SSD mit Turbo-Cache

SSD-Festplatte OCZ Vertex Turbo im Test

07.08.2009 von Michael Schmelzle und Martin-Roger Jones
Bei der SSD Vertex Turbo verbaut OCZ handverlesene Speicher-Chips. Unser Test prüft, ob das der SSD Beine macht und den höheren Kaufpreis rechtfertigt.

SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G im Test

Bei der Turbo-Version der Vertex-SSD von OCZ sind im Vergleich zur normalen OCZ Vertex OCZSSD2-1VTX120G der Controller und der Cache-Baustein sowie die Flash-Chips handverlesen. Das soll für höhere Datenraten sorgen. Zudem arbeitet der 64 MB großer SDRAM-Chip Elpida TWN S51321DBH-5ATS-F mit 180 statt der sonst üblichen 166 MHz. Laut OCZ macht das den Zugriffszeiten Beine. Wie unsere Messungen belegen, kann die Turbo-Version der Vertex-SSD ihrem Namen tatsächlich alle Ehre machen.

Kommt mit spezieller Firmware: SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G

Aufgrund der besonderen Bauteile, die nicht dem üblichen Standard entsprechen, hat OCZ für die Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G eine spezielle Firmware programmiert - unserere Test-SSD besaß Version 1.0. Eine weitere Besonderheit der OCZ-SSD Vertex Turbo ist die nutzbare Kapazität: Statt die Gigabyte im Dezimalsystem aus den Bytes zu berechnen, wie das bei Festplatten-Herstellern normalerweise üblich ist, rechnet OCZ binär (1024 Bytes = 1 KB). So können Sie bei der 120-GB-SSD mit 119,2 GB nahezu die komplette Bruttokapazität nutzen.

Guter Service: Für die gesamte SSD-Serie Vertex stellt OCZ ein TRIM-Tool auf Basis der Indilinx-Software Wiper zur Verfügung. Damit können Sie die Schreibraten der SSD, die mit der Zeit um bis zu 40 MB/s sinken können, wieder auf das ursprüngliche Niveau anheben. Technischer Hintergrund des schleichenden Leistungsverlustes: Eine SSD schreibt Daten in 4-KB-Blöcken, während der Löschvorgang gleich über einen 512-KB-Block erfolgt. Am Anfang kann der SSD-Controller mit vollem Tempo in freie Blöcke schreiben. Mit zunehmender Nutzungsdauer schwinden die als frei gekennzeichneten Blöcke. Der Controller muss dann immer öfter vor dem Schreibvorgang 512-KB-Blöcke einlesen und prüfen, ob die Daten noch in Gebrauch sind, bevor er sie löschen kann.

Dadurch bilden sich wiederum immer mehr 4-KB-Blöcke mit Datenfragmenten, die bereits in anderen Zellen gespeichert sind, sprich: beschriebene Blöcke, die für den Controller nicht als frei markiert sind. So ist die SSD recht schnell „zugemüllt“ und der SSD-Controller muss ständig Blöcke einlesen, bevor er sie beschreiben kann. Das kostet zusätzliche Zeit und bremst so die Schreibrate aus.

Macht die müde SSD wieder munter: TRIM-Tool Wiper für die OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G

Das TRIM-Tool übernimmt diese Arbeit im Vorfeld und löscht alle bereits beschriebenen, aber nicht mehr genutzten 4-KB-Blöcke. Je nach SSD-Nutzung empfiehlt OCZ, das TRIM-Tool alle zwei bis vier Wochen zu starten. Die Lebensdauer der Flash-Zellen leidet dann nicht, da der Löschvorgang so oder so stattfindet. Nur die exzessive Nutzung des TRIM-Tools wirkt sich negativ auf die Lebensdauer von Flashzellen aus. Apropos: Windows 7 "trimmt" SSD-Festplatten automatisch. Laut OCZ soll es für alle Vertex-SSDs ein Firmware-Update für diese Funktion geben, sobald das neue Microsoft-Betriebssystem auf dem Markt ist.

Preis: OCZ bietet die SSD-Serie Vertex Turbo mit 30, 60, 120 und 250 GB an. Die Preisspanne des SSD-Quartetts liegt zwischen 120 und 700 Euro. Das 120-GB-Modell OCZSSD2-1VTXT120G im Test kostet rund 370 Euro. Damit liegt der Gigabyte-Preis der OCZ-SSD bei 3,10 Euro. Für eine aktuelle MLC-SSDs ist das Durchschnitt - die Preisspanne der bisherigen SSD-Modelle im Test bewegt sich zwischen zwei und vier Euro.

