Software und Services: Der Markt wächst, aber die Kunden sind anspruchsvoller

29.03.2006
Die Erholung im deutschen Software- und Servicemarkt hat zwei Gesichter.

Um knapp fünf Prozent wuchs der deutsche Markt für Software und Services im vergangenen Jahr. Damit, so berichten die Berater von Pierre Audoin Consultants (PAC), habe sich das Segment nach dramatischen Einbrüchen in den Jahren 2002 und 2003 sowie einer Stabilisierung in 2004 nun wieder erholt.

PAC-Geschäftsführer Christophe Chalons stellt allerdings fest, dass der "Wachstumsmotor Outsourcing" im vergangenen Jahr an Kraft verloren habe. Erstmals sei dieser Markt nur einstellig gewachsen. Dagegen zogen die Geschäfte mit Anwendungs- und Infrastruktursoftware um 1,5 beziehungsweise 3,5 Prozent an.

Im Servicesegment stabilisierte sich das Projektgeschäft, das zum ersten Mal seit 2001 wieder zulegte - immerhin um drei Prozent. Es erreichte damit das Marktvolumen von 2003, blieb aber immer noch um 20 Prozent unter dem Höchststand von 2001. Laut Chalons stieg die Zahl der Projekte wieder, die Tagessätze erholten sich ebenfalls.

Wie in den Jahren zuvor spielten die Themen Konsolidierung und Standardisierung im Projektgeschäft eine wichtige Rolle, jedoch mit einem langfristigeren Ansatz. Es geht nun vermehrt um die Migration in Richtung neuer Technologien wie Service-orientierte Architekturen (SOA) und nicht um einfache Kostensenkungs-Maßnahmen. Auch in den Bereichen Regulierung und "Compliance", wo Unternehmen zum Handeln gezwungen sind, steckt aus Dienstleistersicht weiter Potenzial.

PAC berichtet, dass neben neuen Modethemen wie RFID auch alte Hype-Themen einen zweiten Frühling erleben. Dazu zählen Customer Relationship Management (CRM), Supply Chain Management (SCM), Product Lifecycle Management (PLM) und E-Business. Allerdings sind Ausprägung und Art der Umsetzung mit der früheren Welle nicht zu vergleichen. Auch für "Querschnittsthemen" wie Business Intelligence (BI), Content- und Dokumenten- Management, Storage und Security sind Unternehmen bereit Geld auszugeben.

Einen Wermutstropfen haben die PAC-Analysten jedoch auch im Gepäck: Die Erholung des Software- und Servicemarkt erfolgt demnach langsamer als erwartet. Zahl und Größe der Projekte nahmen zwar kontinuierlich zu, die instabile Entwicklung von Wirtschaft und Politik haben aber dazu geführt, dass sich das Investitionsklima in den ersten Quartalen 2005 kaum verbesserte.

Insgesamt wird der Markt laut PAC vom Trend zur Industrialisierung unter Druck gesetzt. Es gibt mehr standardisierte Angebote, zwischen "strategischen" und "Commodity"-Leistungen wird stärker differenziert. Außerdem wirken sich optimierte Delivery-Modelle - aus Anbietersicht - negativ auf die Preise aus. Im Servicebereich sind die Kunden zwar wieder bereit, hohe Summen für stark nachgefragte Services zu bezahlen, gleichzeitig erwarteten sie aber bei Commodities Einsparungen von bis zu 50 Prozent. (hv)