Studie "Mobile Business": Potenziale und Probleme

28.09.2006
Anwender, die sich heute schon mit dem Thema "Mobile Business" befassen, können mit einigem Recht beanspruchen, Speerspitze einer neuen IT-Entwicklung zu sein. Allerdings können sie auch eine Menge Fehler machen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die die "Erfolgsfaktoren des Mobile Business" ergründet hat. Realisiert hat sie die Deutsche Gesellschaft für Managementforschung mbH (DGMF) unter Leitung von Christoph Wamser, der auch verantwortlicher Autor der Studie ist. Die DGMF kooperierte bei der Befragung im Sommer 2006 mit der Knowledge Intelligence AG (KI AG).

Methode der Studie

Die Studie "Erfolgsfaktoren des Mobile Business" wurde von der Deutschen Gesellschaft für Managementforschung mbH (DGMF) unter der Leitung von Christoph Wamser erstellt. Die DGMF kooperierte bei der Untersuchung mit der Knowledge Intelligence AG (KI AG) aus Köln und deren Gründer und Vorstand Dirk Buschmann.

  • Die Befragung richtete sich an Mitglieder des Top- und Senior- Managements von Unternehmen (Vorstände, Geschäftsführer, Bereichs- und Abteilungsleiter).

  • Insgesamt wurden 2300 Führungskräfte zum Thema Erfolgsfaktoren des Mobile Business befragt.

  • An der Untersuchung beteiligten sich Vertreter aus insgesamt 116 Unternehmen. Zwölf davon stammten aus dem Dax-30-Kreis, weitere 41 aus Großunternehmen sowie 61 aus dem Mittelstand.

  • Die Datenerhebung erfolgte schriftlich anhand eines standardisierten Fragebogens.

  • Links: DGMF = www.dgmf.org

  • KI AG = www.ki-ag.org

Warum überhaupt Mobile Business?

Wamser hatte im vergangenen Jahr in einer ersten Studie zum Mobile Business (MB) nach den Zielen von Unternehmen gefragt, die auf entsprechende Konzepte setzen. Die Antworten können nicht überraschen: "Unternehmen wollen durch den Einsatz des Mobile Business vor allem ihre Wettbewerbsposition stärken und Qualitäts- und Kostenvorteile gegenüber der Konkurrenz erzielen", sagt Wamser.

Zudem geht es den Firmen um schnellere Geschäftsprozessen, bessere Informationen sowie um positive Imageeffekte. Schließlich, ergänzt der Wirtschaftsprofessor der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, wollen Firmen mit dem Einsatz von MB-Strategien "auch ihre Prozesse individualisieren und nicht zuletzt ihre Prozesskosten senken".

Unternehmen setzen, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung vom vergangenen Jahr, MB-Lösungen in den unterschiedlichsten Wertschöpfungsbereichen ein. Sie wollen damit sowohl "beschaffungs- und absatzseitige als auch interne Geschäftsprozesse" unterstützen.

So weit, so gut, aber...

So die Theorie. Die Praxis scheint anders zu sein. Das zumindest deuten die Ergebnisse der diesjährigen Studie "Erfolgsfaktoren des Mobile Business" an. Die wesentliche Erkenntnis der Untersuchung lautet nämlich: ambitionierte MB-Strategien zu verfolgen, ist eine Sache. Eine ganz andere aber ist, inwieweit Unternehmen überhaupt schon fähig sind, ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen.

Diesbezüglich sehr nüchtern fällt ein Fazit von Autor Wamser aus: "Der Einsatz mobiler Lösungen allein führt nicht zur Verwirklichung hochgesteckter Mobile-Business-Ziele." Vielmehr müssten zahlreiche Faktoren erfüllt sein, um Erfolg zu haben. Zahlreiche Unternehmen, so Wamser weiter, "unterschätzen die erfolgskritische Bedeutung einer gezielten strategischen und organisatorischen Einbettung des Mobile Business". Was Wamser damit sagen will: Es reicht nicht, Technik mehr oder weniger gekonnt einzusetzen. Unternehmen, die nicht die organisatorischen Voraussetzungen und ihre strategische Ausrichtung klären, bevor sie ein MB-Projekt starten, werden scheitern.

Es gibt noch viel zu tun, ...

