Storage as a Service

Storage as a Service: Speicherkapazitäten via Netz

06.02.2008
Drei von fünf Unternehmen, die einen totalen Datenverlust erlitten haben, mussten innerhalb von 24 Monaten ihren Geschäftsbetrieb einstellen, so das Ergebnis einer Gartner-Studie. Es lohnt sich also, in funktionierende Lösungen wie Online-Backups zu investieren.

Die Analysten fanden heraus, dass 64 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen ihre Daten nicht an einem externen Standort sichern, wo diese im Katastrophenfall sicher wären. Weitere Ergebnisse ihrer Untersuchung: rund 60 Prozent der traditionellen Backups sind unvollständig, 50 Prozent der Datenwiederherstellungsversuche schlagen fehl und lediglich 25 Prozent der Tapes werden außer Haus in einer geeigneten Umgebung gelagert. Zudem bestätigen nur acht Prozent der Befragten eine vollständige Gesetzeskonformität der Datensicherung (Compliance).

Es besteht also Handlungsbedarf. Denn ein Unternehmen kann schnell Opfer eines menschlichen Fehlers, eines Systemchrashs, Angriffs oder einer Naturkatastrophe werden. Außerdem zwingt die wachsende Datenmenge mittelständische Unternehmen zum Handeln.

Die gemeinsame Erhebung der PR-Agentur Fleishman-Hillard und des Fachmagazins speicherguide.de unter 234 Managern und IT-Fachleuten kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) fand beispielsweise heraus, dass 31 Prozent der Befragten innerhalb der letzten drei Jahre einen Anstieg ihres Speicherbedarfs von über 75 Prozent. 19 Prozent gaben an, dass ihr Speicherbedarf immerhin um zwischen 50 und 75 Prozent gestiegen ist.

Und auch wenn über zwei Drittel der Umfrageteilnehmer eine konkrete Vorstellung haben, wie viel Speicherplatz im nächsten Jahr dazugekauft werden soll, wissen immerhin 21 Prozent auf diese Frage keine Antwort. Eine systematische Analyse der benötigten Speicherressourcen findet in diesen Unternehmen offensichtlich nicht statt. Und: Nur die Hälfte der Umfrageteilnehmer schafft es, alle relevanten Daten innerhalb des verfügbaren Zeitfensters zu sichern. 35 Prozent hingegen genügt die Zeit für ein vollständiges Backup nicht; weitere elf Prozent der Befragten wissen nicht, ob das bestehende Zeitfenster ausreicht.

Gesamtbetriebskosten und Speicherausgaben

Beim Betrieb einer Speicherinfrastruktur fallen laut der Fleishman-Hillard-Untersuchung unter anderem Strom-, Wartungs- und Personalkosten an. Diese so genannten Gesamtbetriebskosten belaufen sich bei19 Prozent der Unternehmen auf unter 5 000 Euro, bei ebenso vielen auf über 50 000 Euro im Jahr. 28 Prozent der Umfrageteilnehmer hingegen können ihre Gesamtbetriebskosten nicht benennen.

Betriebskosten der Speicherinfrastruktur
Foto: Fleishman-Hillard

"Der Einsatz traditioneller Backuplösungen kann zwar effektiv sein, doch erfordert dieser neben einem erheblichen Kapitaleinsatz auch internes Personal, um einen möglichst reibungslosen Betrieb gewährleisten zu können, da eine vollständige Automatisierung meist nicht möglich ist. Deshalb gelten diese Lösungen allgemein als problembehaftet - insbesondere in Krisensituationen, wenn für den Geschäftsbetrieb kritische Daten in kürzester Zeit wiederhergestellt werden müssen", so die Spezialisten von Interxion. Das Unternehmen ist eigenen Angaben zufolge Europas führender Anbieter von Carrier-neutralen Rechenzentren und Managed Services.

Interxion bringt es auf den Punkt: "Regelmäßige Backups von Hand sind lästig." Sie kosten Zeit und werden scheinbar nie benötigt. Und wenn es darauf ankommt, "hapert es an Kleinigkeiten, deretwegen sich ausgerechnet die wichtigsten Daten eben doch nicht rekonstruieren lassen." Was gebraucht wird, ist also eine Gegensicherung, die voll automatisiert arbeitet und zuverlässig funktioniert.

Diese Funktionen offerieren inzwischen zahlreiche Backup-Dienstleister. Die Kundschaft ist in Unternehmen jeder Größenordnung und mit den unterschiedlichsten Anforderungen zu finden. Das Servicespektrum reicht vom integrierten Datenmanagement mit "intelligenten" Systemen, die Optionen zur Datenklassifizierung beinhalten, verschiedene Sicherheitsstufen für ein höchstmögliches Maß an Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität der Daten bei Übertragung, Speicherung und Archivierung gewährleisten sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wie revisionssicherer Datenlagerung garantieren bis hin zum simplen Bereitstellen von "virtuellen Festplatten" im Netz, auf denen die Foto- oder Musiksammlung des Privatanwenders Platz findet.

