Storage-Virtualisierung

Speichervirtualisierung - für viele noch kein Thema

03.07.2008
Die Analysten von TechConsult aus Kassel haben die Virtualisierungspraxis deutscher Betriebe untersucht. Dabei kam heraus, dass im Gegensatz zur Server-Virtualisierung das Thema Speichervirtualisierung noch in den Kinderschuhen steckt.
Denis Mrksa ist Analyst und Berater bei TechConsult sowie Co-Autor der Studie Storage- und Servervirtualisierung 2007. Laut Mrksa steht der Mangel an Storage-Spezialisten der Einführung virtueller Technologien häufig entgegen.
Foto: Denis Mrksa

Die Virtualisierung von Storage-Umgebungen soll dazu beitragen, Speicher möglichst effizient auszulasten sowie zentral und einfach zu verwalten. Doch in puncto effizienter Storage-Nutzung lässt sich in vielen deutschen Betrieben und öffentlichen Verwaltungen noch einiges verbessern, wie die Studie "Storage- und Server-Virtualisierung, Deutschland 2007" von TechConsult ergab. Die Befragung von rund 200 Unternehmen zeigte, dass bei mehr als 60 Prozent die Storage-Systeme über das Jahr hinweg durchschnittlich nur bis maximal zur Hälfte gefüllt sind. 15 Prozent sprachen sogar davon, ihren Speicher nur zu einem Viertel ausgereizt zu haben. Letzteres gilt vor allem für mittelständische Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern.

Einen wesentlichen Grund für diese Zahlen sieht TechConsult in dem Umstand, dass Storage-Verantwortliche den künftigen Bedarf an Ressourcen oft schwer abschätzen können. Eine 50prozentige Kapazitätsauslastung ließe sich zwar über Virtualisierungstechniken erheblich steigern, in Anbetracht der Verpflichtung zur redundanten Datenhaltung und Ausfallsicherheit auch bei plötzlichen Daten-Peaks würden Anwender jedoch beispielsweise eine auf 80 Prozent gesteigerte Auslastung scheuen.

Ein weiterer Grund ergibt sich laut TechConsult aus der besonderen Situation mittelständischer Betriebe. Bedenkt man, dass solche Firmen oft weniger als zehn physische Server betreiben und diese relativ überschaubare Hardware auch nur zu einem gewissen Teil für Speicherzwecke nutzen, dann wird deutlich, dass es hier weniger um die Konsolidierung von Hardware als um die von Daten geht. Letztlich spreche dieses Anliegen aber auch für Virtualisierung, da sie ein Instrument für effizienteres Daten-Management bietet.

Zahlen aus der Praxis

Selbst unter den größeren Unternehmen sind es gerade mal 16 Prozent der Befragten, die virtuelle Speicherlösungen eingeführt haben.
Foto: TechConsult

Angesichts solcher Voraussetzungen wundert es wenig, dass noch nicht einmal zehn Prozent der befragten Unternehmen im vergangenen Jahr eine Lösung zur Speichervirtualisierung eingesetzt haben. Betrachtet man nur die größeren Firmen (ab 500 Mitarbeiter), sind es immerhin 16 Prozent - einen Anstieg auf 19 Prozent erwartet man hier in diesem Jahr.

Doch damit nicht genug: Wer Speichervirtualisierung eingeführt hat, deckt damit nur einen Teil seines gesamten Datenvolumens ab. Im Durchschnitt sind es 50 Prozent der Daten, und das meist auch noch aus dem Bereich der nicht geschäftskritischen Anwendungen. Eine interessante Beobachtung dabei ist, dass die größeren Unternehmen, die bei etwa 75 Prozent Abdeckung liegen, diesen Anteil eher zurückfahren wollen.