Die Skepsis des Wissenschaftlers scheint begründet: Viele Unternehmen, die Mobile-Business-Projekte angehen, sind informationstechnisch quasi auf einem Auge blind. Sie lassen wesentliche Voraussetzung zur erfolgreichen Vollendung von MB-Projekten außer Acht.

Die Verfasser der Studie haben dies in einer Sonderauswertung ihrer Daten eruieren können. Hierin listen sie auf, welche zehn Faktoren die Befragten als die bedeutungsvollsten für einen erfolgreichen Einsatz von MB-Konzepten nannten: Acht von zehn der häufigsten Nennungen betrafen Sicherheits- und Technikaspekte, andere, entscheidende Kriterien vernachlässigten die Teilnehmer hingegen mehr oder weniger.

Als die Befragten die wichtigsten Erfolgsfaktoren für den MB-Einsatz nennen sollten, fiel ihnen kein einziger strategischer Faktor ein und nur ein Argument, das sich auf die Unternehmensorganisation bezog. Wamsers Kommentar zu diesem Ergebnis: "Man kann hier eine klare Strategielücke beim Einsatz von Mobile-Business-Geschäftsmodellen konstatieren."

Klar deshalb auch die Forderung des Studienautors: "Unternehmen müssen zügig prüfen, welche Ziele und Strategien sie mit Mobile Business verfolgen wollen, wie hoch der daraus resultierende Nutzen ist und welche Investitionen in Geld und Personaleinsatz sie zur Erfüllung der Erfolgsfaktoren leisten wollen." Es nutze Unternehmen nichts, "wenn sie am Ende des Tages eine technisch funktionsfähige und sichere Lösung realisiert haben, die jegliche strategische Ausrichtung und organisatorische Einbettung vermissen lässt."

Von einer nicht zielgerichteten Let’s-try-it-Mentalität rät Wamser vehement ab: "Einfach nur in mobile Anwendungen zu investieren in der Hoffnung, dass hieraus etwas Gutes entsteht, ist nicht nur keine Strategie, sondern wirtschaftlicher Dilettantismus." Und hier gibt es, nimmt man die Ergebnisse der Studie als Grundlage, noch viel zu tun. Wamser: "Nur etwa ein Drittel der Unternehmen erfüllt die kritischen Erfolgsfaktoren des Mobile Business vollständig."

Die Bemessungsskala

Bei der Befragungsmethode wurde eine fünfstufige Ratingskala benutzt. Deren Pole reichten von 100 (= sehr gering) bis 500 (= sehr hoch).

Zudem fragten die Autoren ab, in welchem Umfang die Befragten in ihren Unternehmen die jeweiligen Erfolgsfaktoren bereits selbst vollständig umgesetzt haben. Hieraus gewannen die Datenerheber einen prozentualen Wert.

Beispiel: Als nach der Bedeutung des Faktors "Involvierung des Topmanagements" in eine Mobile-Business-Strategie geforscht wurde, ergab die Untersuchung, dass die Befragten diesem Aspekt eine hohe Bedeutung (402) auf einer Ratingskala einräumten, die bis maximal 500 (=höchste Bedeutung) reicht.

Bei der Frage allerdings, ob das Topmanagement im Unternehmen des Befragten tatsächlich bereits umfassend in die Strategieplanung eingebunden ist, ergab die Summe der Antworten, dass dies in nur 40 Prozent der Konzerne der Fall ist.

Skepsis behindert

Dirk Buschmann, Mitherausgeber der Studie und Vorstand der KI AG, nennt als einen möglichen Grund für solcherlei Defizite die skeptische Haltung der User dem Thema gegenüber: "Der Nutzen von Mobile-Business-Lösungen wird oftmals skeptisch beurteilt. Dies gilt insbesondere für solche Menschen, die bisher wenig mit IT-Lösungen zu tun hatten."

Die Verfasser der Studie haben 30 Faktoren ausgemacht, die für einen erfolgreichen Einsatz von Mobile-Business-Lösungen von wesentlicher Bedeutung sind. Diese Erfolgsfaktoren ordnen die Autoren nach folgenden sechs Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Unternehmensstrategie, Organisation des Geschäftsmodells, technische Realisierung von mobilen Lösungen, Wahl der hierfür geeigneten Endgeräte, zu berücksichtigende Sicherheitsanforderungen und Implementierung der MB-Lösungen. In jeder dieser Kategorien gilt es, fünf Aufgaben zu bewältigen, die für MB-Projekte entscheidend sind.

