Softwarehäuser schmücken ERP mit Funktionen für Autozulieferer

19.12.2006
Eine Reihe von Anbietern richtet ihre Produkte für die Zulieferer in der Autoindustrie aus. Die potenziellen Abnehmer der Systeme müssen ihre IT-Landschaft allerdings modernisieren.

Zulieferer in der Automobilinstrustrie benötigen neue Softwarefunktionen, weil sie verstärkt an elektronischen Geschäftsprozessen teilnehmen und Abläufe oft ändern müssen. Der Grund: Die Fahrzeughersteller binden ihre Lieferanten immer stärker an die eigene Werkbank an und reduzieren den Teil der selbst produzierten Komponenten (Reduzierung der Fertigungstiefe). Da die Zulieferer ihren Kunden in andere Länder folgen, soll die ERP-Software mit mehreren Zeitzonen und Sprachen umgehen können.

Die Hersteller von ERP-Software reagieren mit Erweiterungen ihrer Produkte und Branchenlösungen für Autozulieferer. Zu den bekannten Größen zahlen Anbieter wie zum Beispiel SAP, Infor und IFS (siehe auch Fiat führt SAP-Branchenlösung ein). Darüber hinaus baut eine Reihe von Firmen derzeit ihre Produkte aus, um an der Modernisierungswelle bei den Zulieferern teilzuhaben.

Mit erweiterten EDI-Features und Behälter-Management will zum Beispiel das Karlsruher Softwarehaus Abas bei Zulieferern der Automobilindustrie punkten. Mit den Tools können Firmen den Kreislauf von Warenbehältern zwischen verschiedenen Beteiligten der Wertschöpfungskette steuern. Wichtig ist dies, da Artikel für die Fahrzeugproduktion in bestimmten Behältern transportiert und somit in ausreichender Menge vorhanden sein müssen. Laut Abas unterstützt die in der Software integrierte Behälterverwaltung die manuelle Erfassung sowie Barcode und RFID.

Das bestehende EDI-Kommunikationswerkzeug "EDI-Zentrale" hat Abas um Eigenschaften erweitert, die in der Autoindustrie zum Tragen kommen. Dazu zählen Rahmenauftrags- und Abrufnummer sowie Eingangs- und Lieferfortschrittszahl.

Im Autosektor ist Infor Global Solutions bereits mit "Xpert" (vormals XPPS) etabliert. Unlängst kündigte die Firma an, auch "ERP COM" (vormals Infor.com) in Richtung Automobilindustrie auszubauen. Zu den Neuerungen zählen Eigenschaften für Automobilzulieferer, etwa dynamisches Kanban sowie ein Cockpit, mit denen Anwender die Datenkommunikation mit ihren Lieferanten im Sinne des Vendor Management Inventory (VMI) verwalten können. Beim VMI kümmert sich der Lieferant darum, dass beim Kunden immer ausreichend Artikel vorhanden sind. Der Abnehmer meldet hierzu etwaige Bedarfsschwankungen, der Lieferant erhält Einblick in den Bestand. Kanban ist ein in der Autoindustrie verbreitetes Fertigungsprinzip, das durch Software unterstützt wird. Laut Hersteller können Nutzer die Kanban-Funktionen je nach Anforderung an ihre Fertigungsumgebung anpassen.

Infor will des Weiteren eine Reihe von "Trading-Paketen" anbieten, mit denen Autozulieferer beispielsweise die Kommunikation mit Werken wie Toyota und Daimler-Chrysler abwickeln können. In den rund 60 Paketen sind die vom OEM definierten Formate hinterlegt.

Auch das in Gießen beheimatete Softwarehaus Ordat entwickelt an neuen Funktionen für die Branche. Die Firma bietet mit "Foss" ein eigenes, auf die industrielle Fertigung abgestimmtes ERP-Produkt, das im Standard über eine Reihe von Features wie EDI, Vendor-Managed Inventory verfügt. Gleichzeitig vermarktet Ordat die Software "Dynamics AX" von Microsoft. Für diese Lösung entstehen derzeit Erweiterungen für Zulieferer, etwa zur externen Kanban-Steuerung, Fremdfertigung, Kapazitäts-Management sowie Änderungsindex-Verwaltung.

Laut einer Studie des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Softselect aus Hamburg stellt der elektronische Datenaustausch zwischen den Autowerken, Logistikdienstleistern und den Lieferanten, die wiederum eigene Zulieferer haben, hohe Anforderungen an ERP-Software. Die Analysten bezeichnen den Leistungsumfang der in ihrer Untersuchung behandelten 22 Systeme als hoch bis sehr hoch. Beispielsweise würde bereits die Mehrheit der Produkte die Just-in-Sequence-Steuerung (JIS) beherrschen, darunter die von IFS, Ordat, SAP und Infor (mit "ERP LN") und AP AG (siehe auch ERP-Anbieter AP AG will mit Consulting in den gehobenen Mittelstand). Bei JIS geht es darum, Teile zur richtigen Zeit und Reihenfolge an das Fertigungsband des Autoherstellers zu liefern. (fn)