T-Com pumpt mehr Mittel ins DSL-Geschäft

02.06.2004
T-Com, die Festnetzsparte der Deutschen Telekom, hat mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Wie dieser Trend zu stoppen ist und welche Dienste sowie technischen Entwicklungen T-Com plant, erklärt Roland Kittel, Vorstand Technik, im Interview mit CW-Redakteur Peter Gruber .

CW: Die Umsätze im Festnetzgeschäft entwickeln sich rückläufig. Worauf führen Sie dies zurück?KITTEL: Rückläufig sind nur die Umsätze bei den Verbindungsentgelten. Wichtigster Grund hierfür sind die Öffnung des Ortsnetzes für Call-by-Call und Preselection im vergangenen Jahr. Da haben wir Marktanteile an die Wettbewerber verloren.

CW: Wie schwer trifft T-Com die Kannibalisierung durch die Konzernschwester T-Mobile? KITTEL: Da sehe ich keine Kannibalisierung. Natürlich kann es, wenn es um die reine Sprachkommunikation geht, zwischen den Bereichen einen gesunden Wettbewerb geben. Die Konsequenz für uns ist, dass wir mit attraktiven Preisen und Angeboten um den Kunden werben müssen.

CW: Trotzdem gibt es Stimmen, die sagen, der Mobilfunk könnte das Festnetz einmal ablösen.KITTEL: Der Mobilfunk wird das Festnetz sicher nicht überflüssig machen, schon allein deshalb, weil er in hohem Maße auf dem Festnetz aufsetzt. Außerdem ist die Qualität der im Festnetz übertragenen Sprache immer noch die beste, das ist unumstritten. Hinzu kommt noch der Aspekt der Datenkommunikation: Mit T-DSL zeigt das Festnetz, was es kann. Man sollte aber auch erwähnen, dass in einigen Bereichen die Entwicklungen zwischen den beiden Konzerneinheiten komplementär laufen. Zum Beispiel bei Wireless LANs beziehungsweise Hotspots.

CW: Mit günstigen Tarifen allein wird T-Com die Umsätze aber nicht steigern können.KITTEL: Richtig. Wir reagieren zum Beispiel durch unsere Breitbandoffensive "1, 2, 3" und die damit verbundenen Leistungssteigerung unserer T-DSL-Anschlüsse auf bis zu 3 Mbit/s. Damit stellen wir sicher, dass wir möglichst viele Inhalte zum Kunden bringen können. Keiner hätte vor Jahren angenommen, über Kupferleitungen so hohe Bandbreiten liefern zu können. Das Potenzial liegt dabei aber nicht nur in DSL, sondern auch der Fähigkeit, diese Zugangstechnik mit neuen Diensten zu kombinieren.

CW: T-Com will den Kunden künftig auch einen mobilen Festnetzanschluss anbieten. Was ist dazu erforderlich?KITTEL: Da kommt das Schlagwort Voice over IP (VoIP) ins Spiel. Wir nutzen die Chance, den portablen Anschluss über diese Technik zu realisieren, das heißt, wir gehen mit einem so genannten Breakout-Traffic aus unserer IP-Plattform heraus, um möglichst viele Teilnehmer, die sich auf unserer klassischen ISDN/PSTN-Plattform bewegen, adressieren zu können.

CW: Sie haben das Stichwort VoIP genannt. Hier hat die Telekom bisher kein originäres Angebot. Wann wird es dies in der Fläche alternativ zur ISDN-Plattform geben?KITTEL: Zurzeit ist bei T-Com kein VoIP-Angebot für die herkömmliche Sprachkommunikation im Massenmarkt geplant. Den Kunden in Deutschland muss von VoIP-Anbietern ein echter Mehrwert geboten werden. Einen solchen Vorteil kann ich in den derzeitigen Angeboten der Wettbewerber nicht erkennen.

CW: Trifft es zu, dass die Netzbetreiber wieder stärker in ihre Festnetze investieren? KITTEL: Nein, derzeit investieren wir weniger als noch im Jahr 2001. Das gilt nicht nur für uns, sondern, wie die Ergebnisse aller Carrier zeigen, für die gesamte Branche. Tatsache ist, dass wir nur dann Geld in die Hand nehmen, wenn wir gleichzeitig ein Produkt offerieren können.

CW: Wann wird T-Com wieder mehr investieren?KITTEL: Derzeit liegt unser Hauptaugenmerk auf dem Breitbandmarkt. Es gibt seitens T-Com das klare Ziel, bis zum Jahr 2007 zehn Millionen DSL-Anschlüsse zu vermarkten. Außerdem werden wir Geld in unsere IP-Plattform stecken, weil der Verkehr zunehmend steigt und wir unsere Qualität halten wollen.

CW: Welche Möglichkeiten birgt DSL noch an Bandbreiten? KITTEL: Es gibt schlaue Köpfe, die neue Algorithmen präsentieren. Allerdings müssen die noch in Chips gebrannt werden. Wenn sie verfügbar sind, werden wir sie erproben und nutzen, falls sie uns helfen, die Bandbreiten oder Distanzen zu erhöhen. Letztlich entscheidet das der Markt.