"SZ": SBS soll 240 Millionen Euro einsparen

06.07.2006
Nach der Abspaltung großer Teile der Krisensparte Com verschärft Siemens nun die Sanierung seiner verlustreichen IT-Tochter Siemens Business Services (SBS).

Bis zum Jahresende solle SBS in Deutschland zusätzlich 240 Millionen Euro einsparen, vor allem beim Personal, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Den Beschäftigten drohten massive Einschnitte.

Ein internes Papier belege, wie brisant die Lage der Krisensparte sei. Die neue Führung um SBS-Chef Christoph Kollatz plane einen radikalen Umbau und dränge zur Eile. "Es bedarf jetzt einer drastischen Änderung", urteile das Management in dem Papier. Der Geldabfluss müsse aufgehalten und der Abwärtstrend beim operativen Ergebnis gestoppt werden. Um die von Siemens-Chef Klaus Kleinfeld geforderten ehrgeizigen Renditeziele bis Mitte 2007 erreichen zu können, müsse SBS 2006 zusätzlich 240 Millionen Euro sparen. "Die verbleibende Lücke muss mit weiterem Personalabbau, Entgeltanpassungen und Umsatzsteigerung geschlossen werden", heiße es.

Ein Sprecher von SBS wollte die Angaben laut der Zeitung nicht kommentieren. Er habe aber bestätigt, die Sparte beschleunige derzeit das Sanierungsprogramm. Dabei hätten sozialverträgliche Lösungen Vorrang vor betriebsbedingten Kündigungen. Nach dem Verkauf des Geschäftsgebietes PRS (Produktbezogene Dienstleistungen) an das Computer-Gemeinschaftsunternehmen Fujitsu Siemens Computers Ende 2005 könnten bei SBS allerdings weitere 350 Stellen wegfallen, erklärte er der Zeitung.

"Keine nachhaltige Strategie"

Die neue Führung lasse in dem Papier kaum ein gutes Haar an der Sparte und den Vorgängern, wie die Zeitung berichtet. Es gebe "keine nachhaltige Strategie für SBS". Komplexe Organisationsstrukturen verhinderten eine effiziente Arbeit, Probleme würden verleugnet statt eine schnelle Lösung zu suchen. "Als selbständiges Unternehmen wäre SBS bereits in Konkurs", folgere die Bereichsführung. Finanzielle Leistungsziele seien nie erfüllt worden. 2005 hatte SBS mit einem Verlust von 690 Millionen Euro das schlechteste Ergebnis in seiner Geschichte erzielt.

Nun drohten nach dem bereits angekündigten Stellenabbau von 2400 Jobs in Deutschland und 3000 im Ausland erneut Kürzungen. Allein die Personalkosten sollten bis zum Jahresende (ohne Töchter) in Deutschland um zusätzliche 180 Millionen Euro sinken. Das Papier sehe dafür neben freiwilligen Lösungen, wie bislang bei SBS üblich, auch betriebsbedingte Kündigungen ausdrücklich vor. Sie sollten bis Ende September vorbereitet und ab Oktober umgesetzt werden. In Deutschland sollten die Kosten durch Prozessverbesserung und Kapazitätsabbau, Verlagerungen ins Ausland, Auslagerungen im Inland und Entgeltanpassungen erreicht werden, heiße es.

Bald Verhandlungen mit Vorstand und Mitarbeitervertretern

Dazu wolle das Management rasch Verhandlungen mit dem Zentralvorstand und der Mitarbeiterseite über einen Ergänzungstarifvertrag aufnehmen. Er solle Lohnkürzungen vorsehen. Insgesamt sei dem Papier zufolge eine Reduzierung um zehn Prozent geplant. Gleichzeitig würden "Abbaumaßnahmen" forciert. Als Problem mache die SBS-Führung die hohen Kosten der Mitarbeiter aus. Sie seien im Durchschnitt selbst im Vergleich zu tarifgebundenen Wettbewerbern sieben Prozent teurer, kritisiert das Management. Im Vergleich zum teuersten Wettbewerber habe sich bei internen Berechnungen ein Faktorkostennachteil von 27 Prozent ergeben.

Helfen soll SBS bei der Rückkehr in die schwarzen Zahlen ab Oktober ein neues Geschäftsmodell, das die Auflösung der verbliebenen zwei Bereiche vorsieht. Die Sparte will künftig als Einheit auftreten und sich auf wenige Geschäftsfelder konzentrieren. Die Auswahl der SBS-Branchen müsse die SBS-Fähigkeiten widerspiegeln, heiße es dazu in dem vertraulichen Strategiepapier. Konzentrieren solle sich SBS künftig auf IT-Dienstleistungen in den Bereichen Öffentlicher Sektor (Bundesregierung), Telekommunikation, Automobile, Versorger, Metalle & Bergbau. Ausdrücklich nicht mehr im Fokus stünden künftig Medien, Finanz-Dienstleistungen, Transport, Post und Logistik und überraschend auch medizinische Ausrüstung, erklärtes Zukunftsfeld von Siemens. (dpa/tc)