Für 482 Millionen Euro

Software AG will IDS Scheer

14.07.2009
Paukenschlag in der deutschen Softwarebranche: Die Software AG will den Entwickler und Dienstleister IDS Scheer übernehmen und dafür 482 Millionen Euro auf den Tisch legen.

Dies sind 15 Euro je Aktie und damit ein Aufschlag von fast 40 Prozent zu den am Montag gezahlten Preisen für eine IDS-Scheer-Aktie. Deutschlands zweitgrößter Softwarehersteller, der derzeit an der Börse mit 1,4 Milliarden Euro bewertet wird, hat sich bereits knapp 48 Prozent der Anteile und die Unterstützung der IDS-Gründer gesichert. Das Angebot an die übrigen Aktionäre soll noch in diesem Quartal vorgelegt werden, teilte das Unternehmen am Montagabend in Darmstadt mit.

Die Software AG verspricht sich von der Übernahme bereits ab 2010 einen höheren operativen Gewinn je Aktie. "Die gemeinsame Strategie wird klar auf Wachstum ausgerichtet sein." Durch die Übernahme entstehe ein Hersteller für Infrastruktur-Software und Geschäftsprozess-Management mit mehr als 6000 Mitarbeitern und mehr als einer Milliarde Euro Umsatz.

Die Produkte der beiden Unternehmen ergänzten sich, hieß es. Dadurch könne sich das Unternehmen im sich konsolidierenden Softwaremarkt eine gestärkte Wettbewerbsposition sichern. Die Darmstädter Software AG hatte zuletzt rund 3600 Mitarbeiter in 70 Ländern. Das 1969 gegründete Unternehmen kam 2008 auf einen Umsatz von 721 Millionen Euro und will diesen im laufenden Jahr trotz Wirtschaftskrise leicht steigern. Zuletzt hatte das Unternehmen zudem angekündigt, bis 2011 einen Umsatz von mehr als eine Milliarde Euro anzupeilen. Dies hätte das Unternehmen mit der Übernahme auf einen Schlag erreicht.

Das vom derzeitigen Bitkom-Präsidenten August-Wilhelm Scheer gegründete Unternehmen IDS Scheer hatte zuletzt mit sinkendem Umsatz und rückläufigen Margen zu kämpfen. Der seit vergangenem Herbst amtierende Chef Peter Gerard krempelt das Unternehmen, das rund 2.800 Mitarbeiter hat, derzeit kräftig um. Die Aktionäre honorierten diesen Kurs zuletzt bereits. Das Papier stieg im Laufe des Jahres um knapp 80 Prozent und damit deutlich stärker als der TecDAX.

August-Wilhelm Scheer hält derzeit 41 Prozent der Aktien und leitet den Aufsichtsrat des Unternehmens. Er hat dem Gebot über 15 Euro ebenso zugestimmt wie der Mitgründer und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Posay, der auf sieben Prozent der Anteile kommt. Sollten die übrigen Aktionäre der Offerte zustimmen, wird IDS Scheer rund zehn Jahre nach dem Börsengang wieder vom Kurszettel verschwinden. Mit der Übernahme von IDS Scheer würde ein weiteres Unternehmen der Neue-Markt-Zeit verschwinden. (dpa/sh)

Die größten Übernahmen der IT-Geschichte
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Hewlett Packard übernahm im Jahr 2001 für 23,5 Milliarden Dollar den Mitbewerber Compaq. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2001/42/1071370/" target="_blank">Fiorina und Capellas verteidigen HP-Compaq-Fusion</a>
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Mit der Übernahme des US-Carriers Voicestream schuf sich die Deutsche Telekom im Jahr 2001 ein Standbein in den USA. Der Wert der Übernahme belief sich laut Geschäftsbericht auf 39 Milliarden Euro in Aktien und Bargeld. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/nachrichtenarchiv/1861105/" target="_blank"> Ron Sommer verteidigt VoiceStream-Kauf</a>
AT&T / Bell South: Summe unbekannt
2006 übernahm der britische TK-Anbieter AT&T den Konkurrenten Bell South. Die gezahlte Summe wurde nie bekannt, bei zusammen 63 Millionen Kunden bewegt sich das Übernahmevolumen nach Meinung von Experten jedoch im oberen zweistelligen Milliardenbereich. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2006/10/1208329/" target="_blank">AT&T greift nach Bell South</a>
AOL / Time Warner: 182 Milliarden Dollar
2000 kaufte AOL (America Online) den Medienkonzern Time Warner für satte 182 Milliarden Dollar. Wirklich gebracht hat es nichts. Im Gegenteil: AOL will Time Warner möglichst wieder <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/web/163781/" target="_blank">loswerden</a>.<br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2001/3/1062891/" target="_blank">AOL darf den Medienriesen Time Warner übernehmen/</a>
Vodafone / Mannesmann: 190 Milliarden Dollar
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