Strategiebezogene Erfolgsfaktoren

Die Befragung der Topmanager aus Vorstandsebene, Geschäftsführung und Abteilungsleitung durch die DGMF und die KI AG ergab bei der Diskussion der strategiebezogenen Erfolgsfaktoren ein bemerkenswertes Ergebnis, das sich auch bei den anderen fünf Oberkategorien immer wieder herauskristallisierte: Zwischen der Bedeutung, die die befragten Manager einem der 30 Aspekte beimaßen, und deren vollständiger Realisierung im eigenen Unternehmen klaffen oft große Lücken.

Ein Beispiel: 75 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es wichtig ist, bei der Realisierung von MB-Konzepten klare Ziele zu definieren (siehe Grafik "Strategiebezogene Erfolgsfaktoren"). Die Bedeutung dieses Punkts wird für eine erfolgreiche MB-Unternehmensstrategie als hoch eingestuft (403 auf einer Skala von maximal 500). Das scheint nur logisch. Aber wie sieht die Realität aus? Nur knapp jedes dritte Unternehmen hat tatsächlich im Vorfeld klare Ziele für ein Mobile-Business-Geschäftsmodell definiert.

Anspruch contra Realität

Noch krasser das Befragungsergebnis beim Thema Erfolgskontrolle: Die wird zwar auf der Skala mit 355 als durchaus wichtig eingestuft. Aber nur jedes siebte Unternehmen sichert die Einführung und Nutzung von MB-Lösungen mit entsprechenden Tests auch wirklich ab.

Ähnliches gilt für die weiteren Fragestellungen: Das Topmanagement in die Entwicklung einer MB-Strategie einzubeziehen erscheint den Firmenverantwortlichen zumindest in der Theorie bedeutungsvoll. Halten sich die Konzerne deshalb auch an die eigenen Forderungen und Erkenntnisse? In den weit überwiegenden Fällen nicht.

Aus diesen fast schon kurios zu nennenden Ergebnissen folgert Autor Wamser: "Das oberste Management muss bei der Verfolgung von Mobile-Business-Lösungen eindeutig mehr eingebunden, Ziele müssen schneller definiert und Lücken bei der Strategieentwicklung geschlossen werden."

Organisationsbezogene Erfolgsfaktoren

Auch bei den organisationsbezogenen Erfolgsfaktoren für die Nutzung von Mobile-Business-Konzepten klaffen Anspruch und Wirklichkeit teils erheblich auseinander.

Prinzipiell gilt, dass die Befragten Aspekten der unternehmensinternen Organisation von Mobile-Business-Projekten eine hohe Bedeutung beimessen. Die beiden Fragen, wer in einem Unternehmen die Verantwortung für ein MB-Projekt hat und wie sich die IT mit den Fachabteilungen abstimmen soll, sind dabei ausnahmsweise selbst in der Praxis bei jeder zweiten Firma bereits beantwortet.

Die Abstimmung zwischen IT und Fachabteilung sieht KI-Vorstand Buschmann als "wesentlichen organisatorischen Erfolgsfaktor" für neue Mobile-Business-Projekte an. Denn einerseits bedeute die Einführung von MB-Lösungen, dass die IT in Bereiche eindringt, in denen sie bisher nicht vertreten war, in denen teilweise "nicht einmal mit IT gearbeitet wurde". Hier müsse die IT-Abteilung und insbesondere der IT-Verantwortliche "mit an Bord sein, da Themen wie Standards, Sicherheit und die Integrationsfähigkeit von Systemen zur Diskussion stehen". Zum anderen würden durch MB-Systeme oft wichtige Geschäftsprozesse unterstützt. Hierzu sei, so Buschmann, der Input der Fachabteilungen nötig.

