Sun öffnet Java-Quellcode: Community-Support läuft bereits an

14.11.2006
Sun hat nach vielen Jahren Überlegung den Quellcode seiner Applikationsplattform Java unter der GPLv2 veröffentlicht. Die J2ME wird nun von einem neuen Opensource-Projekt namens "phoneME" weiterentwickelt. Bis Jahresende soll eine vollständige GPL-Version der J2ME mit allen wichtigen JSRs fertig sein.

Darauf hat die Entwicklerwelt gewartet: Anders als Betriebssystemriese Microsoft hat sich Sun für den radikalen Weg entschieden und den Quellcode seiner in vielen Jahren zum beliebten Programmierstandard gewachsene Plattform Java zu großen Teilen im Quellcode veröffentlicht. Dafür nutzte der aus der Großrechnertechnik stammende Konzern die offenste Lizenz der Welt: die GPL(v2). Was unter der GNU Public License veröffentlicht wird, darf von jeder Person bzw. jedem Unternehmen beliebig verändert und weiterentwickelt werden, alle Änderungen müssen allerdings zwangsläufig an die Community zurückfließen, was die Evolution von GPL-Produkten beschleunigt.

Suns Offenlegung beinhaltet neben dem kompletten JDK und der J2EE (Glassfish) auch die auf Handys laufende Micro Edition. Unter dem Mantel der "Mobile and Embedded Community" sollen in Zukunft zwei Projekte deren Fortkommen auf dem unübersichtlichen Programmiererbazar garantieren: phoneME und cqME. Während die von Sun initiierte Community phoneME dafür sorgt, dass stets ein kompilierbarer Quellcodestand der J2ME vorliegt, sorgt die cqME dafür, dass genügend Testtools für Applikations- und Systementwickler bereitstehen, um die Qualität und Sicherheit von Java-Applikationen fürs Handy zu gewährleisten.

Obwohl die Offenlegung aller Quellen es vielen Unternehmen ermöglichen würde, eigene Implementierungen der CLDC oder des MIDP vorzunehmen, ist davon auszugehen, dass sich der Markt auch in Zukunft auf die bereits existierenden Lösungen beschränken wird. Zu ihnen gehören beispielsweise die virtuellen Maschinen von Aplix oder Aonix, die ihrerseits mit Suns Referenzimplementierung verwandt sind. Hersteller von virtuellen Maschinen werden im Gegenteil massiv von der Offenlegung profitieren, da nun deutlich mehr Augen und Hände am Code feilen dürfen. Damit soll nun endlich auch den unzähligen J2ME-Varianten der Handyhersteller der Gar aus gemacht werden, um Entwicklern die leidige Portierung auf einzelne Endgeräte abzunehmen.

PhoneME wird sich um zwei Subprojekte der J2ME kümmern. Im Projekt phoneME-Feature geht es um die Entwicklung einer Laufzeitumgebung für Lifestyle-Handys mit erweitertem Horizont wie beispielsweise Sony Ericssons W850i. Das derzeit zur Verfügung stehende Kompilat ist eine CLDC1.1- und MIDP2.0-konforme Java-Umgebung mit den gängigen JSRs 82 (Bluetooth), 75 (PIM/File-Management), 205 (Messaging), 226 (2D Vektorgrafik/SVG), SATSA und Web Services. Bis zum Jahresende will das phoneME-Projekt auch weiterführende JSRs wie die SIP API (JSR 180), Location (JSR 179), Mobile Media (JSR 135) und OpenGL-Bindings (JSR 239) vollständig implementieren. Neben dem "Feature"-Zweig von phoneME existiert auch eine "Advanced"-Initiative, die sich um den Fortbestand der Java Embedded-Technologie CDC kümmern wird. Diese kommt beispielsweise bei Nokias Communicator bzw. Personal Java zum Einsatz. Beide Projekte stehen ab sofort vorkonfiguriert für Suns IDE NetBeans zum Download zur Verfügung.

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