Bei Private Clouds geht es um weit mehr als die Virtualisierung von Hardware-Ressourcen wie Rechner, Storage oder Netzwerke. Werden die virtualisierten Ressourcen den Anwendern flexibel als Infrastructure-as-a-Service (IaaS) gemäß ihren eigenen Wünschen angeboten, setzt dies eigene Software-Lösungen voraus, die über reines Virtualisierungs-Management weit hinausgehen.
Haben in jüngster Vergangenheit Open-Source-Lösungen bereits die Server-Virtualisierung und die Public Cloud Technologien maßgeblich beeinflusst und populär gemacht, punkten quelloffene Softwarepakete mit Offenheit, Flexibilität und null Kosten nun auch im Cloud-Umfeld und gewährleisten die gerade im Infrastruktur-Geschäft so wichtige Hersteller-Unabhängigkeit. Da es sich um ein junges Thema handelt, finden sich sowohl noch in Entwicklung befindliche - gleichwohl sehr interessante - Lösungen als auch solche, die schon tausendfach im Einsatz sind und für die kommerzieller Support verfügbar ist.
Hohe Anforderungen an die Private Cloud
Die Anforderungen an Cloud-Computing-Systeme sind dabei hoch: die virtualisierten Komponenten des Data Center müssen als Cloud zusammenhängend orchestriert werden, damit individuelle Anwender flexibel und on-demand benötigte Infrastrukturkomponenten im Self-Service-Verfahren anfordern können. Dies muss auf sichere und zentral organisierte, an SLAs ausgerichtete Weise erfolgen. Insbesondere müssen Cloud-Management Plattformen
-
Services und Ressourcen definieren, welche den Anwendern bereitgestellt werden
-
den Anwendern die Möglichkeit geben, die Services und Ressourcen selbst auszuwählen und zu managen (zum Beispiel Anfordern einer VM, starten, stoppen, pausieren etc.)
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die "Elastizität" der gesamten Umgebung gewährleisten, realisiert durch dynamisches Workload- und Ressourcen-Management im Sinne einer schnellen Skalierbarkeit von Ressourcen, so dass sich dem Anwender die Cloud im Prinzip als unbegrenzt darstellt
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das Messen und Abrechnen bereitgestellter Ressourcen und Services ermöglichen
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ein zentrales Management der gesamten Cloud-Struktur bei gleichzeitiger Mandantenfähigkeit des Systems bieten.
Leistungsfähige Systeme
Diesen Zielen folgend weisen die meisten der hier betrachteten Systeme eine Reihe einheitlicher Eigenschaften auf:
-
Unterstützung heterogener Storage- und Rechner-Infrastrukturen - so werden diverse verbreitete Hypervisor unterstützt, allen voran Xen, KVM, VMware
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Integriertes Cluster-Management, teilweise bis hin zur Hochverfügbarkeit
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Umfangreiche Cloud-Schnittstellen für die Anbindung an Public Clouds, zumeist Amazon EC2
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User- und Rollen-Management
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Monitoring, Reporting, Abrechnung
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Teaserbild Homepage: Fotolia, H. Almeida
Private Cloud - Produkte und Projekte
CloudStack
CloudStack ist eine umfassende Komplettlösung für den Aufbau und den Betrieb von IaaS-Umgebungen. Die quelloffene Software wird als Community- sowie als Enterprise-Edition angeboten. Hersteller cloud.com, der unlängst von Citrix übernommen wurde, bietet hierfür kommerziellen Support sowie Dienstleistungen an.
CloudStack zeichnet sich aus durch eine komfortable Ajax-Web-GUI, automatisches Konfigurations-Management sowie breite Hypervisor-Unterstützung für Citrix XenServer, VMware vSphere und KVM. An Bord sind HA-Fähigkeiten, dynamische Workload-Verteilung und umfassende Monitoring- und Reporting-Funktionen.
Die aktuelle Version 2.2.8 stellt Installations-Binaries für RHEL, CentOS, Ubuntu und Fedora bereit. Im Vergleich zu manch anderen Systemen gestaltet sich die Installation unproblematisch. CloudStack bietet sich aufgrund seines umfangreichen Feature-Sets sowie seiner Ausgereiftheit für Unternehmen aller Größen an.
