Mobiles Internet

Studie sagt rasantes LTE-Wachstum vorher

16.08.2012
In den kommenden vier Jahren wird sich die Zahl der LTE-Anschlüssein Deutschland von zuletzt rund 100.000 auf 34 Millionen steigern.

Dann würden 41 Prozent aller Bundesbürger einen solchen mobilen Breitband-Anschluss nutzen, teilt heute der Branchenverband Bitkom unter Berufung auf eine Studie des European Information Technology Observatory (EITO) mit. Der europäische Durchschnitt würde 2016 bei einer Verbreitung von 37 Prozent aller Einwohner eines Landes liegen. Für Großbritannien geht die EITO-Studie von 39 Prozent der Einwohner mit LTE-Internetzugang aus, für Italien von 35 Prozent und für Frankreich und Spanien jeweils von 32 Prozent.

Deutschland profitiere von der vergleichsweise frühen Auktion der Frequenzen aus der Digitalen Dividende und dem frühen kommerziellen Start von LTE vor zwei Jahren - damals allerdings zunächst nur zur stationären Nutzung als Ersatz für DSL- oder Kabel-Internet-Anschlüsse in den sogenannten weißen Flecken der Breitband-Landkarte. Die Frequenzen der Digitalen Dividende seien durch die Digitalisierung des terrestrischen Rundfunks nutzbar geworden und eigneten sich besonders gut für eine Versorgung dünn besiedelter Regionen mit Breitband-Internet, so der Bitkom.

Mittlerweile haben die Anbieter in elf der 13 mit Breitband unterversorgten Bundesländer die Lizenzvorgaben der Bundesnetzagentur erfüllt und auch in den beiden verbliebenen Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist laut Bundesnetzagentur der Ausbau bereits so weit vorangeschritten, dass dort in Kürze ebenfalls eine flächendeckende Breitbandversorgung dargestellt wird. Laut Bitkom fließen bis zum Jahr 2015 Investitionen in Höhe von acht bis zehn Milliarden Euro in den LTE-Netzausbau. Zurzeit gebe es allerdings Verzögerungen beim Ausbau, da die Bundesnetzagentur die vorliegenden Anträge der Netzbetreiber für die Aufrüstung bestehender Mobilfunkstationen auf den LTE-Standard nicht zügig abarbeite.

