Techcrunch50 und DEMOfall 08

Startups buhlen um das große Geld

17.09.2008 von Martin Bayer
Auf den Konferenzen DEMO Fall 08 und Techcrunch50 traten insgesamt 124 Startups an, um Investoren von ihrer Geschäftsidee zu überzeugen. Nur wenige Minuten blieben den Präsentatoren, um die Aufmerksamkeit der Geldgeber auf sich zu lenken.

Die zweite Septemberwoche brachte 124 hoffnungsvollen Startup-Unternehmern Nervenkitzel. Auf den Konferenzen Techcrunch50 in San Francisco und DEMOfall 08 in San Diego hatten sie Gelegenheit, ihre Ideen und Geschäftsmodelle einem erlauchten Kreis von Investoren zu präsentieren. Wem es gelingt, die Neugier und das Interesse der potenten Geldgeber zu wecken, der kann auf einen millionenschweren Geldsegen hoffen. Doch das ist alles andere als einfach: Die Verantwortlichen haben in den Präsentationen nur wenige Minuten, um ihre Idee ins rechte Licht zu rücken.

Erstmals mussten sich die Unternehmer in diesem Jahr entscheiden, auf welcher Konferenz sie antreten wollten. Die Veranstaltungen fanden gleichzeitig in San Francisco (Techcrunch50) und San Diego (DEMOfall) statt. Während die 72 Startups auf der mittlerweile im 19. Jahr stattfindenden Demo-Konferenz für ihr Schaulaufen 18.000 Dollar auf den Tisch legen mussten, warben die Herausforderer von Techcrunch mit einem kostenlosen Auftritt und konnten damit 52 Startups locken.

Wir zeigen Ihnen auf den folgenden Seiten die prämierten Startups sowie interessante Produkte und Geschäftsmodelle, die in Zukunft für Furore sorgen könnten. Das waren die Highlights auf der Techcrunch50:

Yammer: Twitter goes Business

Yammer, der Gewinner der Techcrunch-Konferenz und damit um 50 000 Dollar reicher überträgt eine bereits bestehende Idee aus dem Consumer-Bereich auf das Business-Umfeld. Das Unternehmen stellte einen Twitter-ähnlichen Online-Dienst vor, der die Produktivität in Unternehmen verbessern soll. Die entscheidende Frage, um die sich alles dreht, lautet: "Woran arbeitest Du?" Rund um einzelne Themen entwickeln sich Feeds, in denen die Teilnehmer diskutieren, Nachrichten und Informationen hinterlegen sowie Fragen stellen können. Die Mitarbeiter hinterlegen Profile mit ihren Spezialgebieten und können jederzeit eine Diskussion starten. Die Teilnahmeberechtigung ergibt sich aus einer gültigen E-Mail-Adresse des jeweiligen Unternehmens. Die Basisdienste von Yammer sind kostenlos verfügbar. Wer allerdings sein Firmennetz aktiv administrieren möchte, zahlt einen Dollar pro Monat und Teilnehmer. Damit lassen sich Mitglieder löschen, das Yammer-Natz mit einem selbst gestalteten Design an die eigene Firma anpassen sowie erweiterte Sicherheits-Features nutzen.

Internet: www.yammer.com

Fitbit: Der Online-Gesundheitswächter

Foto: Fitbit, Inc

Die Betreiber von Fitbit wollen ihren Nutzern dabei helfen, gesünder zu leben. Dazu gehört ein Sensor, der alle Aktivitäten seines Trägers aufzeichnet, beispielsweise die Schlafqualität, Zeiten der Bewegung und Anzahl der Schritte. Diese Daten werden über den heimischen Rechner an den dazugehörigen Online-Dienst übermittelt. Weitere Informationen wie die aufgenommene Nahrung oder sonstige sportliche Aktivitäten müssen zusätzlich eingegeben werden. Aus all diesen Daten ermittelt der Fitbit-Dienst den gesundheitlichen Zustand und visualisiert diesen anhand einer Blume, die verschiedene Stadien zwischen blühen und verwelken einnimmt. Darüber hinaus lassen sich Zielpläne definieren und Übersichten über den eigenen Kalorienverbrauch und die Entwicklung der sportlichen Aktivitäten einsehen. Um die Motivation zu steigern, können sich die Teilnehmer untereinander austauschen und interne Wettbewerbe veranstalten. Fitbit soll ab Dezember dieses Jahres auf den Markt kommen und etwa 100 Dollar kosten.

