Höchstes Aufkommen seit 15 Monaten

Spam-Flut verstopft Postfächer

09.06.2008 von Hans-Christian Dirscherl
Aktuell sind mehr als drei Viertel des gesamten E-Mail-Aufkommens Spam-Botschaften, meldet MessageLabs.

Das Sicherheits-Unternehmen MessageLabs hat seinen Intelligence Report für Mai 2008 veröffentlicht. Darin stellen die Sicherheits-Experten eine neue Taktik zur Spam-Verbreitung fest: Anstatt auf neue und von vielen Abwehr-Tools nicht identifizierbare Mail-Anhänge zu setzen, verlagern Spammer ihre Aktivitäten zusehends auf kostenlose und von vielen Verbrauchern genutzte Web-Dienste wie Google Docs, Google Calendar oder Microsoft SkyDrive.

"Die Web-Betrüger von heute sind nicht nur gerissen und intelligent, sondern gehen auch sehr sorgfältig und genau vor. Jetzt haben sie offenbar die gegen Ende des Jahres 2007 noch so neuerungsreiche Taktik verworfen, Spam in immer neuen Arten von Datei-Anhängen zu verpacken. Stattdessen missbrauchen sie lieber kostenlos als Web-Dienste angebotene Software-Anwendungen, die in diesem Jahr enorm populär geworden sind und arglos von zahllosen Computerbesitzern aufgerufen werden", erklärt Mark Sunner, Chief Security Analyst von MessageLabs.

MessageLabs hat im Mai unter anderem Spam-Mails mit Links zu Werbebotschaften abgefangen, die in Dokumente eingebettet waren, die ihrerseits auf der Google-Docs-Plattform hinterlegt waren. Spammer profitieren davon, dass traditionelle Spam-Filter in der Regel keine Links zur Google-Docs-Website blockieren. Zudem bietet ihnen Google Analytics gleichzeitig die Chance, jederzeit den Erfolg und die Wirksamkeit ihrer auf diesem Wege lancierten Kampagnen im Auge zu behalten und auszuwerten. Google Docs ist aber keineswegs der einzige Dienst dieser Art, der ins Visier der Spammer gerückt ist. Ebenso haben diese für ihre Aktivitäten auch Microsofts SkyDrive entdeckt. Im Mai entfiel ein Prozent aller unerwünschten Spam-Mails auf Werbebotschaften, die mit dieser Technik verbreitet wurden.

Der Intelligence Report im Überblick

Web-Sicherheit: Bei 30,5 Prozent der gesamten im Mai abgefangenen Web-basierenden Malware handelte es sich um neue Angriffe. Das ist ein Rückgang um 5,8 Prozentpunkte gegenüber April. Weiterhin konnte MessageLabs im Berichtsmonat durchschnittlich 1311 neue Websites aufspüren, auf denen schädliche oder unerwünschte Programme etwa in Form von Spyware und Adware hinterlegt waren.

Spam: Der Anteil von Spam-Nachrichten am weltweiten, an gültige Empfänger adressierten E-Mail-Verkehr aus neuen oder bisher unbekannten Quellen belief sich im Mai 2008 auf 76,8 Prozent (oder 1 von 1,30 Mails) und lag damit um 3,3 Prozentpunkte über der Spam-Quote im April.

Viren: Im Mai betrug der Anteil virenverseuchter Nachrichten am gesamten an gültige Empfänger adressierten Mail-Verkehr, der aus unseriösen Quellen neuer oder bis dato unbekannter Art stammte, 0,59 Prozent oder 1 zu 170,1. Das sind 0,13 Prozentpunkte mehr als im Monat zuvor.

Phishing: Im Mai ist die Belastung des Mail-Verkehrs mit Phishing-Angriffen im Vergleich zum Vormonat um 0,11 Prozentpunkte auf 0,38 Prozent zurückgegangen. Hinter einer von 265,6 E-Mails verbarg sich der Versuch, persönliche Authentisierungsdaten auszuspionieren. Gemessen als Anteil an allen per E-Mail verbreiteten Gefahren wie Viren und Trojanern, die MessageLabs abgefangen hat, stieg die Häufigkeit solcher Angriffe im Mai jedoch um 23,4 Prozentpunkte auf 64 Prozent. (PC-Welt/mb)