20 Jahre Mobilfunk
Seit Juli 1992 können deutsche Kunden im digitalen Mobilfunknetz telefonieren. Die damals gestarteten D-Netze konnten zügig das vorhandene, aber sparsam genutzte analoge C-Netz ersetzen. Wir erinnern an Meilensteine in der nunmehr 20-jährigen Geschichte des GSM-Netzes in Deutschland.
Juli 1992 - Start der D-Netze in Deutschland
Die D-Netze von Telekom (D1) und Mannesmann Mobilfunk (D2) nehmen den Betrieb auf. Der private Herausforderer hat die Nase vor: Das D2-Netz geht am 30. Juni an den Start, D1 folgt am Tag darauf. Um die D2-Lizenz hatten sich zehn Firmenkonsortien beworben, darunter BMW, Springer, MAN und Daimler.
Juli 1992 – GSM – God send Mobiles
Der Betriebsstart hatte sich verzögert, weil es zunächst keine Handys gab. Das Kürzel GSM (Global System for Mobile Telecommunications) für den digitalen Mobilfunkstandard wurde zum Stoßgebet: "God Send Mobiles“. Im Juni können Ericsson und Motorola endlich eine europaweite Zulassung vorweisen. Zum Start stehen nur mobile Telefone im Kofferformat wie das Motorola "International 1000" bereit. Die Telekom wirbt zum D1-Netz-Start mit zwei unterschiedlichen Modellen zum Preis von 3190 Mark und 3850 Mark. Die Grundgebühren belaufen sich auf 79 Mark pro Monat.
Herbst 1992 – Das erste GSM-Handy
Im Herbst folgen tragbare Mobiltelefone. Das erste GSM-fähige Handy ist das „Motorola International 3200“, genannt „der Knochen“. Der Hersteller Loewe greift erstmals den neuen Gattungsbegriff "Handy" in der Produktbezeichnung seines "HandyTel 100" auf.
Dezember 1992 – SMS wird eingeführt
Der Short Message Service (SMS) wird eingeführt. Zunächst ist der Dienst eine kostenlose Ergänzung zur Telefonie, weil die Provider ihn als überflüssiges Anhängsel des GSM-Standards erachten. Erfolg und Gebührenpflicht kommen erst Jahre später.
Mai 1994 – Das E-Netz startet
Mit E-Plus tritt der zweite private Betreiber in den TK-Markt ein. Hinter E-Plus stehen Vebacom (Tochter des Energiekonzerns Veba, heute e.on) sowie der Thyssen-Konzern (Thyssen Telecom). Das neue digitale Mobilfunknetz sendet in einem höheren Frequenzband und wird als E-Netz bezeichnet.
1995 – SMS startet durch
Der SMS-Siegeszug beginnt, häufig abgeschickt von einem Nokia 2110, das damals so verbreitet ist, dass es den Beinamen „Volks-Handy“ trägt.
Februar 1997 – Prepaid-Karten beschleunigen den Handy-Absatz
Die ersten Prepaid-Karten kommen auf den Markt. Bei Mannesmann heißen sie CallYa, die Telekom vertreibt sie unter dem Namen Xtra.
Oktober 1998 – Das zweite E-Netz nimmt den Betrieb auf
Bereits im Februar 1997 hatte Viag Interkom (heute O2) die Lizenz bekommen, ein weiteres GSM-Netz zu betreiben. Am 1. Oktober 1998 startet der Provider in acht Ballungszentren. Viag Interkom wird später an die BT Group verkauft, heute ist O2 eine Marke der spanischen Telefonica.
1999 – WAP, erster Startversuch ins mobile Internet
Das "Wireless Access Protocol" wird eingeführt, anfangs fehlen entsprechende Handys (WAP = "Where Are the Phones?"). Das Nokia 7110 ist das erste WAP-fähige Handy in Deutschland. Der Zugang zum mobilen Internet bleibt jedoch dürftig. Es gibt nur wenige WAP-fähige Seiten, die Datenübertragung ist langsam und teuer.
1999 – Das erste Slider-Handy kommt von Siemens
Siemens beweist Gespür für den Markt und verkauft mit dem SL10 das erste Slider-Handy.
4. Februar 2000 – Vodafone gewinnt Übernahmeschlacht gegen Mannesmann
Mannesmann wird nach einer monatelangen Abwehrschlacht von Vodafone übernommen. Der Preis: 370 Milliarden Mark (etwa 190 Milliarden Euro). In der Folge zerschlägt Vodafone den Industriekonzern und verkauft die Einzelteile. Nur das Festnetz (Arcor) und den Mobilfunk behält Vodafone.
Juli 2000 – UMTS-Versteigerung
Im Mobilfunkmarkt herrscht Goldgräberstimmung. Sechs Carrier ersteigern für insgesamt über 100 Milliarden Mark (gut 50 Milliarden Euro) UMTS-Lizenzen für Deutschland. Mobilcom und Group 3G (Quam) geben ihre Lizenzen später zurück.
2001 – Mobile Datenübertragung auf GPRS-Basis
Die GPRS-Übertragung läuft an. Sie soll dem mobilen Internet zum Durchbruch verhelfen.
Februar 2002 – Blackberry kommt nach Deutschland
Der Blackberry kommt nach Deutschland, nachdem RIM mit seinem Push-Dienst für E-Mails den nordamerikanischen Markt für Business-Kunden erobert hatte.
2004 – Die UMTS-Netze gehen an den Start
Nach und nach fahren die deutschen Carrier ihre UMTS-Netze hoch. Den Anfang macht Vodafone, dicht gefolgt von der Telekom. Im Sommer 2004 sind auch E-Plus und O2 soweit. Das erste UMTS-fähige Handy im Vodafone-Netz ist das „Sony Ericsson Z1010“.
2005 – Siemens verkauft Handy-Sparte an Benq
Der erst wenige Monate amtierende Siemens-CEO Klaus Kleinfeld verkauft Siemens mobile an den taiwanesischen Hersteller BenQ. Zuvor war der Marktanteil von Siemens am weltweiten Handy-Geschäft kontinuierlich geschrumpft und die Sparte in die Verlustzone gerutscht.
März 2006 – Mobiler Datentransfer mittels HSDPA
Beim mobile Datenverkehr setzen die Carrier ab sofort auf HSDPA-Basis (High Speed Downlink Packet Access)
September 2006 – BenQ mobile stellt Insolvenzantrag.
Im Herbst 2006 zeichnet sich das Ende der Fertigung von ehemaligen Siemens-Handys in Deutschland ab. Benq mobile stellt Insolvenzantrag, Ende des Jahres wird der Betrieb stillgelegt.
2007 – T-Mobile verkauft iPhones in Deutschland
Ab November 2007 gibt es das erste iPhone in deutschen Läden. T-Mobile verkauft die Apple-Smartphones exklusiv zum Preis von 399 Euro und einer Mindestgrundgebühr von knapp 50 Euro je Monat. Das iPhone macht den mobilen Datenverkehr massentauglich, obwohl die erste Generation kein HSDPA unterstützt, sondern mit der GPRS-Erweiterung EDGE arbeitet.
Januar 2008 – Nokia schließt das Handy-Werk in Bochum
Anfang 2008 kündigt der finnische Hersteller Nokia an, seine deutsche Produktionsstätte in Bochum bis Mitte des Jahres zu schließen. Die Fertigung wird ins rumänische Cluj verlagert. Mittlerweile hat Nokia die Fertigung dort aber auch schon wieder eingestellt.
2009 – Die ersten Android-Smartphones
Im Februar bringt T-Mobile das erste Android-Smartphone auf den deutschen Markt. Das „T-Mobile G1“ von HTC hatte zuvor in den USA Verkaufsrekorde gebrochen.
2012 – Das erste LTE-fähige Handy
Das HTC Velocity 4G ist das erste LTE-fähige Handy.

Mit 75 Mb/s auf der Überholspur

Der LTE-Standard (Long Term Evolution) ist der Nachfolger von UMTS und ermöglicht laut Bitkom in erster Version Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 75 Megabit pro Sekunde im Downstream. Die derzeit in der Praxis meistgenutzte Bandbreite liegt nach Angaben des Branchenverbands zwischen 5 und 20 Megabit pro Sekunde. Mit der anstehenden Weiterentwicklung des Standards zu LTE-Advanced (4G) würden 10 bis 60 Megabit pro Sekunde im Praxisbetrieb erreicht.

In den USA und in Korea ermöglichen seit wenigen Tagen erste Mobilfunkbetreiber jetzt auch Handy-Telefonate über ihre LTE-Netze. In Deutschland wird Voice over LTE (VoLTE) wohl aber erst später im kommenden Jahr starten. Bis dahin sind hierzulande via LTE nur Datenübertragungen möglich, Mobiltelefonate erfolgen über GSM- oder UMTS-Netze.

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