Ferrero Deutschland

Süßwarenhersteller setzt auf Ipads

08.12.2011 von Johannes Klostermeier
Beim Süßwarenhersteller Ferrero wurden 200 Vertriebsmitarbeiter mit iPads und einer Business-Applikation ausgestattet. 60 Mitarbeiter im Management erhielten dazu das iPad für Collaboration-Anwendungen. Experton hat analysiert, wie diese Herausforderung gelöst wurde.

Das Thema „Client-of-the-Future“ unter dem Schlagwort „iPad“ beschäftigt derzeit viele, die in Unternehmen für die IT Verantwortung tragen - vom Client-Infrastruktur-Verantwortlichen bis hin zum CIO. Das IT-Beratungshaus Experton hat in einer Studie aufgeschrieben, wie der Süßwarenhersteller Ferrero das Problem bearbeitet hat

Die Herausforderung vor der die Firmen stehen, ist einfach beschrieben: Mitarbeiter bringen nicht-standardisierte und damit auch „nicht-zugelassene“ Endgeräte in das Unternehmensumfeld. Dann soll die IT eine Möglichkeit finden, damit umzugehen. Verbieten und Verhindern, das ist die eine Linie. Die IT unterstützt keine „nicht-standardisierten“ Clients und sie weist konsequent auf die entsprechenden Richtlinien hin.

Statt Laptops haben die Vertriebler nun iPads dabei - die sind schneller hoch gefahren.
Foto: Fotolia.de/endostock

Was es aber auch immer noch gibt, so stellt Experton fest, ist einfaches Ignorieren und Tolerieren. Die IT kümmert sich nicht aktiv um das Thema oder bindet von Fall zu Fall nach unterschiedlichen Entscheidungskriterien die „nicht-standardisierten“ Clients ein und bietet selektiv Services an.

Aber, so die Berater: Beide Strategien helfen nur für den Moment, sie sind aber langfristig nicht durchzuhalten. Besser ist die Strategie, bei der der IT-Bereich die Strategie, das Geschäft und damit die Geschäftsprozesse dynamisch und effektiv verfolgt und unterstützt. Dabei werden neue Technologien und Innovationen – sofern dies wirtschaftlich sinnvoll ist und ein gewisser Reifegrad erreicht ist – auch relativ früh eingesetzt.

So hat auch der Süßwarenhersteller Ferrero das iPad-Problem gelöst. Ferrero Deutschland ist eines der größten derartigen Unternehmen Europas und Mitglied in der international tätigen Ferrero-Gruppe, die 1946 in Alba/Piemont gegründet wurde und heute über 6,2 Milliarden Euro im Jahr umsetzt. In Deutschland gibt es rund 3600 Mitarbeiter. Zu den bekanntesten Produkten gehören Marken wie Nutella, Kinder Überraschung oder Mon ChériBei Ferrero stattete die IT jetzt 200 Vertriebsmitarbeiter mit iPads und einer Business-Applikation aus.

Der Vertrieb wollte die iPads haben

Zusätzlich erhielten 60 Mitarbeiter des Managements das iPad für Collaboration-Anwendungen wie E-Mail, Workflow und Präsentationen. Der Auslöser des Projekts ging auf eine Nachfrage aus dem Geschäftsbereich, nämlich aus dem Vertrieb, zurück und wurde durch den IT-Bereich unterstützt. Nach Feststellung des Business Case plante der IT-Bereich die technische Umsetzung und führte sie aus.

Darum ging es: Die Vertriebsmitarbeiter von Ferrero besuchen ihre Kunden im Einzelhandel regelmäßig, um über neue Produkte und Promotion-Aktivitäten zu informieren. Bisher wurden zu diesem Zweck DIN A4-Mappen hergestellt, in denen Hochglanzfolien und Prospekte enthalten sind. Ziel des iPad-Projektes war es nun, diese Mappen durch moderne Präsentationsform zu ersetzen. Vor allem das schnelle Hochfahren des iPads gegenüber Laptops überzeugte viele Außendienstmitarbeiter im hektischen Alltag.

Statt Präsentationen auf Papier gibt es die jetzt auf dem iPad.
Foto: Apple

Gleichzeitig sollten die erheblichen Druck- und Versandkosten für die Präsentationen gesenkt und die Qualität und Geschwindigkeit des Erstellungs- und Verteilungs-Prozesses gesteigert werden. Hierzu führten die Beteiligten eine Wirtschaftlichkeitsrechnung durch, und verglichen die bestehende Lösung mit einer App-basierten Lösung unter Verwendung von iPads.

Nachdem der positive Business Case gemeinsam von IT-Bereich, Geschäftsbereich -Bereich, Geschäftsbereich und externen Dienstleistern festgestellt worden war, fing man mit der Arbeit an. Die Projektleitung lag beim IT-Bereich. Die gesamte Projektdauer bis zum Rollout betrug vier Monate für die Vertriebs- und zwei Monate für die Collaboration-Lösung.

Für die Vertriebslösung entwickelte eine externe Agentur eine eigene App. Diese bekommen die Ferrero-Vertriebsmitarbeiter exklusiv über einen „Ferrero App Store“. Auch der für Ferrero wichtige Update-Prozess wird darüber geregelt. Die firmeninternen Policies wurden für den Einsatz von iPads angepasst; dazu gibt es auch einen internationaler Synchronisierungsprozess. Das Management der Clients erfolgt über geeignete Tools und ist vollständig in den IT Operations-Prozess integriert. Die E-Mail-Sicherheit wird durch eine Zertifikats-basierte Lösung gewährleistet.

Apple von großer Business-Nachfrage überrascht

Der Manager für IT-Infrastruktur bei Ferrero, Hans Altmann, zeigte sich gegenüber dem „CIO Magazin“ zufrieden. Er sagte aber auch: „Man merkt, dass die Geräte nicht für das Business entwickelt wurden.“ Apple selbst war von der großen Nachfrage aus dem Business nach seinen Geräten laut „CIO“ „überrascht“ – der Support von Seiten des Herstellers ist deshalb wohl noch verbesserungsfähig.

Auch bei Edeka gibt es nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch viele Ferrero-Süßigkeiten.
Foto: Edeka

„Die ursprüngliche Auslegung des iPads auf Privatkunden war für die Ferrero-IT an manchen Stellen eine Herausforderung“, heißt es dazu in der Experton-Studie. Die Probleme durch die noch „mangelhafte Enterprise Readiness“ konnten aber alle von Ferrero alle gelöst werden. Auf der Habenseite des Projektes stehen: geringere Kosten, schnelleres und unkompliziertes Erstellen des Präsentationsmaterials und eine bessere und handlichere Möglichkeit der Produktpräsentation.

Das Beispiel zeigt, so sagen es die Berater, dass es sehr wohl möglich ist, neue Clients in den operativen IT-Betrieb einzugliedern. Hierbei wurden von Ferrero klassische Methoden wie Wirtschaftlichkeitsrechnung und innovative Ansätze wie eine eigene App kombiniert. Aus Sicht von Experton ist die Ferrero-Lösung deswegen „ein sehr gutes Best Practice“-Beispiel in einem innovativen und gleichzeitig geschäftsrelevanten Geschäftsbereich.

Drei Jahre sollen die Apple-Geräte nun im Einsatz bleiben, danach wird wieder neu entschieden. Auch ein Umstieg auf Android-Geräte ist dann möglich.