T-Systems-Mitarbeiter sind unzufrieden

31.10.2006
Der zwischen T-Systems und Verdi ausgehandelte Tarifvertrag stößt auf Kritik.

Die Deutsche-Telekom-Tochter T-Systems und die Gewerkschaft Verdi haben in der vergangenen Woche den Tarifkonflikt über die Geschäftskundensparte T-Systems beigelegt. Die rund 40.000 Mitarbeiter des IT-Dienstleister erhalten zum April kommenden Jahres eine Einkommensverbesserung von drei Prozent, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft. Hinzu kommt eine Einmalzahlung zwischen 300 und 350 Euro. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 23 Monaten. Die Tarifkommission von Verdi wertet das Ergebnis als Erfolg ihres bundesweiten Warnstreiks. Sie hatte ursprünglich eine Einkommensverbesserung von sechs Prozent verlangt, T-Systems wollte eine Nullrunde durchsetzen. "Wir haben es zum ersten Mal seit der Unternehmensgründung geschafft, bei der T-Systems einen Warnstreik zu organisieren", freute sich Michael Jäkel, Verhandlungsführer und Leiter der Bundesfachgruppe IT bei Verdi.

Dagegen zeigten sich einige Mitarbeiter von T-Systems enttäuscht. Auf Kritik stößt beispielsweise, dass die vereinbarte Gehaltserhöhung von drei Prozent nicht unmittelbar an die Beschäftigten weitergereicht wird, sondern lediglich eine Aufbesserung des Personalbudgets vorsieht. Der Arbeitgeber kann daher Einkommensverbesserungen kumulieren, also einigen Beschäftigten sehr hohe Gehaltssteigerungen bieten, andere gehen dafür leer aus. Betriebsrat und Verdi hätten keinen Einfluss auf die Verteilung, so der Vorwurf. Die Mitarbeiter befürchten nun, dass die meisten der T-Systems-Kollegen, die sich am Streik beteiligt haben, keine Erhöhungen bekommen.

"Das ist eine Regelung aus dem Entgeltrahmenvertrag, die es bereits seit dem Jahr 2002 gibt und die nicht zur Disposition stand", bestätigte Jäkel die Verteilungspraxis. "Sie war nicht Gegenstand der aktuellen Entgeltverhandlungen." Immerhin, so der Verdi-Mitarbeiter, habe man erreicht, einigen Gehaltsgruppen eine Mindestweitergabe zu garantieren.

Als Erfolg wertet Jäkel zudem, dass der Arbeitgeber die angekündigten Stellenstreichungen vornehmlich durch Arbeitszeitverkürzungen betreiben wird. T-Systems hatte Ende vergangenen Jahres Pläne präsentiert, in der Großkundensparte "Enterprise Services" 5000 Arbeitsplätze und in Zentralfunktionen 500 Jobs zu streichen (siehe auch "Telekom plant umfangreichen Personalabbau"). Darüber hinaus hatte T-Systems-Chef Pauly in einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE weitere 1600 Stellenkürzungen in der für Mittelstandskunden zuständigen Einheit "Business Services" angekündigt (siehe auch T-Systems-Chef Pauly: "Es gibt keine Alternative zum Stellenabbau.")

"Angesichts der Situation, die wir im Telekom-Konzern und in der T-Systems vorfinden, haben wir einen guten Abschluss erreicht", warb Jäkel nochmals für den Tarifvertrag. "Möglicherweise spiegelt das Ergebnis nicht das wieder, was sich viele Beschäftigte erwartet haben." Zudem strebt die Gewerkschaft einen Tarifvertrag zum Offshore-Thema mit T-Systems an. Im Rahmen der Verhandlungen will Verdi Vereinbarungen darüber treffen, was mit Mitarbeitern geschieht, deren Arbeit in Ausland verlagert wird. (jha)