Aber es gibt auch erhebliche Defizite bei der organisationsbezogenen Beurteilung von MB-Projekten: Wohl sind die Befragten der Meinung, dass es wichtig sei, mobile Lösungen in bereits bestehende Prozesse einzubinden. Die Verwirklichung der eigenen Ansprüche aber kommt fast schon einem Trauerspiel gleich: Nicht einmal jede vierte Firma hat die als signifikant erkannte Integrationsarbeit geleistet. Gar nur zehn Prozent der Unternehmen haben ihre Geschäftsprozesse und MB- Strategie aufeinander abgestimmt.

Wie sehr viele Firmen Mobile Business nach dem Zufallsprinzip betreiben, zeigt auch der Umgang mit den Lehren, die aus MB-Projekten gezogen werden: Von einem Wissensmanagement ist fast nirgendwo die Rede. Nur sechs von hundert Befragten haben einen digitalen Erfahrungspool etabliert.

Technologiebezogene Erfolgsfaktoren

Bei keinem der Erfolgsfaktoren lässt sich der Widerspruch zwischen Bedeutungsbeimessung und Erfüllungsgrad im Unternehmen klarer darstellen als bei der Diskussion, welche Techniken hierzu vonnöten sind.

Dass die Auswahl der Technik Einfluss auf das Scheitern oder den Erfolg von Mobile-Business-Lösungen besitzt, wird zwar anerkannt. Geht es aber - wie in fünf Einzelaspekten abgefragt - darum, ob eine Firma beispielsweise eine hierzu notwendige umfassende Systemintegration bereits vollendet hat; ob sie ferner leistungsfähige, mobile Netzwerke gespannt sowie entsprechende mobile Endgeräte und mobile Software installiert hat - mit einem Satz: ob die Unternehmen ihre diesbezüglichen Hausaufgaben schon gemacht haben, da sieht die Welt ganz anders aus.

Als Pars pro toto mag die Frage gelten, ob Unternehmen bei der Planung von MB-Lösungen auch an deren spätere Skalierbarkeit denken. Den meisten ist die Bedeutung dieser Forderung klar. De facto hat aber nur jedes fünfte Unternehmen dieses Muss in seine Planungen einbezogen. Kommentar von KI-AG-Vorstand Buschmann: "Viele Mobile-Business-Projekte scheitern, weil sie zu groß oder zu klein und nicht skalierbar sind." Buschmann weiter: "Die Skalierbarkeit von MB-Projekten verhindert kleine Insellösungen."

Endgerätebezogene Erfolgsfaktoren

Dem Aspekt der genutzten Clients schenkten die Befragten der Studie "Erfolgsfaktoren des Mobile Business" das geringste Interesse. Die Autoren schreiben, dass dieser Punkt der Studie "kein einheitliches Bild" bezüglich der Ergebnisse erbracht habe. Trotzdem lassen sich Schlussfolgerungen und Forderungen der Anwender aus den Antworten ablesen: Ein Gerät für den Mobile-Business-Einsatz soll bequem zu handhaben sein und nicht gleich beim ersten ruppigen Einsatz seinen Geist aufgeben. So war den Befragten denn auch am wichtigsten, dass MB-Geräte einen großen Bildschirm und eine vollständige Tastatur besitzen. Berührungsempfindliche Monitore oder eine integrierte Kamera lassen die befragten Entscheider kalt. Sie sind nicht entscheidend für das Mobile Business.

Sicherheitsbezogene Erfolgsfaktoren

Wo die Nerven bei deutschen IT-Managern und -Verantwortlichen aber tatsächlich blank liegen, zeigen die Antworten, die Wamser und Buschmann auf ihre Fragen nach Sicherheitsaspekten und deren Auswirkungen auf Mobile-Business-Projekte bekommen haben. Diesen Fragen kommt absolute Priorität zu.

Ohne ein umfassendes Sicherheitskonzept, ohne Verschlüsselung der Datenübertragung und den Schutz der mobilen Endgeräte etwa vor Viren und Würmern und ohne Vorkehrungen zur Datenverschlüsselung auf den Clients geht in Sachen Mobile Business nach Meinung der Befragten gar nichts. In der Theorie zumindest - wieder einmal.

Denn in der Praxis sind die meisten Unternehmen weit davon entfernt, entsprechende Sicherheits-Features bereits umgesetzt zu haben. Einzig bei der Verschlüsselung von Daten, die auf Reisen gehen, sieht es auch im wirklichen Leben schon recht gut aus. Fast die Hälfte aller Firmen hat diese Aufgabe bereits erledigt.