Cloud.com ist Mitbegründer der Open-Source Cloud-Plattform OpenStack (einem von Rackspace und der NASA ins Leben gerufenen Projekt) und integriert nach und nach Komponenten aus diesem Software-Stack in das eigene Produkt. OpenStack erfährt derzeit von Seiten verschiedenster Hersteller großes Interesse. So ist Ubuntu mit seiner Ubuntu Enterprise Cloud (UEC) kürzlich erst von Eucalyptus zu OpenStack umgeschwenkt. Künftige Releases werden OpenStack-Technologie unter der Haube haben. Vor einiger Zeit ist auch Microsoft dem OpenStack-Projekt beigetreten.
CloudStack - Alle Features im Überblick
Service Model |
IaaS |
Deployment Model |
private, public, hybrid |
Hypervisor |
KVM, XenServer, VMware vSphere 4 |
Version |
2.2.8 |
Unterstützte VM-OS |
Linux, Windows, BSD |
Linux Distros |
RHEL, CentOS, Ubuntu, Fedora |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
ja |
Storage |
ja |
Monitoring |
ja |
HA |
ja |
Management Tools |
|
GUI |
ja |
CLI |
ja |
Cloud-Schnittstellen |
AWS: EC2/S3 |
Self-Service |
ja |
Programmier-Schnittstellen |
REST |
User-Management |
ja |
Mandantenfähigkeit |
ja |
Abrechnung |
ja |
Quota |
ja |
Availability Zones |
ja |
Migration |
Live |
Editionen |
- |
Support (kostenpflichtig) |
ja |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
Witsbits
Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt die schwedische Softwareschmiede Witsbits mit ihrem gleichnamigen Angebot, welches Virtualisierung und private Clouds online als Service bereitstellt: Die Rechner virtualisiert der Anwender im eigenen Hause mittels einer auf KVM realisierten Boot-CD, die von Witsbits samt einem sicheren Schlüssel geliefert wird. Das Management erfolgt Web-basiert über eine bei Witsbits gehostete zentrale Management-Plattform.
Das Angebot richtet sich damit an kleinere und mittlere Unternehmen, die in Virtualisierung und Cloud-Computing einsteigen wollen. Das System erfordert keine Installation und ist sehr schnell aufgesetzt. Die Abrechnung der kommerziellen Dienstleistung erfolgt im "pay as you go"-Verfahren nach verbrauchtem vRAM. Kleine Umgebungen können kostenfrei betrieben werden.
Der Funktionsumfang der noch in der Beta-Phase befindlichen Software ist dabei noch eher schmal: High Availability, Live Migration oder ein differenziertes User-Management sucht man hier vergeblich. Dafür erhält man ein einfach aufzusetzendes und abzurechnendes System und behält dabei die Rechnerinfrastruktur im eigenen Hause.
Witsbits - Alle Features im Überblick
Service Model |
IaaS |
Deployment Model |
private |
Hypervisor |
KVM |
Version |
1.0, Beta |
Unterstützte VM-OS |
Debian, Windows 2008 |
Linux Distros |
witsbits Boot System (Linux) |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
nein |
Storage |
nein |
Monitoring |
nein |
HA |
nein |
Management Tools |
|
GUI |
ja |
CLI |
nein |
Cloud-Schnittstellen |
nein |
Self-Service |
ja |
Programmier-Schnittstellen |
nein |
User-Management |
nein |
Mandantenfähigkeit |
nein |
Abrechnung |
ja |
Quota |
ja |
Availability Zones |
nein |
Migration |
nein |
Editionen |
Free, Basic, Premium |
Support (kostenpflichtig) |
ja |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
Eucalyptus
Die Software Eucalyptus ("Elastic Utility Computing Architecture Linking Your Programs To Useful Systems" ) ist aus einem universitären Projekt hervorgegangen. Sie wird zum einen als Service von dem gleichnamigen Startup betrieben und steht darüber hinaus für RHEL, CentOS, openSUSE und Fedora zur Verfügung.
Bis zur derzeitigen Version ist Eucalyptus fester Bestand von Ubuntu und wird dort als Ubuntu Enterprise Cloud (UEC) bezeichnet. In künftigen Versionen wird Ubuntu Eucalyptus durch OpenStack ersetzen.
