„SZ“: BenQ-Spitze verschwieg vor BenQ-Mobile-Insolvenz Finanzprobleme

07.11.2006
Der Handy-Hersteller BenQ Mobile hat vor der Insolvenz Ende September finanzielle Probleme laut der "Süddeutschen Zeitung" wochenlang verschleiert.

Aus internen Dokumenten gehe hervor, dass das Management die dramatischen Zahlungsschwierigkeiten des Unternehmens bereits Mitte August gekannt habe, berichtet das Blatt. Während der taiwanische Mutterkonzern BenQ und die angeschlagene Tochter in München damals offiziell noch Durchhalteparolen ausgaben, hätten einige Verantwortliche die Hoffnung bereits aufgegeben. "Wir haben null Budget mehr", habe BenQ-Mobile-Finanzchef David Wang am 16. August an Vorstandschef Clemens Joos geschrieben.

Modelpaletten- und Zahlungsprobleme

Trotzdem hätten Spitzenmanager von BenQ sowie der Mobilfunk-Tochter eine Woche später öffentlich Zuversicht verbreitet. "BenQ Mobile ist und bleibt eine wichtige Säule unseres Unternehmens", habe beispielsweise BenQ-Chef Kuen-Yao Lee am 24. August in Taipeh beteuert. "Erhebliche Fortschritte beim Unternehmensumbau" habe sich auch BenQ-Mobile-Chef Joos bescheinigt. "Wir gehen optimistisch in das Weihnachtsgeschäft", heiße es in einer Mitteilung des Handy-Herstellers. Ende September, als die Insolvenz angemeldet wurde, habe das Management beteuert, es sei völlig überrascht.

Aus den internen Dokumenten ergebe sich jedoch: Nicht nur hohe Verluste und Probleme mit der Modellpalette, sondern auch gravierende Zahlungsschwierigkeiten seien dem Management damals bereits seit Wochen bekannt gewesen, berichtet die Zeitung. Am 16. August habe BenQ-Mobile-Finanzchef Wang in seinem Schreiben an engste Vertraute klargestellt: "Wir haben null Budget mehr." Bereits im ersten Halbjahr habe die Sparte das gesamte Geld aufgebraucht, das der Mutterkonzern in Taiwan für das Gesamtjahr zur Verfügung gestellt habe. Die Nachricht sei sowohl an Spitzenmanager von BenQ-Mobile, unter ihnen Firmenchef Joos, als auch an die BenQ-Führung in Taiwan, unter ihnen den für das Handy-Geschäft zuständigen Vorstand Jerry Wang, gegangen.

„Liquidität könnte bald erschöpft sein“

Der Finanzchef aus München habe damals unmissverständlich klargemacht, dass er der Sparte kaum noch Chancen gebe: "Unsere Liquidität könnte bald erschöpft sein." Der Mutterkonzern habe mitgeteilt, dass die Vorgaben nicht mehr verhandelbar seien. Einer der damaligen Spitzenmanager sagte dazu am Montag laut der Zeitung: "Das Aus war damit besiegelt."

Ein schlechtes Licht werfen die Dokumente auch auf die Bemühungen der Konzernmutter, das Handy-Geschäft zu erhalten, wie es hieß. Eine Ende August öffentlich angekündigte Finanzspritze von 400 Millionen US-Dollar aus Taiwan entlarve eine weitere E-Mail des Finanzchefs als pure PR-Kosmetik: "In den Nachrichten heißt es, BenQ habe uns 400 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Das ist nicht wahr." BenQ habe lediglich die rechtlichen Voraussetzungen für solche Zahlungen geschaffen. Ob sie jemals flössen, sei unklar.

Insolvenzverwalter Martin Prager und das BenQ-Mobile-Management lehnten am Montag laut der Zeitung einen Kommentar zu den Vorgängen ab. Die Aufarbeitung der BenQ-Mobile-Vergangenheit stehe erst am Anfang, habe Prager lediglich gesagt. (dpa/tc)