Gartner

Stolperfallen im EAM-Alltag

16.09.2011 von Stefan Ueberhorst
Gartner nennt die zehn größten Probleme, die Anwender daran hindern, effektive Enterprise-Architecture-Programme zu etablieren.

Falscher Chefarchitekt

Welche Stolpersteine können Anwendern von Enterprise-Architecture-Programmen im Wege liegen?
Foto: Fotolia, Digital Fineart

Das von Gartner am häufigsten beobachtete EAM-Problem ist die Besetzung der leitenden EAM-Position mit einer ungeeigneten Person. Der fehle es zwar meist nicht an einschlägigem Sachverstand, dafür aber an Führungsqualitäten, was selbst eine gute Organisationsstruktur und kompetentes Personal nicht auffangen könnten. Hier wird dringend eine Neubesetzung empfohlen, wobei der in Frage kommende Kandidat über ausgeprägte Soft Skills wie Enthusiasmus, Kommunikationsfähigkeiten und Leidenschaft verfügen sollte. Ferner muss er strategisch arbeiten können und Respekt im Unternehmen genießen.

Schlechter Informationsfluss

Auch Angestellte außerhalb des EA-Teams müssen über die strategische Bedeutung und den Wert eines Enterprise-Architecture-Managements informiert sein. Andernfalls können sie wichtige Inhalte nicht in ihre Projekte einbeziehen. Im Management stellt sich dann die Frage nach dem Wert einer EA. "Bevor man eine EA baut, muss sie im Unternehmen verkauft werden", heißt es bei Gartner.

Kein Alignment

Wenn IT- und Business-Ziele nicht im Einklang stehen, wollen Fachbereiche für ihre Projekte selbst Technikentscheidungen treffen. Damit werden die Enterprise-Architekten in eine eher reagierende Rolle gedrängt, was wiederum dazu führt, dass sie in den Projekten verstärkt taktieren. Hier empfiehlt es sich, die EA-Techniker besser in die Entwicklung geschäftlicher Ziele der Fachbereiche und des Gesamtunternehmens einzubinden.

Einseitige Architekten

Umgekehrt kommt es auch zu Problemen, wenn Enterprise-Architekten ihre Arbeit ohne das Business erledigen. Entscheidende Informationen aus den Geschäftsbereichen fehlen dann. Die wichtigste Aufgabe der Architekten besteht darin, den EA-Prozess voranzutreiben, und nicht, dem Unternehmen EA-Inhalte überzustülpen. Es empfiehlt sich, virtuelle Teams zu bilden, die solche Inhalte erarbeiten und einen Konsens darüber herbeiführen.

Reine Technikorientierung

Der Fokus auf rein technische Aspekte bei der EA-Einführung ist überholt, aber immer noch häufig. Eine technische Architektur im Sinne einer ganzheitlichen Enterprise Architecture ist sehr viel breiter angelegt und umfasst Geschäftsprozesse, Informationsflüsse und Lösungen.

Mehr "Ist" als "Soll"

Es ist leichter, den Ist-Zustand in einer Enterprise Architecture abzubilden, als den Soll-Zustand. Letzterer setzt die Erarbeitung verbindlicher Richtlinien voraus, die zu den gewünschten Architekturzielen führen. Eine erfolgreiche EA ist in die Zukunft gerichtet und beschränkt sich nicht auf die Gegenwart.

Erfolgsstories in der Schublade

Der Wert einer Enterprise Architecture ergibt sich oft nur indirekt und ist deshalb nicht für jeden Mitarbeiter im Unternehmen offensichtlich. Das führt zu mangelnder Unterstützung für EA-Programme mit dem Risiko eines Fehlschlags. Hier fällt den Enterprise-Architekten eine weitere wichtige Aufgabe zu: Sie sollten anhand von Messverfahren und Dokumentationen eine Erfolgsstory zu jedem EA-Projekt verfassen und im Unternehmen veröffentlichen.

Am Tellerrand ist Schluss

Wer in seiner Architektur auf Standards für Prozesse, Informationsflüsse, Lösungen und technische Modelle baut, tut zwar das Richtige. Geschieht dies jedoch ausschließlich in Bezug auf einzelne Abteilungen, greift das EA-Programm zu kurz. Den Unternehmenszielen Agilität, Flexibilität und integrierte Geschäftsprozesse kommt man damit nicht näher. Standards für Integration und Interoperabilität stehen weit oben auf der EA-Prioritätenliste, weshalb sich Architekten auf die Schnittstellen zwischen den Unternehmensbereichen konzentrieren sollten.

Keine effektive EA-Governance

Enterprise-Architekten sollten der Versuchung widerstehen, das EA-Repository mit möglichst viel Inhalt zu füllen, bevor sie einen Governance-Prozess in Gang setzen. Eine effektive EA-Governance ist möglichst früh zu etablieren und sollte parallel zur Content-Entwicklung agieren.

Mangelnde Kommunikation

Die mit einer Enterprise Architecture verbundenen Schlüsselbotschaften sind nicht für jeden Mitarbeiter offensichtlich oder werden unterschiedlich interpretiert. Äußerst wichtig ist es deshalb, einen Kommunikationsplan zu erstellen und diesen auch forciert umzusetzen. Dabei sollten die Aussagen verständlich auf die jeweilige Zielgruppe von der Business-Seite zugeschnitten sein.