Im Kern kann Eucalyptus verschiedene Hypervisor verwenden, um Systeme in der Cloud laufen zu lassen: Eucalyptus bevorzugt Xen, Ubuntu sieht KVM als Default vor, VMware ist in der kommerziellen Eucalyptus-Variante ebenfalls als "Motor" verfügbar.
UEC geht mit dem Cloud-Computing-Ansatz deutlich über klassische Server-Virtualisierungslösungen hinaus: Rechner-, Speicher -und Netzwerkressourcen werden von dem System gebündelt und transparent für das Hosting virtueller Maschinen zur Verfügung gestellt. Die Workloads lassen sich dabei "elastisch" verwalten: Dynamische Zuweisung von IP-Adressen, Auswahl von Rechnerressourcen und eine nachträgliche Erweiterung von Speicherplatz sind möglich. Die Besonderheit von UEC oder Eucalyptus ist dabei die weitgehende Kompatibilität zum Cloud-Computing-Pionier Amazon: Alle wesentlichen Steuerungskommandos (EC2) sowie das Storage-Format (S3) sind kompatibel, so dass ein nahtloser Übergang von Amazon zur eigenen Wolke und umgekehrt möglich ist.
UEC / Eucalyptus besteht aus mehreren Server- beziehungsweise Steuerungskomponenten. Grundsätzlich unterscheidet das System dabei zwischen der zentralen Steuerung einerseits sowie den Nodes andererseits, auf denen die eigentlichen VMs laufen und welche die Wolke ausmachen. Die Steuerung besteht aus Cloud Controller (CLC), Cluster Controller (CC) sowie dem Storage Controller (SC).
So wie viele der Wettbewerber ist Eucalyptus in einer Community- und einer Enterprise-Edition verfügbar. Letztere unterscheidet sich im Wesentlichen durch den Support für VMware vSphere und durch die Verfügbarkeit kommerziellen Supports.
Eucalyptus gilt als weitgehend ausgereift, wobei gerade die Installation bisweilen Schwierigkeiten bereitet.
Eucalyptus - Alle Features im Überblick
Service Model |
IaaS |
Deployment Model |
private, public, hybrid |
Hypervisor |
Xen, KVM, Vmware 1 |
Version |
2.0 |
Unterstützte VM-OS |
Linux, Windows 1 |
Linux Distros |
RHEL, openSuse, Fedora, Debian, Ubuntu |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
nein |
Storage |
ja 1 |
Monitoring |
ja |
HA |
nein |
Management Tools |
|
GUI |
nein |
CLI |
ja |
Cloud-Schnittstellen |
AWS:EC2/S3/EBS |
Self-Service |
ja |
Programmier-Schnittstellen |
SOAP |
User-Management |
ja |
Mandantenfähigkeit |
ja |
Abrechnung |
Ja 2 |
Quota |
Ja 1 |
Availability Zones |
ja |
Migration |
Live |
Editionen |
Community, Enterprise |
Support (kostenpflichtig) |
ja |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
OpenNebula
Ein weiterer quelloffener Herausforderer bei den Cloud-Komplettsystemen ist OpenNebula. Die sehr umfassende Tool-Sammlung fokussiert neben einem möglichst vollständigen Feature-Set die Interoperabilität der Lösung: so verfügt die Cloud-Software über Schnittstellen zu Amazon sowie Cloud-Schnittstellen gemäß OCCI-Standard (Open Cloud Computing Interface) und vCloud.
OpenNebula baut auf mehreren Kernkomponenten auf:
-
Cluster- und Virtualisierungsmanager mit Unterstützung für KVM, Xen, VMware Hypervisor,
-
Virtual Infrastructure Manager, der für die Lifecycle-Verwaltung der VMs und ihre Hochverfügbarkeit zuständig ist,
-
Scheduler, der für die automatische Einhaltung der definierten SLAs verantwortlich ist, in dem er etwa virtuelle Maschinen automatisch startet und für die Lastverteilung sorgt,
-
Komponenten für Reporting, Monitoring, Verwaltung virtueller Netzwerke und Benutzerverwaltung runden das sehr umfassende Paket ab.
Die Steuerung und Verwaltung erfolgt dabei über eine Web-GUI und alternativ via CLI. Entwickler können die XML-RPC API nutzen.
Ein solch komplexes System zu installieren, ist dabei eine relative aufwändige Aufgabe, die jedoch durch die ausführliche Dokumentation und die aktive Community gut unterstützt wird. Mit OpenNebula.pro steht eine Enterprise-Ausgabe zur Verfügung, für die Support erworben werden kann.
