Mitarbeitersuche 2.0

Stellenanzeigen allein reichen nicht mehr aus

25.10.2012
Um geeignetes IT-Fachpersonal zu finden, sollten vor allem kleinere Unternehmen aktiv auf die Bewerber zugehen. Etwa über soziale Netze.
HR-Expertin Anja Schulze meint: "Viele Unternehmen rekrutieren zu wenig proaktiv."
Foto: Privat

Arbeitgeber würden in Sachen Mitarbeitersuche weniger jammern, wenn sie stärker alle Recruiting-Kanäle nutzen und mehr in die Weiterbildung investieren würden, ist Anja Schulze überzeugt. Die selbständige Personalleiterin und Interims-Managerin in der IT-Branche kennt die Sorgen und Nöte der großen und kleinen Unternehmen der Branche.

"Mittelständische Betriebe, aber auch etliche Großkonzerne machen immer wieder den Fehler, dass sie viel zu wenig proaktiv rekrutieren", ist ihre Beobachtung. Die Suche erfolge häufig allein über die herkömmlichen Methoden wie Print- oder Online-Anzeigenschaltung. "Dieser Weg eignet sich vor allem dann, wenn es genügend Kandidaten gibt", sagt Schulze. Besonders einfallsreich sei es angesichts der vielen neuen Möglichkeiten nicht, nur auf die Bewerbungen zu warten.

Ein anderer Fehler, den aus Schulzes Sicht vor allem Großunternehmen beim Recruiting begehen: Sie bauen mit hochkomplexen Bewerber-Management-Systemen unnötige Hürden auf. Früher galten diese Systeme als innovativ und zeitgemäß. Doch heute wirkten sie oft nur noch abschreckend: "Kandidaten wollen keine ellenlangen Formulare ausfüllen. Gerade gute Leute winken beim Blick auf komplizierte, langwierige Bewerber-Management-Systeme oft schon im Voraus ab."

Karriere
Die Deutsche Telekom
schnitt in der Kategorie "Access" am besten ab. Alle relevanten Informationen sind übersichtlich gegliedert und auf der Startseite zu finden.
Steria Mummert Consulting
Das Karriere-Portal der Unternehmensberatung landete in der Kategorie "Access" auf dem zweiten Platz.
Cirquent
Auch die IT-Beratung punktete mit einer übersichtlichen Startseite und erreichte in der Kategorie "Access" den dritten Platz.
Datev
hatte in Sachen Unternehmensdarstellung die Nase vorn. Schon auf der Hauptseite finden Bewerber Informationen zur Unternehmenskultur und zur Work-Life-Balance.
Die Deutsche Telekom
konnte auch für ihre Unternehmensdarstellung viele Punkte sammeln. Platz zwei.
SAS Institute
erreiche Platz drei in der Kategorie "Unternehmensdarstellung".
Steria Mummert Consulting
zeigte sich in der Kategorie "Careers" am stärksten. So bietet das Unternehmen eine Job-Matrix an, die die Zahl der freien Stellen für die jeweilige Zielgruppe und Beschäftigungsbereiche sichtbar macht.
SAP AG
Platz zwei für Deutschlands größten Softwarehersteller, der auch die unterschiedlichen Karrieremöglichkeiten überzeugend darstellte.
Siemens IT Solutions and Services
Die IT-Sparte des Konzerns erreichte mit ihrer Darstellung der Jobchancen den dritten Platz in der Apriori-Studie.
Die Deutsche Telekom
überzeugte in der Kategorie "Anwendungen" mit ihrem Bewerber-Management und kam auf Platz eins. So ist das Anhängen von Dateien mit Angaben zur Größe und Dateiart nutzerfreundlich gestaltet.
PC-Ware
ergatterte Platz zwei in der Kategorie "Anwendungen"
E-Plus
Auch das Mobilfunkunternehmen konnte mit seinen Anwendungen überzeugen. Platz drei in dieser Kategorie.

Kandidaten ansprechen

Neue Mitarbeiter gesucht? Sprechen Sie potentielle Kandidaten proaktiv über Social-Media-Kanäle an.
Foto: Conundrum - Fotolia.com

Sie empfiehlt Unternehmen, Kandidaten selbst aktiv anzusprechen, etwa über Social-Media-Kanäle. "Das Anwerben qualifizierter Mitarbeiter ist unter gewissen Voraussetzungen durchaus erlaubt", sagt Schulze. Vor allem, wenn Stellen kurzfristig besetzt werden sollen, sei dieser Kanal ein viel versprechender Weg. Passende Mitarbeiter ließen sich über spezielle Communities via Xing oder LinkedIn identifizieren. Generell gelte: Viele Kandidaten wollen lieber von einem interessierten Arbeitergeber kontaktiert werden als von einem Personalberater.

Für kurzfristige Stellenbesetzungen eignet sich laut Schulze - unter anderem wegen der hohen Arbeitslosigkeit in vielen EU-Ländern - auch die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften. Unterstützung bieten dafür internationale IT-Headhunting-Agenturen, die im europäischen Raum tätig sind.

Mittelständler im Nachteil

Laut Schulze ziehen mittelständische Betriebe im Werben um begehrtes IT-Personal gegenüber Großkonzernen oft den Kürzeren. Kleine und mittlere Unternehmen müssten deshalb eigene Rekrutierungswege finden, um gegenüber der Konkurrenz punkten zu können. Zunächst gelte es, alle Mitarbeiter dafür zu sensibilisieren, dass Recruiting ein für den Geschäftserfolg essenzielles Thema ist, das keineswegs allein der Personalabteilung vorbehalten sein darf. Aktionen wie "Mitarbeiter werben Mitarbeiter" könnten helfen, diesen Gedanken zu verankern und Anreize zu schaffen. Und natürlich hätten kleine Betriebe im Social Web ähnlich gute Erfolgsaussichten wie die großen Wettbewerber, wenn sie die richtige Ansprache fänden.

