T-Mobile-Chef wechselt in die Telekom-Spitze

14.11.2006
T-Mobile-Chef René Obermann ist neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Er löst damit den scheidenden Kai Uwe Ricke an der Spitze des größten deutschen Telekommunikationsanbieters ab.

Nachdem der bisherige Vorstandsvorsitzende Kai Uwe Ricke am Sonntag seinen Rücktritt bekanntgegeben hat, wurde René Obermann gestern als neuer Vorstandsvorsitzer des Bonner Konzerns vom Aufsichtsrat bestätigt. Der bisherige Mobilfunkchef wurde für die kommenden fünf Jahre an die Spitze der Telekom berufen.

Obermann tritt ein schweres Erbe an. Nicht nur die Investoren, auch der Finanzminister und die Gewerkschaften wollen zufriedengestellt werden. Ebenfalls muss er die Massenflucht der Kunden stoppen. Da bedarf es schon mehr als die angekündigten Tarifsenkungen und der Verbesserung des Services. Auch die konzerninternen Konkurrenzkämpfe der einzelnen Sparten müssen endlich aufhören.

Nun hoffen alle, dass es Obermann gelingt, die Festnetzsparte des Konzerns zu sanieren. Zumindest gilt er als durchsetzungsstark, anders als sein langjähriger Freund und Weggefährte Ricke. Während der bei Streitfällen lieber moderierend zur Seite stand als selber schnelle Entscheidungen zu fällen, wird Obermann von wohlwollenden Beobachtern als entschlussfreudiger Vertriebsprofi charakterisiert. Kritiker nennen das anders: sie kennen ihn als knallharten Verhandler und "Bulldozer". Dass er die nötige Härte hat, das Steuer des Riesen herumzureißen, bewies Obermann bei seinem bisherigen Arbeitgeber T-Mobile. Dort war er seit 1998 als Vertriebschef und seit 2002 im Vorstand des Konzerns tätig.

Als in Deutschland die Margen unter Druck kamen, hat Obermann gegen heftigen Widerstand der Gewerkschaften ein ambitioniertes Sparpaket durchgesetzt. Heute steht die Sparte wieder glänzend da, mit positiven Wachstumsraten, die seit über zwei Jahren anhalten.

Doch um diesen Erfolg auf den gesamten Konzern auszuweiten, muss Obermann Hand an dessen Struktur legen. Die Einteilung in die drei Geschäftsfelder Mobilfunk, Breitband/Festnetz und Geschäftskunden ist im wesentlichen produktdefiniert. Die Grenzen zwischen Mobilfunk, Internet und Festnetz verschwimmen jedoch zunehmend. Obwohl es mit dem Konvergenzprodukt T-One schon erste Ansätze gibt, wäre eine konsequente Ausrichtung an Kunden und Märkten der logische Schritt, um dem Bonner Riesen wieder zu mehr Schlagkraft zu verhelfen.

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