Negativbeispiel aber: Neun von zehn Firmen halten außerdem ein umfassendes Sicherheitskonzept für sehr bedeutsam, um eine Mobile-Business-Strategie erfolgreich umsetzen zu können. Tatsächlich hält sich aber nur ein gutes Drittel an diese Forderung.

Zweites Negativbeispiel: Und obwohl als durchaus signifikant erachtet, schulten bisher nur 15 Prozent aller befragten Firmen die Anwender, die bei der täglichen Arbeit auf mobile Systeme angewiesen sind.

Noch ein kritisches Beispiel: Der Datenverschlüsselung auf den Endgeräten kommt nach Ansicht von 80 Prozent der Befragten eine sehr hohe Bedeutung bei. Dabei sollen nicht nur für das Unternehmen wichtige Geschäftsdaten abgesichert, sondern vor allem auch Zugangscodes zum Firmennetz vor dem Zugriff Unbefugter geschützt werden. Außerdem sollten Mobilgeräte per Fernzugriff gesperrt oder - im Fall eines drohenden Datenmissbrauchs - auf den Mobilsystemen abgelegte Informationen auch vorsorglich zerstört werden können.

Jeder IT-Verantwortliche dürfte eigentlich um die überragende Bedeutung von geschützten Firmendaten wissen. Umso erstaunlicher ist deshalb folgende Erkenntnis der Untersuchung: Immerhin 26 Prozent schützen ihre Endgeräte gar nicht. Gut ein Viertel der Unternehmen bietet also Unbefugten ein riesiges Einfallstor in die Schatzkammer der Unternehmen.

Implementierungsbezogene Erfolgsfaktoren

Schließlich fragten die Studienverfasser der DGMF und der KI AG noch, welchen Rang IT-Manager und Unternehmensverantwortliche Aspekten der Implementierung von Mobile-Business-Lösungen im engeren Sinn einräumen. Gefragt war hier unter anderem nach der Bedeutung, die Pilotprojekte und Machbarkeitstests besitzen, wenn MB-Systeme eingeführt werden sollen.

Wieder überraschend: Nur 26 Prozent aller befragten Firmen prüfen ein Mobile-Business-System vor der Live-Schaltung zunächst einmal via Machbarkeitstest (Usability Test) auf Herz und Nieren. Buschmann kommentiert diesen Punkt mit den Worten: "Die technische Funktionsfähigkeit der Anwendungen muss mit einer hohen subjektiv wahrgenommenen Nutzerfreundlichkeit gepaart sein." Nur jedes vierte Unternehmen beherzigt aber diesen Ratschlag.

Ein sehr interessantes Ergebnis der Studie zu Erfolgsfaktoren des Mobile Business ergab sich beim Vergleich der an der Untersuchung teilnehmenden Firmen. Beteiligt hatten sich Dax-30-Unternehmen, Großkonzerne und mittelständische Betriebe (siehe Kasten "Methode der Studie"). Bei der Abwägung der Studienergebnisse je nach Firmengröße zeigte sich, dass die vergleichsweise kleineren Betriebe, also die Mittelständler, die 30 Erfolgsregeln für ein erfolgreiches Mobile-Business-Konzept auch in der Praxis "tendenziell" bereits besser umgesetzt haben.

Die Experten der Untersuchung geben für dieses scheinbar überraschende Resultat einleuchtende Erklärungen ab: Zum einen sind mittelständische Organisationen schlicht weniger komplex. Zum anderen arbeiten in kleineren Betrieben weniger Anwender, die ein MB-System benutzen könnten. Abstimmungen zu und über mobile Lösungen können deshalb direkter getroffen, Entscheidungen schneller umgesetzt werden.

Groß- und Dax-30-Unternehmen, so das Fazit von Wamser und Buschmann, können aus den genannten Gründen ihre Größe - zu denken ist beispielsweise an ihre Ressourcenvorteile - häufig gar nicht nutzen. Ihre Mächtigkeit hindert sie daran, die Erfolgsfaktoren des Mobile Business bestmöglich zu erfüllen.
von Jan-Bernd Meyer (Redakteur bei der Computerwoche)