Internet: www.fitbit.com

Goodguide findet grüne Produkte

Die Betreiber von Goodguide bieten ihren Nutzern online eine Produktdatenbank, in der Informationen über die Umwelt-, Gesundheits- und Sozialverträglichkeit hinterlegt sind. Derzeit finden sich dort Daten über rund 60.000 Pflege- und Reinigungsartikel. Quelle dieser Informationen sind öffentlich zugängliche Datenbanken sowie Organisationen und Institute, die sich mit entsprechenden Untersuchungen beschäftigen. Jedes Produkt wird in drei Kategorien bewertet: Inhaltsstoffe und Zusammensetzung ergeben Noten in den Fächern Gesundheit und Umwelt. Darüber hinaus gibt es auch Punkte für die Arbeitsbedingungen, unter denen das jeweilige Produkt gefertigt wird. Daraus errechnet sich eine Gesamtpunktzahl. Nutzer können sich über bestimmte Artikel austauschen und Kommentare abgeben. Außerdem lassen sich Alternativprodukte suchen, sollte ein Artikel nicht den eigenen Umweltmaßstäben entsprechen. Die Betreiber hoffen, mit ihrem Dienst den Druck auf die Hersteller zu erhöhen, nachhaltigere Produkte auf den Markt zu bringen. Es ist geplant, das Informationsangebot auch auf andere Artikelkategorien wie Elektronik und Bekleidung auszudehnen.

Internet: www.goodguide.com

Swype: Wischtechnik für Texteingaben

Die Verantwortlichen von Swype haben eine Technik entwickelt, mit deren Hilfe sich die Eingaben auf berührungsempfindlichen Bildschirmen wie beispielsweise auf Handys und Smartphones beschleunigen und vereinfachen lassen sollen. Nutzer können mit dem Finger oder einem Stift über eine virtuelle Tastatur auf dem Touchscreen fahren, ohne dabei gezielt einzelne Tasten ansteuern und drücken zu müssen. Mit dieser Methode sollen sich bis zu 50 Wörter pro Minute eingeben lassen. Ist ein Wort nicht eindeutig zu ermitteln, bietet das System verschiedene Optionen an. Das Absetzen des Fingers beziehungsweise des Stiftes ersetzt das Drücken der Leertaste. Hinter der Technik steckt ein Wörterbuch, bei dem die Begriffe mit Bewegungsmustern verknüpft sind. Swype wird von CEO Cliff Kushler geleitet, der unter anderen für die Entwicklung von T9 verantwortlich war, einer auf vielen Handys eingesetzten Texteingabetechnik.

Internet: www.forwordinput.com

Grockit und Atmosphir - Lernen und 3D-Spielewelten

Die Juroren auf der Techcrunch50-Veranstaltung haben außerdem zwei Startups aus dem Bereich Gaming ausgezeichnet: Grockit versucht mit seinem Online-Angebot eine Brücke zwischen E-Learning und Multi-Player-Spielen im Internet zu schlagen. Die Betreiber gehen davon aus, dass sich Lerninhalte in Peer-to-Peer-Netzen besser und effizienter vermitteln lassen als in Lehrer-Schüler-Szenarien. Auf der Plattform können sich Lerngruppen organisieren und wer anderen hilft bekommt Punkte zur Belohnung.

Internet: www.grockit.com

Atmosphir

Atmosphir bietet mit seinem gleichnamigen Online-Tool eine nach eigenen Angaben einfach zu bedienende Entwicklungsumgebung für 3D-Welten im Internet. Spieleentwickler können ihre Kreationen mit anderen Mitgliedern teilen. Laut Anbieter benötigt man dabei keine tiefer gehenden Programmierkenntnisse. Die 3D-Elemente sind modular angelegt und lassen sich beliebig kombinieren.

