IDC-Studie

Softwarebranche - Katalysator für Wachstum und neue Jobs?

26.11.2009 von Martin Bayer
Marktforscher und Hersteller verbreiten Optimismus. In den kommenden Jahren soll die deutsche Softwarebranche überdurchschnittlich wachsen und zehntausende neuer Jobs schaffen.

"Die IT ist und bleibt der Wachstumsmotor", gibt sich Achim Berg, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, für die kommenden Jahre zuversichtlich. Grundlage seines Optimismus ist eine Studie von IDC, die im Auftrag von Microsoft in 52 Ländern die Zusammenhänge des Wachstums der IT-Industrie und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung untersucht hat. Demnach erwarten die Marktforscher 2009 in Deutschland IT-Investitionen in Höhe von rund 62 Milliarden Euro. Bis 2013 sollen die Ausgaben im jährlichen Durchschnitt um 1,7 Prozent auf dann über 69 Milliarden Euro zulegen.

Für die Softwareindustrie rechnen die IDC-Analysten mit einem überdurchschnittlichen Wachstum in den nächsten Jahren. 2009 sollen hierzulande etwa 14,5 Milliarden Euro in die Kassen der Softwarehersteller wandern. Für die Jahre bis 2013 sei mit einem Durchschnittswachstum von 3,2 Prozent pro Jahr auszugehen. In vier Jahren würden die Anbieter fast 17 Milliarden Euro einnehmen.

IDC-Geschäftsführer Wafa Moussavi-Amin: "62 Prozent aller Arbeitsplätze in der IT-Branche sind im Softwaresektor angesiedelt."
Foto: IDC

Dieser Aufschwung werde sich auch im Arbeitsmarkt bemerkbar machen, prognostizieren die Analysten. Wafa Moussavi-Amin, Geschäftsführer von IDC in Deutschland, spricht von einem enormen Beschäftigungseffekt von Software - nicht nur bei den Softwareherstellern, sondern auch bei Hardwareanbietern, IT-Dienstleistern und Anwendern. "62 Prozent aller Arbeitsplätze in der IT-Branche sind im Softwaresektor angesiedelt." In den kommenden Jahren könnten IDC zufolge etliche weitere hinzukommen. Die Marktforscher sprechen von bis zu 94.000 zusätzlichen hochqualifizierten Jobs, die bis 2013 in Deutschland entstehen könnten. Darüber hinaus könnten rund 3000 neue kleine und mittelständische IT-Unternehmen in Deutschland an den Start gehen.

Microsoft-Geschäftsführer Berg verweist in diesem Zusammenhang jedoch auf die nach wie vor hohe Anzahl freier Stellen im IT-Sektor. 20.000 Jobs könnten derzeit aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels nicht besetzt werden. Es sei davon auszugehen, dass sich dieses Problem aufgrund mangelnder Qualifikation in den nächsten Jahren weiter verschärfen werde. Der Manager fordert deshalb ein stärkeres Engagement der Politik. Einwanderungsregeln müssten geändert, die Bildungspolitik im Sinne einer besseren IT-Ausrichtung reformiert werden.

Optimismus fehl am Platz?

Ob sich die optimistischen Prognosen bewahrheiten, bleibt abzuwarten. Die aktuellen Rahmenparameter für das nächste Jahr in der hiesigen IT-Branche sehen jedenfalls weniger rosig aus. Beispielsweise meldete erst kürzlich die Experton Group, dass viele CIOs im kommenden Jahr mit weniger Geld auskommen müssen. Rund die Hälfte der befragten IT-Leiter rechnet 2010 mit einem weiteren Schrumpfen der IT-Budgets. Andere Experten bestätigen, dass sich die Unternehmen vor allem darauf konzentrieren, ihre Ausgaben zu reduzieren. Gartner zufolge steht auf der Prioritätenliste der Firmenchefs weltweit das Thema Kosten senken weiter ganz oben. Schlechte Aussichten also für höhere IT-Budgets.

Auch im Arbeitsmarkt deutet derzeit wenig auf eine Entspannung der Situation hin. Viele IT-Anbieter müssen sparen und dünnen angesichts der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Situation ihre Personaldecke aus. Ebay verkündete kürzlich, 40 Prozent seiner rund 1000 deutschen Stellen zu streichen. Unternehmen wie Nokia, Nokia Siemens Networks (NSN) und Sun Microsystems wollen Tausende von Mitarbeitern auf die Straße setzen. Und auch Microsoft hatte vor kurzem angesichts enttäuschender Geschäftszahlen erstmals in seiner Firmengeschichte Entlassungen angekündigt.

Wirtschaftsfaktor Microsoft

Microsoft-Geschäftsführer Berg räumt die Stellenstreichungen ein, verweist aber im gleichen Atemzug auch darauf, dass der Softwarekonzern schließlich auch neue Stellen schaffe. Insgesamt will sich der Manager offenbar nicht von schlechten Vorzeichen aus der Branche beeindrucken lassen und pocht auf das Gewicht sowie die Durchschlagskraft des Microsoft-Ökosystems. Fast 600.000 aller deutschen IT-Arbeitsplätze hätten einen Microsoft-Bezug. Das entspreche rund 37 Prozent aller IT-Beschäftigten hierzulande (1,576 Millionen). Insgesamt würden die etwa 31.500 Microsoft-Partner hierzulande zirka 21 Milliarden Euro im laufenden Jahr erwirtschaften. Rund sieben Milliarden Euro würden die Partner in Forschung und Entwicklung, Vertrieb, Verwaltung und Fortbildung investieren.

Microsofts Deutschland-Geschäftsführer Achim Berg setzt seine Hoffnungen auf Windows 7 und Cloud Computing.

Berg ist zuversichtlich, was die weitere Entwicklung des Microsoft-Ökosystems anbelangt. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die starke Nachfrage nach dem neuen Betriebssystem "Windows 7". Die deutschen Unternehmen würden auf breiter Front ihre Infrastruktur umstellen. Dabei handle es sich nicht um ein kurz aufflackerndes Strohfeuer. Vielmehr werde dieser Trend die Geschäfte in den kommenden Monaten weiter antreiben. Darüber hinaus werde das Thema Cloud Computing den IT-Markt weiter antreiben. Microsoft adressiert dieses Segment unter dem Label "Software plus Services" mit einem Mix aus herkömmlich lokal installierter Software und zusätzlichen online beziehbaren Softwareservices. Microsoft zufolge beschäftigen sich allein in Deutschland bereits rund 1200 Partner mit dem neuen Geschäftsfeld, etliche hätten schon entsprechende Cloud-Angebote im Programm.