SOA für Dummies - ein Versuch von PAC

28.07.2006
Die Marktforscher und Berater von Pierre Audoin Consultants (PAC) haben sich mit dem Konzept der Service-orientierten Architektur (SOA) beschäftigt und eine einfache Erklärung gewagt. Außerdem versuchen sie nachzuvollziehen, warum sich Deutsche mit dem Thema noch schwer tun.

Während in anderen Ländern bereits über SOA 2.0 geredet wird, stecken Service-orientierte Architekturen (SOA) hierzulande noch in den Kinderschuhen. Allerdings, so die Berater von PAC, werde das Thema inzwischen auch hier heiß diskutiert. Offenbar sei den IT-Verantwortlichen bewusst, dass SOA eine neue Ära für die IT-Welt einläutet. Dabei sei das Konzept an sich gar nicht neu, vielmehr handele es sich um einen weiteren Schritt zum Ziel, IT und Geschäftsprozesse näher zusammenzubringen. "Um dahin zu kommen, benötigt man eine neuartige IT-Architektur sowie ein neues Verständnis von Geschäftsprozessen und Integration", heißt es.

PACs Erklärung des SOA-Konzepts im Wortlaut: "Statt einem bestimmten Prozess eine fixe, monolithische IT-Lösung zuzuweisen, arbeitet SOA mit kleineren Einheiten. Die einzelnen, wieder verwendbaren Business Services werden lose gekoppelt und je nach Geschäftsprozess konfiguriert. Man stelle sich dies wie einen normalen Kauf-Vorgang vor: Ein bestimmter Geschäftsprozess (Service-Konsument) bezieht aus einem Pool von Einzel-Services (Service-Anbieter) die von ihm benötigte Kombination und erhält so eine quasi maßgeschneiderte IT-Unterstützung. Voraussetzung ist eine genaue Definition der einzelnen Business Services (Service-Vertrag).

Der SOA-Anteil an IT-Integrationsprojekten in Deutschland liegt nur bei 140 Millionen Euro.

Der große Vorteil des SOA-Konzepts ist, dass bei Änderungen im Geschäftsprozess nicht sofort in eine neue IT-Lösung investiert, sondern nur die Kombination der Services angepasst werden muss. Dies macht Unternehmen insgesamt wendiger und flexibler und verschafft ihnen so einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb. Genau darauf legen Anwender Wert, dass sie dank dem flexiblen Handling von Geschäftsprozessen schnell auf saisonale Bedingungen wie Spitzennachfrage oder veränderte Kundenanforderungen reagieren und dank einer zukunftsorientierten Architektur auch langfristig ihr Wachstum unterstützen können.

Jedoch muss hier eingeräumt werden, dass die technologische Umsetzung diesbezüglich noch in ihren Anfängen steckt. Die Hauptsache jedoch ist, dass die Geschäftsziele und IT-Strategie eines Unternehmens durch SOA näher zusammenrücken. SOA verhilft Anwendern zu einer ständigen Optimierung ihrer Geschäftsprozesse, zu Innovation und höherer Effizienz. Um dies jedoch wirklich zu erreichen, müssen die betreffenden Prozesse unbedingt genau definiert und die Wiederverwendbarkeit der Services sichergestellt werden. (siehe auch: SOA 2.0 - zu schnell für die Anwender?)"

Den Marktforschern zufolge waren die in Deutschland getätigten Investitionen im Vergleich zu entsprechenden Projekten in Frankreich oder Großbritannien bislang sehr gering. Das liege unter anderem an der Skepsis der Deutschen gegenüber IT-Dienstleistern, ohne deren Spezialkenntnisse eine SOA-Einführung aber schwierig sei. Überhaupt gelte Deutschland als vorsichtiger Markt, gerne werde auf "bewährte Standards" zurückgegriffen. "Da nun aber innovative Unternehmen, die früh SOA getestet haben, fehlen, dauert es viel länger, bis SOA als Geschäftsstrategie akzeptiert wird", so PAC.

Am meisten jedoch stünden Fragen der Unternehmensführung und -organisation SOA im Wege. Immerhin kremple das Konzept die gesamte Organisation sowie die Arbeitsweise der Mitarbeiter eines Unternehmens um. Neue Rollen sowie ein SOA-Gremium müssten geschaffen werden. Über den Erfolg einer SOA-Einführung werde vor allem entscheiden, wie sehr das Top-Management wirklich hinter der Idee stehe.

PAC geht trotz allem davon aus, dass SOA auch hierzulande die Entwicklung des IT-Markts stark beeinflussen wird. Dies werde im Bereich IT Services mit kleinen Projektvolumina (Pilot- oder Implementierungsprojekte) anfangen und im Laufe der Zeit dann in beeindruckende Wachstumsraten münden. Da mit SOA ein Paradigmenwechsel verbunden ist, erwartet PAC, dass Anwender in den nächsten zwei bis drei Jahren hauptsächlich in Beratungsservices inklusive IT-Architekturberatung investieren werden.

Unternehmen werden IT-Anbieter demnach für die Entscheidung brauchen, ob SOA für ihr Geschäftsmodell geeignet ist (siehe: IT-Riesen kämpfen um die SOA-Krone, SAP und Oracle: Wo bitte geht's zur SOA? und IBM präsentiert Online-Katalog für SOA-Komponenten). Zum anderen werden sie bei der Definition der Business Services beraten werden müssen. Deren Qualität entscheidet letztlich über den Erfolg der SOA-Strategie. "In der späteren Implementierungsphase werden SOA-Projekte EAI-Projekten ähneln, stellen doch beide höchst komplexe Integrationsprojekte dar", heißt es bei PAC. Die Analysten erwarten, dass SOA mittelfristig das Wachstum des Marktes für Systemintegration stark vorantreiben wird.

Besonderes Interesse für die neue IT-Architektur werden laut PAC Telekommunikationsunternehmen zeigen, die aus Wettbewerbsgründen ihre operative Effizienz noch weiter verbessern müssen. An Kooperationen gewöhnt, seien sie offener gegenüber dem Konzept als andere Branchen. Auch Banken könnten von SOA profitieren, unter anderem weil derzeit viele mit ihren Altsystemen kämpften und daher vor der Entscheidung ständen, neue Lösungen wie SAP einzuführen und einzelne Anwendungen auszulagern. Mit Hilfe von SOA könnten sie auszulagernde Anwendungen und Prozesse besser definieren und beschreiben. Nicht zuletzt biete SOA eine ideale Architektur, um ihre Altsysteme effizient zu integrieren.

Ende Juli 2006 veröffentlicht PAC die neue Studie "Service Oriented Architecture (SOA) 2006 Germany". Darin wird die aktuelle Situation des deutschen SOA-Markts im Hinblick auf Produktgeschäft und IT-Dienstleistungen analysiert und ein Ausblick auf die kommenden Jahre gegeben.