Internet: www.atmosphir.com

Auf der DEMO Fall in San Diego hatten die 72 Startups jeweils sechs Minuten, um das Interesse potenzieller Geldgeber zu wecken. Die Ansprüche der Veranstalter an die vorgestellten Lösungen waren hoch: "Sie verändern die Spielregeln des Marktes", warb Veranstalter Chris Shipley. "Die Produkte sind innovativ, bedeutend, und sie repräsentieren die zukünftigen Lösungen, die wir alle schon bald nutzen werden." Das sind die Angebote, die den Beifall der Experten fanden und als "DEMOgods" ausgezeichnet wurden:

Awind verbindet PC und TV

Das Produkt "Mobishow" der Firma Awind verknüpft mit Hilfe eines drahtlosen Transmitters Geräte wie den PC oder ein Smartphone mit dem heimischen Fernseher. Damit lassen sich Videodaten oder andere auf dem Rechner gespeicherte Informationen wie beispielsweise Präsentationen auf dem TV-Gerät anzeigen. Dabei wandelt Mobishow die Daten so um, dass diese TV-Fähigkeiten wie beispielsweise High Definition (HD) ausnutzen können.

Internet: www.awindinc.com

Cerego - Lernen im Netz

Der Online-Dienst Cerego will seinen Nutzern mit der Plattform "iknow" neue Möglichkeiten des Online-Lernens eröffnen. Anwendern sollen ihr Wissen individuell sammeln und organisieren können. Darüber hinaus bietet die Plattform verschiedene Collaboration-Funktionen, über die die Lernenden kommunizieren und Wissensinhalte austauschen können.

Internet: www.iknow.co.jp

Fusion-io: SAN auf Flash-Basis

Der Speicherspezialist Fusion-io setzt komplett auf Solid State Drives (SSDs). Neben dem Flash-Speicher-basierten Storage bietet die Firma nun mit "ioSAN" eine Technik an, durch die sich SSD-basierende Speichernetze einrichten lassen sollen. Mittels ioSAN, einer PCIe-Card, die in einem speziellen Steckplatz auf dem Mainboard des Rechners ihren Platz findet, sollen Anwender auf einfache Weise Storage-Area Networks (SANs) auf einrichten können. Neben dem geringen Stromverbrauch liege der Vorteil von SSDs vor allem in der höheren Geschwindigkeit, so der Anbieter.

Internet: www.fusionio.com

Invision TV - der Video-Guide fürs Netz

Invision TV bietet seinen Nutzern mit dem gleichnamigen Online-Tool ein Werkzeug, mit dessen Hilfe sich Video-Daten im Internet leichter suchen, sammeln und verwalten lassen. Darüber hinaus offeriert das Angebot Social-Networking-Funktionen, über die Anwender sich zu bestimmten Themengebieten austauschen können. Zudem sollen sich über den Online-Dienst Video-Inhalte aus dem Netz in einer TV-ähnlichen Art und Weise wiedergeben lassen.

Internet: www.invision.tv

Maverick Mobile Solutions baut Bodyguard fürs Handy

Maverick Secure Mobile hat eine Sicherheitstechnik entwickelt, mit deren Hilfe sich Handys und die darauf abgelegten Daten besser schützen lassen sollen. Beispielsweise sei es möglich, nach einem Diebstahl oder Verlust des Mobiltelefons Informationen wie beispielsweise das gespeicherte Telefonbuch von dem Gerät abzurufen und zu sichern. Außerdem ließen sich die Handy-Aktivitäten des Diebs protokollieren beziehungsweise das Mobiltelefon per Fernzugriff blockieren.

Internet: www.maverickmobile.in

Microstaq kämpft gegen hohen Stromverbrauch

Microstaq hat mit seinem "Ventilum"-Chip eine mikroelektronische Technik entwickelt, die den Stromverbrauch von Klimaanlagen zwischen 25 und 30 Prozent senken lassen soll. Erreicht wird dies laut Hersteller dadurch, dass herkömmliche mechanische Ventile durch Mikroelektro-Technik ersetzt werden. Damit könne ein wesentlich effizienterer Kältefluss gewährleistet werden, hieß es. Außerdem ließen sich damit Herstellungs- und Wartungskosten senken.

