Sun-CEO: Wir setzen eine Milliarde mit Software um

06.09.2007
Sun Microsystems lüftet ein lange gehütetes Geheimnis: Das Softwaregeschäft trage mehr als eine Milliarde Dollar zum Umsatz bei, erklärte CEO Jonathan Schwartz.

Wie viel Geld Sun mit Java und anderen Softwareprodukten wie Middleware oder dem Betriebssystem Solaris verdient, war in der IT-Branche bisher nur Gegenstand von Spekulationen. Der kalifornische Hersteller, groß geworden mit Workstations und später mit leistungsstarken Risc/Unix-Servern, gab sich diesbezüglich stets zugeknöpft. Angesichts der integrierten Verkäufe von IT-Infrastruktur, die in der Regel sowohl Server als auch Speichersysteme und Dienstleistungen umfassten, sei es unmöglich, den Softwareanteil herauszurechnen, lautete das Standardargument.

Die unter Entwicklern so erfolgreiche Programmiersprache Java schlage sich in der Bilanz kaum nieder, mutmaßten Marktbeobachter deshalb immer wieder. Den Rahm schöpften andere Softwareanbieter ab. Mit solchen Einschätzungen soll nun Schluss sein. Noch in diesem Jahr werde Sun damit beginnen, Zahlen zu seinem Softwaregeschäft zu nennen, erklärte Schwartz gegenüber Finanzanalysten. Aus den bekannten Gründen würden die veröffentlichten Daten zwar nicht den international üblichen GAAP-Richtlinien entsprechen. Doch Investoren bekämen ein Gefühl dafür, welche Bedeutung das Java-basierende Softwaregeschäft inzwischen für das Umsatzwachstum habe.

Schwartz: "Das Problem für uns ist, dass ein Großteil unserer Softwareeinnahmen in Serviceverträgen für Infrastruktur enthalten ist, die wir Kunden verkaufen." Aus den Grunddaten über Server, Speicher oder Dienstleistungen lasse sich aber grob ein Umsatzvolumen für Software ableiten, das über einer Milliarde Dollar liege. Dieser Wert sei im vergangenen Jahr zweistellig gewachsen. Im Rahmen der regelmäßigen Finanzberichte werde Sun künftig auch Angaben zu seinen Softwareprodukten machen, ergänzte Chief Financial Officer Michael Lehman. Er warnte zugleich vor überzogenen Erwartungen: Weil Sun seine Software verstärkt unter Open-Source-Lizenzen verteile und dafür lediglich Abonnement-Gebühren erhebe, könnten die nominellen Softwareumsätze auch sinken. Derartige Verträge verbuche Sun als Serviceeinahmen.

Um die Bedeutung von Java stärker zu betonen, hatte Sun erst kürzlich sein Ticker-Symbol an der Nasdaq-Börse von "SUNW" auf "JAVA" geändert. Hintergrund sind auch Überlegungen des Managements, dass die Marke "Java" eine bessere Zugkraft bei den Investoren haben werde. Zudem sei das "W", das für "Workstation" steht, nicht mehr zeitgemäß, um das technische Portfolio von Sun adäquat zu beschreiben. "SUNW" steht seit 21 Jahren für "Stanford University Network Workstation", eine Referenz an die Wurzeln des Unternehmens als Hardwareanbieter aus dem universitären Umfeld.

Wie sehr sich die Zeiten geändert haben, ist auch an der langfristigen Strategie des Unternehmens abzulesen. Um das Softwaregeschäft weiter auszubauen, werde man nicht nur auf organisches Wachstum setzen, stellte Schwartz in Aussicht. In stärkerem Maße als bisher halte Sun nach Übernahmekandidaten Ausschau. (wh)