OpenNebula - Alle Features im Überblick
Service Model |
IaaS |
Deployment Model |
private, public, hybrid, virtual private |
Hypervisor |
KVM, Xen, Vmware |
Version |
2.2 / 3.0 Beta 1 |
Unterstützte VM-OS |
Linux, Windows |
Linux Distros |
openSuse, Fedora, Debian, Ubuntu, Gentoo, Mac OS X |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
ja |
Storage |
ja |
Monitoring |
ja |
HA |
Fault Tolerance |
Management Tools |
|
GUI |
ja |
CLI |
ja |
Cloud-Schnittstellen |
EC2, OCCI, vCloud |
Self-Service |
ja |
Programmier-Schnittstellen |
Java, Ruby, XML-RPC |
User-Management |
ja |
Mandantenfähigkeit |
ja |
Abrechnung |
ja |
Quota |
ja |
Availability Zones |
ja |
Migration |
Live |
Editionen |
OpenNebula, OpenNebula.pro |
Support (kostenpflichtig) |
ja |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
Archipelproject
Archipel, das Projekt eines kleinen französischen Entwicklerteams, bezeichnet sich selbst als Real Time Orchestrator. Bislang ist es erst in einer Beta-Ausführung verfügbar, jedoch schon mit einem beachtlichen Funktionsumfang. Derzeit präsentiert es sich noch als Management-Lösung für Server-Virtualisierung und unterstützt KVM, Xen, Virtual Box, OpenVZ und VMware. Es besticht durch eine sehr durchdachte Web-GUI, die eine Desktop-ähnliche Benutzererfahrung bietet.
Das technische Highlight der Lösung liegt im intern verwendeten Protokoll zur Anbindung an den Hypervisor: mit XMPP beschreitet Archipel hier neue Wege. Das ehemals als Jabber bekannte Instant-Messaging-Protokoll dient dem internen Nachrichten-Verkehr für die Steuerung und Information in Realtime. Dies ermöglicht sogar die Nutzung von Jabber-Clients, um Statusinformationen von VMs abzurufen oder ihnen Kommandos zu schicken.
Archipel stellt als ambitionierter VM-Verwalter weitere mächtige Deployment-Werkzeuge zur Verfügung: Mit dem integrierten VMCasting Protocol können via RSS-Feeds Appliance-Downloads für die Hypervisor bereitgestellt werden. Archipel-Admins können zudem Appliances direkt aus vorhandenen virtuellen Maschinen selbst erstellen, als Templates ablegen und für neue VMs nutzen. Archipel wartet darüber hinaus mit einer Reihe interessanter "Enterprise"-Features auf. Dazu gehören ein ausgefeiltes Rollen-Konzept für das Definieren feingranularer Berechtigungen für unterschiedliche User und Rollen; vor allem aber die Fähigkeit, mittels Massen-Kommandos ganze Gruppen von VMs mit einem einzigen Klick zu steuern. Den Administratoren steht außerdem ein Scheduler zur Verfügung, um VM-orientierte Aktionen im Voraus zu planen und automatisiert ablaufen zu lassen.
Damit kein Single-Point-of-Failure durch den Einsatz eines einzelnen XMPP-Servers entsteht, sieht Archipel Clustering-Fähigkeiten vor. Es unterstützt Multi-Site Setups und ist in der Lage, die Hypervisor-Hosts und zugehörigen VMs grafisch in einer integrierten Google-Map zu visualisieren und diese auf der Weltkarte zu verschieben ( das heißt, zu migrieren).
Bis sich Archipel jedoch als wirkliche Cloud-Lösung bezeichnen darf, wird noch ein wenig Zeit vergehen: die modulare Erweiterung um Cloud-Computing-Fähigkeiten inklusive Abrechnungssystem steht derzeit noch in der Roadmap.
Zwar ist das System derzeit noch nicht reif für den Produktiveinsatz, was sich auch in der recht dürftigen Dokumentation äußert, sollte jedoch für ambitionierte Systemadministratoren aufgrund seiner interessanten technischen Ansätze auf jeden Fall weiter beobachtet werden.