Mangelndes Verständnis

Geht es um das Verständnis von Speichervirtualisierung, kommt TechConsult in seiner Studie ebenfalls zu interessanten Erkenntnissen. Die effizienteste Art wäre die Virtualisierung auf Speicherebene im Storage-Subsystem, da sie den Daten am nächsten ist. Dass dieses Vorgehen eine klare Trennung zwischen logischer und physikalischer Schicht ermöglicht, verstehen nur 38 Prozent der Befragten. Allerdings kommt diese Virtualisierungsform für viele mittelständische Unternehmen auch gar nicht in Frage, weil sie oft eine Veränderung der Netzarchitektur erfordert. Wer beispielsweise NAS-Systeme verwendet, muss diese erst in ein SAN integrieren, denn die Virtualisierung auf Speicherebene setzt für den Zugriff auf mehrere Speicher ein SAN voraus. Darüber hinaus muss das SAN bei der File-basierenden Virtualisierung um eine Virtualisierungsinstanz und Storage Controller erweitert werden. Einen solchen Aufwand scheuen viele Betriebe beziehungsweise er lohnt sich für sie nicht.

Das zu geringe Speicheraufkommen löst bei vielen Unternehmen offensichtlich noch keinen Bedarf an Virtualisierungslösungen aus.
Foto: TechConsult

Der überwiegende Teil der Befragten (54 Prozent) begreift Speichervirtualisierung jedoch als logische Zusammenfassung heterogener Storage-Systeme. Demnach verstehen die meisten zumindest das Grundkonzept: Virtualisierung überwindet physikalische Grenzen. Dass sich viele Anwender noch nicht ausreichend mit einem ganzheitlichen und modernen Konzept der Speichervirtualisierung auseinandergesetzt haben, wird auch an einem anderen Punkt deutlich. So würden 42 Prozent der Befragten dieses Thema Host-basierend etwa über den Einsatz eines Logical Volume Managers angehen. Die Virtualisierung erfolgt dabei nur auf vorher zugewiesenem Speicher, eine einheitliche Darstellung der Kapazitäten ist mit diesem Ansatz nicht möglich.

Direkt nach den Hemmnissen für die Storage-Virtualisierung befragt, geben denn auch 57 Prozent der Unternehmen zu, sich mit dem Thema zu wenig beschäftigt zu haben. Noch mehr Betriebe vor allem aus dem unteren Segment argumentieren, kein so hohes Speicheraufkommen zu haben, als dass sie sich mit Virtualisierungstechnik auseinandersetzen müssten. TechConsult folgert daraus, dass derzeit noch keine Kostenzwänge die Speichervirtualisierung forcieren. Im Gegenteil: Der Mangel an Storage-Spezialisten und die häufig ressourcenbindende Integration von Applikationen und Datenspeichern ständen der Einführung neuer Technologien eher entgegen. In vielen Fällen werde wohl erst reagiert, wenn der Druck der Speicherauslastung und des dadurch steigenden Aufwands für das Management dieser Systeme zu groß wird. (ue)

Drei Arten der Speichervirtualisierung

1.Virtualisierung auf Server-Ebene:

Die Software und die Last werden hierbei auf den Server verlegt, was Applikationsnähe und schnelleren Speicherzugriff verspricht. Andererseits setzt das auch eine zunehmende Leistungsfähigkeit des Servers voraus und stellt für Anbieter ein Potenzial zum Verkauf neuer Maschinen dar.

2. Virtualisierung auf Netzebene:

Die Virtualisierungsinstanz liegt im SAN zwischen Server und Speicher. Diese Art der Virtualisierung gilt als schnell zu implementieren und einfach in der Verwaltung. Der Zugriff auf mehrere Speicher und Server kann sich allerdings auch als Flaschenhals entpuppen und birgt Gefahren für die Performance.

3. Virtualisierung auf Speicherebene:

Diese Art der Virtualisierung ist besonders effizient, da sie nahe an den Daten im Storage-Subsystem stattfindet. Den Vorteilen der speichernahen Virtualisierung steht meist die Umstellung der Netzarchitektur entgegen, weshalb besonders die kleineren Mittelständler noch vor dieser Technik zurückscheuen.