Internet: www.microstaq.com

MixMatchMusic: Tonmix aus dem Netz

Die Betreiber von MixMatchMusic wollen mit ihrem Internet-Angebot die Zusammenarbeit zwischen Musikschaffenden im Netz ausbauen. In dem Online-Service können Komponisten einzelne Musikkomponenten wie Gitarren-Riffs, Drums oder Vocals hinterlegen und anderen Mitgliedern der Community zur Verfügung stellen. In einem Katalog lassen sich bestimmte Instrumente und Sounds suchen. Zusätzlich bietet der Dienst einfache Tools an, mit deren Hilfe sich die Musikdaten editieren lassen. Die Verwendung der Daten ist kostenpflichtig. Pro Download erhalten die Komponisten eine bestimmte Nutzungsgebühr für ihre Kompositionen.

Internet: www.mixmatchmusic.com

Plastic Logic baut E-Reader auf Plastikbasis

Plastic Logic hat einen E-Reader vorgestellt, der sich dünner und leichter als bisher vorgestellte Geräte präsentiert und damit die Forschung rund um das elektronische Papier ein ganzes Stück voranbringt. Der Hersteller hat seine Halbleitertechnik so modifiziert, dass der Reader anstatt aus Glas aus Plastik hergestellt werden kann. Das verringert das Gewicht und macht das Gerät weniger anfällig gegen mechanische Schäden. Die Produktion soll noch im Herbst in Dresden starten. Erste Produkte würden dem Anbieter zufolge im kommenden Jahr auf den Markt kommen.

Internet: www.plasticlogic.com

Sim Ops Studios - 3D-Welten leicht gemacht

Mit "Wild Pockets" offerieren die Sim Ops Studios eine Web-basierte Entwicklungsplattform, mit deren Hilfe Endverbraucher einfach virtuelle dreidimensionale Szenarien bauen können, beispielsweise um selbst Spiele zu entwerfen. Collaboration-Funktionen erlauben es den Anwendern, miteinander in Kontakt aufzunehmen und ihre Entwicklungen mit anderen Mitgliedern zu teilen.

Internet: www.wildpockets.com

Spinspotter prüft Online-News

Der Online-Dienst Spinspotter will einseitige und durch wirtschaftliche beziehungsweise politische Interessen gefärbte Nachrichten auf Internet-Seiten herausfinden und für die Nutzer kenntlich machen. Dabei setzt der Dienst auf seine User, die durch ihr individuelles Expertenwissen, die entsprechenden Stellen in den Online-News kenntlich machen. Ein eigener Algorhythmus soll durch die User-Eingaben im Laufe der Zeit lernen, selbst Nachrichten zu filtern. Anbieterangaben zufolge haben Journalisten die die Regeln und Richtlinien entwickelt, wonach die Online-News geprüft werden.

Internet: www.spinspotter.com

UGA Digital vernetzt digitale Bilderrahmen

UGA Digital bietet mit "YouGotPhoto" ein Tool, das digitale Bilddaten, die auf dem PC, dem Handy oder online im Internet abgelegt sind, per Knopfdruck auf drahtlos angebundene digitale Bilderrahmen überträgt. Per Drag and Drop lassen sich die Bilder online auch auf räumlich weit entfernt stehende Bilderrahmen spielen. Mit Hilfe von Collaboration-Tools könnten sich darüber hinaus Nutzergruppen zusammenschließen und so auf einfache Art und Weise Bilddaten austauschen und verbreiten, hieß es.

Internet: www.yougotphoto.com

Die prämierten Startups beider Veranstaltungen könnten schon bald für Schlagzeilen sorgen. Unter den Teilnehmern der Techcrunch40 im vergangenen Jahr war beispielsweise der Suchmaschinenspezialist Powerset, den Microsoft vor kurzem für 100 Millionen Dollar schluckte. Auch die diesjährigen Teilnehmer dürften bereits unter Beobachtung der einschlägigen Branchengrößen stehen.