Softwareergonom: Der Kampf für gute Programme

21.02.2001 von Melanie Stagg
Dass man auch als Psychologe in der Informatik erfolgreich sein kann, beweist Siegfried Olschner. Er ist Softwareergonom bei Suse Linux in Nürnberg.

"Ziel der Softwareergonomie ist die Anpassung der Eigenschaften eines Dialogsystems an die psychischen Eigenschaften der damit arbeitenden Menschen" - so lautet die offizielle Definition dieses Wissensbereichs nach der internationalen ISO-Norm. In der Softwareergonomie arbeiten Softwareergonomen, wie zum Beispiel Siegfried Olschner. Während seines Studiums der Psychologie an der Universität Erlangen setzte er den Schwerpunkt auf die Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie.

Siegfried Olschner

Nach seiner Promotion hielt er Seminare für Studenten zu verschiedenen Fachgebieten.

Olschner wollte seine Kenntnisse aus der Psychologie mit dem Wissen aus seinem Nebenfach Informatik verknüpfen. So lernte er das sich damals erst im Aufbau befindliche Forschungsgebiet der Softwareergonomie kennen. In den letzten Jahren ist das Fachgebiet auf dem Weg sich zu etablieren, und bereits jetzt hat sich daraus ein eigenständiges Berufsbild entwickelt. Der Softwareergonom soll das technische System Software an das menschliche Arbeitshandeln anpassen. Ziel ist es, unnötige Belastungen zu vermeiden und Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden sowie Leistungsvermögen des Menschen zu fördern. Leitlinien zur Gestaltung von Software wurden inzwischen als Deutsche Industrie Norm festgelegt.

"Meine Aufgabe ist es, benutzerfreundliche Dialogschnittstellen zu gestalten. Das heißt, der Anwender soll unter möglichst geringer körperlicher und mentaler Belastung mit dem Programm arbeiten können", erklärt Olschner. Er ist bei Suse Linux beschäftigt und dort an der Erstellung von Software beratend tätig. Zum Beispiel entstand mit Hilfe seiner Beratung das benutzerfreundliche Installationsprogramm "Yet Another Setup Tool" (Yast2). Diese Anwendung wurde entwickelt, damit auch fachfremde Personen Linux erfolgreich installieren können, so dass nach einer Stunde die Anwendung problemlos läuft.

Dabei wird der Benutzer auf einer grafisch anschaulichen Oberfläche schrittweise durch den Installationsvorgang geführt. Weitere Aufgaben des Softwareergonomen beschreibt Olschner so: "Häufig kommt es vor, dass bei der Programmierung von Software das Hilfe-Programm erst ganz zum Schluss erstellt wird. Wegen finanziellen Engpässen oder Zeitdruck erfolgt dies nicht mehr mit der Sorgfalt, die eigentlich erforderlich wäre. Denn letztendlich muss sich ja derjenige mit der Hilfe-Anwendung auseinandersetzen, der mit dem eigentlichen Programm nicht zurecht kommt", kritisiert Olschner die manchmal verfahrene Situation. Also ist Olschner auch bei der Erstellung von Hilfe-Applikationen kompetenter Ansprechpartner und Berater der Entwickler.

Wichtige Aspkte, die bei der Erstellung eines Programmes beachtet werden müssen, sind zum Beispiel die Möglichkeit der Individualisierung, der Lernförderlichkeit, eine vorhandene Fehlertoleranz sowie eine Aufgabenangemessenheit. Bis jetzt wird das Fach erst an wenigen Universitäten gelehrt, obwohl das Berufsbild Zukunftsperspektiven zu haben scheint. Neben der Unversität Erlangen ist die Hochschule in Zürich eine kompetente Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum, wenn man sich in diesem Bereich weiterbilden möchte. Das Jahreseinstiegsgehalt kann nicht eindeutig festgelegt werden, erklärt der Ergonomie-Experte, soll aber im Bereich um 80 000 Mark liegen. Olschner empfiehlt, sich auf jeden Fall fundierte Kenntnisse aus der Psychologie sowie aus der Informatik anzueignen, wenn man diesen Beruf ergreifen möchte. Weitere Informationen gibt es auch im Internet.