Speicherplatz von Amazon und Co.

Die jeweiligen Anbieter betreiben entweder eigene Rechenzentren oder kaufen Speicherkapazitäten bei den Großen wie Amazon ein und vermieten ihn. "In den USA beträgt das Verhältnis Miet- zu Produktgeschäft bereits 70 zu 30 Prozent", erläutert Abdeslam Afras, Channel Manager Germany bei Iron Mountain Digital, einem Lösungsanbieter für Archivmanagement und die Datensicherung " Hier in Deutschland sei es noch umgekehrt. "Wir sehen aber, dass sich dies gerade ganz gewaltig ändert."

Innerhalb dre letzten drei Jahre ist der Speicherbedarf enorm gestiegen.
Foto: Fleishman-Hillard

Seine "Connected Backup"-Softwarefamilie hat Iron Mountain Digital deshalb erweitert und offeriert neben der Client-Version eine Server-Variante - nicht nur als Kauf-, sondern auch als Mietprodukt "Storage as a Service". Dabei werden die Daten nicht im Kunden-Rechenzentrum gesichert, sondern verschlüsselt in das Hochsicherheitsrechenzentrum von Iron Mountain Digital oder in das Rechenzent-rum eines Hosting-Partners übertragen. In diesem Fall entfallen Investitionen auf Kundenseite für Backup-Software oder -Hardware. Bezahlt wird vielmehr mit einer Kombination aus einer monatlichen Pauschale nebst Volumengebühr.

Dass auch Privatanwender inzwischen zunehmend die Dienstleistung in Anspruch nehmen, ist einer neuen Generation von Backup-Anbietern zu verdanken, die mit Online-Sicherheitskopien "zum Schnäppchenpreis" wirbt. Zu diesen Offerten zählt das beispielsweise das Angebot von Amazon. Der Online-Handelsriese begann vor einigen Monaten damit, Startup-Firmen preisgünstigen Speicherplatz anzubieten. So kostet der Gigabyte Speicherplatz auf Amazons Festplatten gerade mal 15 US-Cent pro Monat. Pro Gigabyte verbrauchter Bandbreite werden noch mal 20 Cent fällig.

Ein Nutzer von Amazon-Servern ist der US-Anbieter Elephantdrive. Seine Software ermöglicht Verzeichnis-genaue Backup-Einstellungen und systemweite Sicherheitskopien gleichermaßen. Damit lassen sich nicht nur alle Fotos auf die Schnelle und per Mausklick sichern, sondern über entsprechende Einstellungen im Expertenmenü zu festgesetzten Zeiten vorher definierte Verzeichnisse hochladen. Die Lösung enthält zudem einen eigenen Explorer, mit dem sich die Daten auf dem Server mit denen auf der eigenen Festplatte vergleichen lassen. Durch 256-Bit-Verschlüsselung bleiben die Daten Unberechtigten verborgen. Ein Gigabyte Speicherplatz ist bei Elephantdrive kostenlos, 100 GB sind für knapp zehn Dollar im Monat zu haben, und die Highend-Variante mit eine Terabyte gemietetem Speicherplatz schlagen mit knapp 35 Dollar im Monat zu Buche.

Direkt an Amazon bezahlen die Anwender von Jungledisk. Der Preis: 15 Cent pro Gigabyte. Das Unternehmen offeriert lediglich die Oberfläche für den – verschlüsselten – Daten-Upload. Kostenlosen Speicherplatz bieten auch Mailanbieter, darunter GMX oder Google Mail, allerdings in einer Größenordnung, der vielen Anwendern für ein Backup nicht ausreicht.

Club-Mitgleider bei Web.de erhalten für fünf Euro monatlich "unbegrenzten" Speicherplatz: Unter "unbegrenzt" versteht web.de "sofort 4 GB, dann monatlich gratis 1 GB bei Bedarf dazu". Anbieter wie Myfiles.de sind demgegenüber vergleichsweise teuer: MyFiles .de verlangt für 1 GB auf der virtuellen Festplatte 15 Euro im Monat.

Profis sollten sich folgende Fragen stellen:

Vor- und Nachteile für Privatnutzer

Vorteile: Sie haben Ihre Daten beziehungsweise das Backup immer und überall dabei, sofern ein Internet-Anschluss zur Verfügung steht. Und im Katastrophenfall, beispielsweise nach einem Wohnungsbrand oder wenn die Hardware gestohlen wurde, ist ihr Backup außer Haus.

Nachteile: Privatnutzer haben meist einen relativen geringen Upstream, der das Hochladen der Daten trotz DSL zeitaufwendig macht. Außerdem ist eine ausreichende Menge an Speicher nicht gerade billig – mit wenigstens 60 Euro im Jahr müssen Sie rechnen. (he)