Indilinx-Controller und getunter Pufferspeicher der OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G

Ausstattung: Die SSD OCZ Vertex Turbo basiert auf dem sehr guten SATA-300-Controller Indilinx Barefoot. Die Flash-Chips des Typs Samsung K9HCG08U1M-PCB0 tragen das Präfix "925" und sollen laut OCZ aus einer überdurchschnittlichen Produktionscharge stammen. Der SSD-Controller puffert Zugriffe auf dem bereits erwähnten 64 MB SDRAM-Chip von Elpida. Das 2,5-Zoll-Gehäuse der OCZ-SSD besteht aus solidem Metall. Die SSD-Platine im Inneren ist mit vier zusätzlichen Schrauben fest am Gehäuse fixiert. Das Gesamtgewicht der Vertex Turbo liegt bei 77 Gramm. Auf jeder Seite der SSD-Platine sind jeweils 8 Flash-Chips mit einer Bruttokapazität von je 8 GB untergebracht, allerdings adressiert der Indilinx-Controller nicht die volle Kapazität. Insgesamt stehen dem Barefoot circa 800 MB als Reserve zur Verfügung, um "erschöpfte" Zellen im Bedarfsfall zu ersetzen.

Auf jeder Seite der SSD-Platine sind bei der OCZ Vertex Turbo acht 8-GB-Flash-Chips verbaut

Die mittlere Betriebsdauer der SSD zwischen Ausfällen (Mean Time Between Failures, MTBF) liegt laut OCZ bei guten 1,5 Millionen Stunden. Die Schockfestigkeit der OCZ Vertex Turbo beträgt 1500 G - für eine MLC-SSD ein sehr guter Wert. Den Stromverbrauch im Bereitschaftszustand gibt OCZ mit 0,5 Watt an - ein noch akzeptabler Wert. Etwas zu hoch fällt hingegen der maximale Energiekonsum der Vertex Turbo aus, der bei 2 Watt liegen soll.

SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
die selektierten Flash-Chips
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
Firmware-Version
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
Indilinx-Controller und Cache
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
Rueckseite der SSD-Platine
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
Rueckseite der SSD
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
Schnittstellen
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
Schnittstellenaufsicht
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
Vorderseite der SSD-Platine
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
Vorderseite der SSD
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
sequenzielle Leserate
OCZ SSD Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G
sequenzielle Schreibrate

SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G im Test: Datenraten & Zugriffszeiten

Noch schneller in der Praxis ist nur eine SLC-SSD: Leserate der OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G im Vergleich

Hervorragende Transferraten zeigte die SSD OCZ Vertex Turbo bei den Praxismessungen und ging als bisher schnellste SSD mit MLC-Technik (Multi Level Cell) über den Zielstrich: Beim Lesen erzielte die OCZ-SSD mit 102,5 MB/s einen neuen Bestwert unter den MLC-SSDs. Nur die Intel X25-E SSDSA2SH032G1 war mit 106,0 MB/s noch einen Tick besser - nutzt dafür aber auch schnellen SLC-Flash (Single Level Cell). Zum Vergleich: Gegenüber der derzeit flottesten herkömmlichen 2,5-Zoll-Festplatte Seagate Constellation 7200.1 ST9500530NS, die im Mittel auf 34,3 MB/s kommt, erreicht die OCZ Vertex annähernd die dreifache Praxis-Leseleistung.

Schnellste Praxis-Schreibrate aller MLC-SSDs im Test: OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G

Beim Schreiben kam die OCZ-SSD Vertex Turbo auf exzellente 96,4 MB/s und stellte damit erneut einen Rekord unter den MLC-Modellen im Test auf. Noch schneller als die Vertex Turbo waren nur die SLC-SSDs Intel X25-E und Kingston SSD Now E-Series SNE125-S2 32GB. Die Praxis-Kopierleistung fiel bei der OCZSSD2-1VTXT120G mit 86,2 MB/s nicht überragend aus - es reichte "nur" für den dritten Platz unter den MLC-SSDs im Test. Den Ton gibt hier die Samsung MMDOE56G5MXP-0VB mit 95,1 MB/s an.

Sequenzielle Leserate der SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G

Die OCZ-SSD Vertex Turbo zeigte aber auch eine exzellente sequenzielle Transferleistung. Über alle Messungen gemittelt ging die Vertex Turbo als bis dato zweitschnellste SSD aus dem Test hervor. Beim Lesen lag die Datenrate zwischen 237 und 240 MB/s. Das ist nicht nur sehr schnell, sondern auch phänomenal konstant. Dies belegt auch das Transferraten-Diagramm links: Hätte sich der Indilinx-Controller nicht einmal verschluckt, würde die sequenzielle Leserate sogar nur um circa 1 MB/s variieren.

Sequenzielle Schreibrate der SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G

Die sequenzielle Schreibrate der OCZ-SSD Vertex Turbo war unterm Strich ebenfalls sehr gut. Sie pendelte zwischen 143 und 236 MB/s. Wie das Diagramm links zeigt, verursacht nur ein einziger Einbruch die vergleichsweise dürftige minimale Schreibrate der Vertex Turbo. Beleg dafür ist die sehr hohe durchschnittliche Schreibleistung der OCZSSD2-1VTXT120G, die bei satten 236 MB/s lag - der bisher drittbeste Wert aller SSD-Modelle im Test.