Archipelproject - Alle Features im Überblick
Service Model |
IaaS |
Deployment Model |
private, public |
Hypervisor |
KVM, Xen, OpenVZ, VirtualBox, Vmware |
Version |
Beta 3.2 |
Unterstützte VM-OS |
Linux, Windows |
Linux Distros |
Fedora, Ubuntu, Debian, Gentoo, ArchLinux, Mandriva, CentOS |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
ja |
Storage |
in Arbeit |
Monitoring |
ja |
HA |
nein |
Management Tools |
|
GUI |
ja |
CLI |
ja |
Cloud-Schnittstellen |
nein |
Self-Service |
ja |
Programmier-Schnittstellen |
Python, Cocoa |
User-Management |
ja |
Mandantenfähigkeit |
nein |
Abrechnung |
nein |
Quota |
nein |
Availability Zones |
ja |
Migration |
Live |
Editionen |
- |
Support (kostenpflichtig) |
geplant |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
Nimbus
Nimbus ist eine Open-Source-Tool-Sammlung, mit der Cluster zu einer Cloud-Umgebung ausgebaut werden können. Das im universitären Umfeld entstandene Projekt nennt als primäre Zielgruppe den Wissenschaftsbereich, eignet sich jedoch ebenso gut für Unternehmen zum Aufbau von Private oder Public Clouds.
Nimbus unterstützt hierzu Xen und KVM als Hypervisor und bringt eine eigene Cloud-Storage-Lösung namens Cumulus mit, welche kompatibel zur Amazon Web Services S3 REST API ist und diese zugleich um für private Clouds wichtige Features wie Quota-Management erweitert.
Während die Software aus einer relativ großen Zahl von Komponenten besteht, ist die Architektur recht übersichtlich: die zentrale Steuerungskomponente wird auf einem dedizierten Service-Knoten betrieben. Auf jedem Hypervisor-Host ist zusätzlich eine Agent-Komponente zu installieren.
Für Anwender steht eine Client-Software zur Verfügung. Aufgrund der Kompatibilität zu Amazons AWS können auch andere EC2-Clients zum Einsatz kommen. Für Administratoren steht ein separates Client-Paket zur Verfügung. Webservices-Schnittstellen auf Basis von EC2 oder WSRF (Web Service Resource Framework) erlauben die Steuerung aus anderen Softwaresystemen.
Nimbus bietet technisch interessante Ansätze und ist aufgrund seiner Offenheit etwa gegenüber Public Clouds attraktiv. Ein Hemmschuh für den Unternehmeinsatz könnte das komplette Fehlen eines kommerziellen Supports darstellen. Administratoren sind zurzeit auf sich selbst sowie die Entwickler-Community angewiesen.
Nimbus - Alle Features im Überblick
Service Model |
|
Deployment Model |
private, public, hybrid |
Hypervisor |
Xen, KVM |
Version |
2.7 |
Unterstützte VM-OS |
Linux, Windows |
Linux Distros |
Linux |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
ja |
Storage |
ja |
Monitoring |
ja |
HA |
nein |
Management Tools |
|
GUI |
ja |
CLI |
ja |
Cloud-Schnittstellen |
AWS:EC2/S3 |
Self-Service |
|
Programmier-Schnittstellen |
Python, Java |
User-Management |
ja |
Mandantenfähigkeit |
ja |
Abrechnung |
ja |
Quota |
ja |
Availability Zones |
nein |
Migration |
Live |
Editionen |
- |
Support (kostenpflichtig) |
nein |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
Abiquo
Die Abiquo-Software platziert sich im Umfeld der ambitionierten Cloud-Komplettlösungen. Das System ermöglicht den Aufbau virtueller Data Center, deren Ressourcen Anwendern flexibel inklusive Abrechnung, Monitoring und Reporting bereitgestellt werden können. Eine Drag-and-Drop-Web-GUI macht die Arbeit mit dem System komfortabel.
Die Enterprise Edition erweitert dabei die kostenfreie quelloffene Community Edition um gerade für größere Unternehmen oder Clouds interessante Optionen: Sie umfasst die Unterstützung für VMware vSphere inklusive Integration von vCenter, vMotion, DRS und HA. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Unterstützung für Microsoft Hyper-V. Diese sehr umfassende Hypervisor-Ausstattung wird durch das Virtual-to-Virtual Conversion-Tool erst wirklich interessant: das Werkzeug konvertiert Betriebssystem-Images vollautomatisch zwischen den jeweiligen Hypervisoren.
