Stoppt die Deutsche Telekom den VDSL-Ausbau?

08.09.2006
Die Deutsche Telekom will Presseberichten zufolge bei dem in der vergangenen Woche angekündigten Kostensenkungsprogramm insgesamt fünf Milliarden Euro einsparen.

Bis 2010 solle die Summe vor allem in Vertrieb und Verwaltung eingespart werden, schreibt die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf Unternehmenskreise. Laut "Handelsblatt" scheint sicher, dass Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke den Großteil der Kosteneinsparungen in der IT sowie durch eine Vereinheitlichung der verschiedenen Netz-Plattformen erreichen will.

Die Telekom hatte bereits am vergangen Samstag ein Milliarden-Sparprogramm bis 2010 angekündigt, bisher aber keine genaue Summe und keine Details genannt. Ziel ist, Europas ertragsreichster Telekom-Konzern zu werden. Ein Sprecher der Telekom bestätigte am Donnerstag auf Anfrage, dass an dem Kostensenkungsprogramm gearbeitet werde. Zu den in der Presse genannten Details wollte er keine Stellung nehmen. Die Aktie der Telekom startete am Freitag mit Gewinnen in den Handel. Gegen 9.30 Uhr lag sie 1,07 Prozent im Plus bei 11,31 Euro.

"Deckungslücke" - bisher nur Pläne für die Hälfte der Summe

Nach Informationen der "FTD" sieht das Maßnahmepaket vor, die Ausgaben für Vertrieb, IT-Systeme und Verwaltung in den kommenden Jahren deutlich zurückzufahren. Im Visier habe der Vorstand auch die Sparte Konzernzentrale & Shared Services (GHS). Dazu gehören unter anderem die Immobilienverwaltung, das Fuhrparkmanagement sowie Vivento. Offiziell vorstellen wolle die Telekom den Sparplan im November, schreibt die "FTD". Bisher gebe es aber nur für die Hälfte der einzusparenden fünf Milliarden Euro konkrete Pläne. Wo die verbleibenden 2,5 Milliarden eingespart werden sollten, sei noch offen, schreibt das Blatt weiter unter Berufung auf die Unternehmenskreise.

Auch das "Handelsblatt" schreibt unter Berufung auf das Umfeld der Telekom, es sei unklar, wie genau die Summe von fünf Milliarden Euro zustande kommen soll. Es bestehe eine "Deckungslücke", hieß es. Ricke habe dem Aufsichtsrat am vergangenen Wochenende einen Sieben-Punkte-Plan vorgestellt. In diesem Rahmen habe er beim IT-Aufwand ein Einsparpotential von einer Milliarde Euro bis 2010 genannt.

VDSL-Ausbau könnte gestoppt werden

Durch die Vereinheitlichung der Netz-Plattformen - also die Umstellung der Netze auf das Internet-Protokoll ("Next Generation Networks", kurz NGN) - ließen sich laut "Handelsblatt" Kosten für die Instandhaltung reduzieren sowie Skaleneffekte beim Einkauf der Hardware erzielen. Darüber hinaus biete das Marketing Sparpotenzial, hieß es in dem Bericht. So wolle Ricke die Werbeauftritte der Konzernsparten besser koordinieren und den Kunden die Marke Telekom wieder näher bringen.

Es werde offenbar zudem erwogen, den Ausbau des neuen Hochgeschwindigkeitsnetzes (VDSL) in weiteren 40 Städten zu stoppen. Die Telekom hatte für das Netz zumindest einen zeitlich befristeten Schutz vor Regulierung gefordert, um Pioniergewinne für ihre Investitionen erzielen zu können. Derzeit sieht es aber so aus, als würde die Bundesnetzagentur - auch auf Druck aus Brüssel - diesem Wunsch nicht nachkommen. Die Telekom hat das Netz bereits in zehn Städten für 600 Millionen Euro gebaut. Insgesamt sind Ausgaben in Höhe von drei Milliarden Euro bis 2009 geplant.

Weitere Stellenstreichungen unklar

Weitere Einsparungen beim Personal über die bisher bekannten Stellenstreichungen hinaus habe Ricke in der Aufsichtsratsitzung nicht erwähnt, zitiert das "Handelsblatt" aus dem Umfeld des Gremiums. Laut "FTD" hingegen ist bislang noch unklar, ob Ricke im Rahmen des neuen Sparprogramms weitere Stellen streichen will. Die Telekom will bislang bis Ende 2008 insgesamt 32.000 Arbeitsplätze abbauen, Personalvorstand Heinz Klinkhammer hatte aber in einem Zeitungsinterview bereits mögliche weitere Reduzierungen angekündigt. Vorstandschef Ricke hatte bei Bekanntgabe der Quartalszahlen noch erklärt, ein weiterer Stellenabbau stehe zunächst nicht zur Diskussion. (dpa/tc)