Auch bei den Zugriffszeiten machte die OCZ Vertex Turbo dank des etwas schnelleren Cache-Bausteins eine sehr gute Figur: So egalisierte die OCZ-SSD mit einer mittleren Zugriffszeit von 0,11 Millisekunden den Rekordhalter unter den MLC-SSDs in dieser Disziplin, die Corsair P128. Gleiches galt für Fullstroke-Zugriff von ebenfalls 0,11 Millisekunden. Damit behebt OCZ bei der Vertex Turbo die Achillesferse der SSDs mit Indilinx-Controller: Modelle mit Standard-Pufferspeicher wie beispielsweise die Super Talent Ultradrive ME FTM28GX25H sind mit 0,21 Millisekunden nur halb so reaktionsschnell.

SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G im Test: Fazit & Alternativen

Fazit: Die SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G ist mit ihrer überragenden Transferleistung die schnellste SSD mit MLC-Technik auf dem Markt. Die OCZ-SSD überzeugt vor allem durch die exzellenten Praxis-Datenraten. Eine sehr gute Idee von OCZ ist es zudem, die Schwachstelle des Indilinx-Controllers mit dem getunten Cache zu beseitigen - Lohn der Mühe sind die pfeilschnellen Zugriffszeiten. Das honorieren wir mit unserem Innovations-Tipp.

Positiv zu Buche schlägt auch der Service, den OCZ für die Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G bietet. Der Hersteller gewährt nicht nur eine erweiterte Garantie von drei Jahren, sondern stellt auf der OCZ-Website auch Firmware-Updates und SSD-Tools zum Download bereit. Für die gezeigte Leistung fällt der Gigabyte-Preis der OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G in Höhe von 3,10 günstig aus.

Alternativen: Nicht ganz so schnell ist die SSD-Festplatte Corsair P128 CMFSSD-128GBG2D. Dafür kostet das Gigabyte der MLC-SSD nur rund 2,50 Euro. Und eine automatische TRIM-Funktion hat die derzeit beste SSD bis 300 Euro auch an Bord.

Varianten: SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT30G mit 30 GB Kapazität
SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT60G mit 60 GB Kapazität
SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT250G mit 250 GB Kapazität

SSD OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G im Test: Testergebnisse und technische Daten

ALLGEMEINE DATEN: OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G (SSD-Festplatte, SATA-300)

Gesamtnote

gut (2,05)

Testkategorie

2,5-Zoll-Solid-State-Drive (SSD) über 300 Euro

SSD-Hersteller

OCZ

OCZs Internetadresse

www.ocztechnology.com

Straßenpreis (Stand: 06.08.2009)

rund 370 Euro

OCZs technische Hotline

800459/1816

Garantie des Herstellers

36 Monate

BEWERTUNG (0-100 Punkte): OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G (SSD-Festplatte, SATA-300)

Tempo (60%)

91

Ausstattung (30%)

55

Service (10%)

79

Gesamtwertung

79 von 100

Preis-Leistung

günstig

TESTERGEBNISSE: OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G (SSD-Festplatte, SATA-300)

Formatierte Kapazität

119,2 GB

Preis pro GB

3,10 Euro

Zugriffszeiten

Durchschnitt

0,11 Millisekunden

Fullstroke

0,11 Millisekunden

Praxis-Übertragungsraten

Lesen

102,5 MB/s

Schreiben

96,4 MB/s

Kopieren

86,2 MB/s

Sequentielle Übertragungsraten

Lesen maximal

240,2 MB/s

Lesen durchschnittlich

239,6 MB/s

Lesen minimal

236,9 MB/s

Schreiben maximal

235,9 MB/s

Schreiben durchschnittlich

223,3 MB/s

Schreiben minimal

143,5 MB/s

TECHNISCHE DATEN: OCZ Vertex Turbo OCZSSD2-1VTXT120G (SSD-Festplatte, SATA-300)

Nennkapazität (GB)

200

Schnittstelle

SATA-300

Speicherzellen-Typ

MLC

Speicherchip-Typ

Samsung 925 K9HCG08U1M-PCB0

Speicherchip-Organisation

16 x 8 GB

Controller-Typ

Indilinx Barefoot (IDX110M00-LC)

Controller-Protokoll

SATA-300

Bridge-Chip, Typ

-

Cache (MB)

64

Schockfestigkeit (aus, G)

1500

Schockfestigkeit (Betrieb, G)

1500

Abmessungen (Länge x Breite x Höhe in mm)

100 x 70 x 9

Gewicht (g)

77

MTBF (h)

1.500.000

Verbrauch, Leerlauf (Watt)

0,5

Verbrauch, Zugriff (Watt)

2,0

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.