Definierbare Ressourcen-Limits verhindern ungewollt ausufernde virtuelle Landschaften und Ressourcen-Verbräuche. Auch bei den Speichertechnologien bietet die Abiquo-Lösung (ehemals abiCloud) interessante Ansätze: neben der nativen Unterstützung für Solaris ZFS können auch iSCSI LUNs auf Basis des LVM-Linux-Supports genutzt werden.
Abiquo - Alle Features im Überblick
Service Model |
IaaS |
Deployment Model |
private, public |
Hypervisor |
VMware ESX/ESXi, Microsoft Hyper-V, Citrix XenServer, Xen Community, Virtual Box and KVM |
Version |
1.8 |
Unterstützte VM-OS |
Linux |
Linux Distros |
Ubuntu, CentOS |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
nein |
Storage |
Ja 1 |
Monitoring |
ja |
HA |
ja |
Management Tools |
|
GUI |
ja |
CLI |
ja |
Cloud-Schnittstellen |
nein |
Self-Service |
ja |
Programmier-Schnittstellen |
REST |
User-Management |
ja |
Mandantenfähigkeit |
ja |
Abrechnung |
ja |
Quota |
Ja 1 |
Availability Zones |
ja |
Migration |
V2V 1 |
Editionen |
Community, Enterprise (nicht Open Source) |
Support (kostenpflichtig) |
ja |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
Aeolus
Aeolus verfolgt einen gänzlich anderen Ansatz als die anderen hier vorgestellten Cloud-Lösungen. Virtuelle Maschinen können damit sowohl auf internen Servern als auch zugleich in anderen Cloud-Systemen - auch Public Clouds - laufen. Die Lösung will Data-Center-Betreiber damit vollständig unabhängig von einem bestimmten Cloud-Provider oder -Hersteller machen.
Virtuelle Maschinen werden mittels Aeolus zwischen den Cloud-Plattformen austauschbar gemacht. Damit können sowohl System-Ausfälle dynamisch abgefangen werden als auch beispielsweise Preisgefälle zwischen verschiedenen Anbietern flexibel und schnell ausgenutzt werden. Das Umschalten zwischen verschiedenen Clouds passiert dabei nach Herstellerangaben binnen Minuten.
Aeolus unterstützt die Cloud-Systeme Amazon EC2, Rackspace Cloud Hosting, Red Hat Enterprise Virtualization (RHEV), VMware vSphere und Eucalyptus. Da Aeolus als interne Schnittstellen-Middleware die deltaCloud API nutzt, dürfte der Umfang der unterstützten Clouds in nächster Zukunft weiter wachsen.
Darüber hinaus bietet Aeolus alle wichtigen Komponenten, die man von einem Cloud-System erwartet: Definition von Services und zugehörigen SLAs, User-Verwaltung inklusive Quotas und Sicherheits-Policies. Anwender erhalten ein Self-Service Web-GUI zur einfachen Verwaltung der Ressourcen.
Das von Red Hat gesponserte Projekt ist noch in (weit fortgeschrittener) Entwicklung und wird noch nicht für den Produktivseinsatz empfohlen.
Aeolus - Alle Features im Überblick
Service Model |
IaaS |
Deployment Model |
private, public |
Hypervisor |
|
Version |
0.3.0 |
Unterstützte VM-OS |
Linux, Windows |
Linux Distros |
RHEL 6.1, Fedora 14 |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
ja |
Storage |
nein |
Monitoring |
ja |
HA |
ja |
Management Tools |
|
GUI |
ja |
CLI |
ja |
Cloud-Schnittstellen |
AWS: EC2, vSphere, UEC, RHEV, Rackpace cloud |
Self-Service |
ja |
Programmier-Schnittstellen |
Ruby |
User-Management |
ja |
Mandantenfähigkeit |
nein |
Abrechnung |
nein |
Quota |
ja |
Availability Zones |
nein |
Migration |
nein |
Editionen |
- |
Support (kostenpflichtig) |
nein |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
OpenQRM
OpenQRM ist ein Data-Center-Ressourcen-Management-Werkzeug. Es automatisiert das Deployment physischer und virtueller Systeme bis hin zu den darin gehosteten Applikationen in einer skalierbaren und hoch verfügbaren Private oder Public Cloud unter einer zentralen Web-Oberfläche.