Schulze empfiehlt außerdem, verstärkt selbst Personal auszubilden: "Eine gute Möglichkeit ist es, duale Studien- und Ausbildungsberufe wie etwa den Fachinformatiker anzubieten." Unternehmen dürften in Zeiten des Fachkräftemangels außerdem nicht vergessen, sich intensiv um die vorhandenen Mitarbeiter zu bemühen und diese auch weiterzubilden.

Langfristig denken

"Insbesondere im IT-Umfeld kommen zum Beispiel technische Schulungsangebote wie SAP- oder Sharepoint-Trainings gut an. Die Mitarbeiter möchten ihr Wissen auf dem aktuellsten Stand halten und auch die neuesten Trends aufnehmen", betont Schulze. Auch Projekt-Management-Trainings würden nachgefragt. Dadurch könne sich eine anspruchsvolle Fachlaufbahn als Karrieremöglichkeit auch für Mitarbeiter eröffnen, die eher technisch affin seien.

Arbeitgeber
Vorhang auf für....
....die 30 beliebtesten IT-Arbeitgeber 2012. Über 7000 Examensnahe Informatikstudenten aus ganz Deutschland haben für das diesjährige Trendence Graduate Barometer abgestimmt, das der CW exklusiv vorliegt.
Platz 26: ProSiebenSat1 Media AG
Medienkonzerne sind insbesondere unter angehenden Informatikerinnen beliebt. ProSiebenSat1 teilt sich den 26 Platz mit folgenden drei Unternehmen....
Nvidia...
einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen, ist ebenfalls auf Platz 26 gelandet ( Vorjahr Platz 27).
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz...
hat sich auch in diesem Jahr in den Top 30 behauptet. Forschungseintrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an.
Platz 25: Max-Planck-Gesellschaft
Sie gehört für IT-Studenten zu den ersten Adressen, wenn es um Innovation geht.
Platz 24: Lufthansa Systems AG
Stefan Hansen, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Systems AG, kann zufrieden sein: Sein Unternehmen hat es als einer der wenigen IT-Dienstleister unter die Top 30 geschafft.
Platz 22: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security konnte seinen Platz im Vergleich zu 2011 behalten.
Platz 21: Adobe
Der US-amerikanische Softwarehersteller ist insbesondere für sein Bildbearbeitungsprogramm Photoshop bekannt. Bekannte Produkte überzeugen den IT-Nachwuchs.
Platz 20: Daimler/ Mercedes Benz
Daimler ist einer von insgesamt fünf deutschen Automobilherstellern, die in der Top 30 vertreten sind. Nach der IT ist die Automobilindustrie die Branche, in der Informatiker am liebsten arbeiten möchten.
Platz 19: Electronic Arts
Neben Autos locken den IT-Nachwuchs auch noch Computerspiele. Spielehersteller Electronic Arts verlor aber im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze.
Platz 17: Intel
Der Chiphersteller teilt sich in diesem Jahr den Platz mit dem....
...Bundesnachrichtendienst
2011 schnitt der BND, der viele offene Stellen für IT-Spezialisten hat, noch um sechs Plätze besser ab.
Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat im Vergleich zum Vorjahr fünf Plätze im Ranking gut gemacht.
Platz 13: Volkswagen
Der VW-Konzern ( hier im Bild die Autostadt in Wolfsburg) stieg in der Gunst des IT-Nachwuchses, und zwar um fünf Plätze.
Platz 13: Porsche
Die VW-Tochter ist seit Jahren als Arbeitgeber unter IT-Studenten äußerst beliebt.
Platz 12:Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung fast halten.
Platz 11: Amazon
Eine der wenigen Internet-Firmen, die es unter die Top 30 geschafft haben.
Platz 10: BMW
Attraktive Produkte = attraktiver Arbeitgeber. Diese Gleichung scheint auch für den bayerischen Autobauer aufzugehen.
Platz 9: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor zehn Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. Seitdem verliert er jedes Jahr einen oder mehr Plätze. 2011 belegte er Platz 7.
Platz 8: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten - hier im Bild der für den Fußball entwickelte RedFIR Chip- eine feste Größe unter den Top Ten.
Platz 8: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten - hier im Bild der für den Fußball entwickelte RedFIR Chip- eine feste Größe unter den Top Ten.
Platz 6: Audi
Die Ingolstädter, für angehende Ingenieure längst Arbeitgeber Nummer eins, werden auch unter Informatikstudenten immer beliebter. Von acht auf Platz sechs in diesem Jahr.
Platz 5: IBM
Martina Koederitz, IBM-Deutschland-Chefin, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM büßte den zweiten Platz des Vorjahres ein und rutschte drei Plätze ab.
Platz 2: Microsoft Deutschland...
...hier die Zentrale in Unterschleißheim, heißt der Aufsteiger des Jahres. Um zwei Plätze verbesserte sich die Gates-Company, die weltweit 2000 neue Stellen schaffen will.
Doch die meisten Informatikstudenten...
...wollen wie schon seit vier Jahren.....
....bei Google arbeiten.
23,5 Prozent der Stimmen vereinte Google auf sich und damit mehr als doppelte soviel wie der Zweitplatzierte Microsoft.
Ob es an solchen Büros liegt?