Unter Shared Services versteht man die Bündelung prozessorientierter Dienstleistungen. Eine weitere neue Mode oder wirklich ein sinnvoller Ansatz zur Kostensenkung? Letzteres, wenn man einer Umfrage der Technologieberatung BearingPoint Glauben schenkt. Diese befragte 138 Vertreter europäischer Banken und Versicherungen, die überwiegend positiv über Shared Services urteilten.
Demnach sind in über 40 Prozent der befragten Unternehmen Shared Services Center bereits seit drei Jahren und länger im Einsatz, erlauben also eine erste Bilanz. Diese fällt positiv aus. So konnten nahezu vier von fünf Unternehmen ihre Ausgaben um 20 Prozent und mehr senken. Eine Refinanzierung gelang in den meisten Projekten innerhalb von drei Jahren oder weniger.
Kunden- und Zahlungsprozesse auslagern
Operativ sehen die Unternehmensvertreter in Shared Service Centern vor allem einen gangbaren Weg, um interne Prozesse zu standardisieren und Methoden zu verbessern. Damit gewännen sie zugleich mehr Zeit für komplexere Aufgaben, sagten die Studienteilnehmer.
Wie weit verbreitet diese Dienste schon sind zeigt sich beispielsweise daran, dass etwa 50 Prozent aller Kunden- und Zahlungsprozesse bereits heute oder in naher Zukunft über ein Shared Service Center abgewickelt werden.
Zukunft der Shared Service Center
Mit der Nutzung steigen auch die Anforderungen an entsprechende Dienste. Hierbei lassen sich laut BearingPoint-Studie vier wesentliche Trends erkennen:
-
Neue Modelle für Shared Services setzen sich durch. Vor allem so genannte "Centres of Expertise", die Experten-Know-how sammeln und unternehmensweit zur Verfügung stellen, gewinnen an Relevanz ((32 Nennungen);
-
Mitarbeiter werden zu internen Kunden der Shared Service Center, die für Leistungen zahlen. Qualität, Risiko- und Service-Level-Management werden damit immer wichtiger, um den reibungslosen Betrieb der Zentren zu gewährleisten;
-
Komplexe "nicht-transaktionsbasierende" Prozesse erweitern künftig das Leistungsspektrum der Shared Service Center und erhöhen so den Mehrwert für interne Kunden;
-
Ost-Europa wird als Auslagerungsregion relevanter: Während heutige Zentren vorrangig im eigenen Land (47 Prozent) operieren, plant ein Drittel der Befragten künftige Zentren in Ost-Europa (gegenwärtig 23 Prozent) und Asien (30 Prozent, inklusive Indien).
Insgesamt zeigt die Studie, dass große internationale Firmen durch den Einsatz solcher Dienstleistungen relativ gesehen eine höhere Kosteneinsparung erreichen können als kleine, so BearingPoint. Demnach hätten 80 Prozent der Institute mit mehr als 50.000 Mitarbeitern ihre Ausgaben um die besagten 20 Prozent oder mehr gesenkt.
Top-Down senkt Kosten der Implementierung
Als erfolgreicher Ansatz scheint sich zu dem eine Top-Down-Implementierung durchzusetzen: Fast alle Befragten, die diesem Ansatz folgen (70 Prozent), haben laut Studie große Einsparungen erzielt und waren erfolgreicher als Unternehmen, in denen die Nutzung der Shared Services optional ist.
Mahnende Worte an die Dienstleister
Laut Jens Raschke, Partner bei BearingPoint, ist das Potenzial für Unternehmen und Anbieter bei Shared Services aber noch bei weitem nicht ausgeschöpft: "Die Branche konzentriert sich derzeit noch auf die schnell zu erreichenden Ergebnisse. Stattdessen muss sie bestehende Leistungen weiter optimieren, die Kundenzufriedenheit steigern, weitere Prozesse einbinden und neue Leistungen entwickeln, durch die zusätzlicher Mehrwert für die Kunden realisiert werden kann."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CFOWorld.