OpenQRM unterstützt die Hypervisor Xen, KVM, VMware Server 1 und 2 sowie ESX, zudem Citrix XenServer und Virtualbox sowie eine Vielzahl an Storage-Technologien wie NFS, iSCSI, SAN und die Anbindung verbreiteter Herstellersysteme wie Dell Equallogic, ZFS oder Netapp.
OpenQRM adressiert insbesondere den geschäftskritischen Einsatz von Ressourcen und setzt daher auf die konsequente Integration von HA in dieser Architektur. Es überwacht kontinuierlich automatisch alle Dienste und startet diese in einem anderen Container neu, falls die entsprechende Ressource ausfällt.
Das modulare OpenQRM liefert die Cloud-Fähigkeit mit dem Cloud-Plugin. Dieses stellt ein Selfservice-Portal zur Verfügung, über welches Anwender ihre Systeme konfigurieren und das Deployment anfragen können. Die Schnittstellen sind dabei Amazon-konform (AWS), was eine Migration von Appliances in beide Richtungen einfach macht. Mit wenigen Klicks kann der Admin sein OpenQRM-System um Cloud-Fähigkeiten erweitern. In der OpenQRM-Cloud definiert der Cloud-Admin aus den verfügbaren Komponenten seines Data Center diejenigen Cloud-Produkte, die der Cloud-Benutzer auswählen kann, wenn er sich über das Cloud-Portal seine Appliance zusammenstellt.
OpenQRM gibt es ausschließlich in einer kostenfreien Lizenz; es unterliegt vollständig der GPL, eine Enterprise-Variante ist seitens der OpenQRM Enterprise GmbH in Köln nicht vorgesehen. Die Firma versteht sich im Wesentlichen als Haupt-Contributor und Sponsor von OpenQRM und bietet kommerziellen Support.
OpenQRM - Alle Features im Überblick
Service Model |
IaaS |
Deployment Model |
private, public, hybrid |
Hypervisor |
KVM, Xen, Vserver, Vmware |
Version |
4.8 |
Unterstützte VM-OS |
Linux, Windows |
Linux Distros |
CentOS, openSuse, Debian, Ubuntu |
Infrastruktur-Komponenten |
|
Image Management |
ja |
Scheduling |
ja |
Storage |
ja |
Monitoring |
ja |
HA |
ja |
Management Tools |
|
GUI |
ja |
CLI |
ja |
Cloud-Schnittstellen |
AWS: EC2 |
Self-Service |
ja |
Programmier-Schnittstellen |
PHP, SOAP |
User-Management |
ja |
Mandantenfähigkeit |
ja |
Abrechnung |
ja |
Quota |
nein |
Availability Zones |
Ja 1 |
Migration |
Live, P2P, P2V, V2P |
Editionen |
Community |
Support (kostenpflichtig) |
ja |
1 = kostenpflichtig bzw. nur Enterprise Edition |
|
2 = Zusatzsoftware nötig |
Fazit
Unternehmen, die Private Clouds aufbauen oder dieses Service-Modell evaluieren wollen, offeriert die Open-Source-Community ein reichhaltiges Angebot. Dabei finden sich auch sehr umfassende und schon ausgereifte Lösungen wie CloudStack, OpenNebula, OpenQRM, Eucalyptus oder Abiquo, die sich für den produktiven Einsatz eignen und auf Wunsch auch kommerziellen Support mitbringen.
Steht noch die Evaluation eines Cloud-Paktes im Vordergrund, können für IT-Verantwortliche auch Nimbus, Aeolus und Archipelproject interessante Kandidaten sein. Kleinere Unternehmen und Einsteiger sollten Witsbits im Auge behalten und evaluieren, wenn in Kürze die erste Version veröffentlicht wird.
Generell sollten sich Interessierte darüber im Klaren sein, dass für den Aufbau einer Cloud bereits eine umfangreiche Infrastruktur mit virtualisierten Servern, Storage und Netzwerken vorhanden sein muss. Notwendig sind auch konzeptionelle und organisatorische Ansätze, um einen sinnvollen Einstieg zu finden. Unabhängig vom avisierten Produkt sind umfangreiche Systemkenntnisse in den genannten Bereichen sowie in Linux erforderlich, um mit der eigenen Cloud erfolgreich zu sein. (wh)