb)
*Eric Kintz ist Senior Vice President und General Manager bei Logitec for Business