Interkulturelle Zusammenarbeit

So umgehen Sie die häufigsten Offshoring-Stolpersteine

02.09.2008 von Daniela Hoffmann
Wir lagern aus. Die Entscheidung ist schnell getroffen. Doch in der Praxis lauern zahlreiche Fallen, die den Erfolg des Offshorings schmälern.

Seit der IT-Dienstleister TUI Infotec mit der indischen Sonata Software Ltd. zusammenarbeitet, haben die Hannoveraner viel über interkulturelle Zusammenarbeit gelernt. Wer durch Offshoring wirklich Kosten einsparen will, braucht Verständnis für andere Kulturen und Arbeitsweisen, muss viel organisieren und immer kommunizieren. Und vor allem nötig ist Geduld. In einem ausführlichen Bericht haben wir die Erfahrungen von TUI Infotec mit Offshore beschrieben. Für eilige Leser gibt es hier die zehn größten Stolperfallen und jeweils einen Tipp, wie man sie umgehen kann:

  1. Projektlaufzeiten: Interkulturelle Projekte dauern oft länger. Das ist auf die aufwändigere Kommunikation zurückzuführen. Sie muss eingeplant werden.

  2. Die Kommunikation läuft nicht rund: Fehlerhafte und ineffiziente Kommunikationswege etablieren sich. Hier empfiehlt es sich, Feedback-Schleifen für die Qualität der Kommunikation einzurichten und einen Kommunikationsbeauftragten zu ernennen.

  3. Missverständnisse im Arbeitsalltag gibt es genug, wenn Mitarbeiter aufeinandertreffen, die nicht dieselbe Sprache sprechen. Darum: Mitarbeiter durch Sprachkurse im Rahmen der Arbeitszeit unterstützen.

  4. Warum machen die das nur so? Kulturelle Unterschiede schlagen sich in unterschiedlichen Arbeitsweisen nieder. Diese sollte man durch geeignete Strukturen abfangen.

  5. Ich bin der Nabel der Welt. Die anderen müssen sich nach mir richten: Dass alles eine Frage der Perspektive ist und man auch mal die des anderen einnehmen kann, können Mitarbeiter in interkulturellen Trainings üben. Mit Verständnis und der Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln, kommt man weiter.

  6. Abstimmungsprobleme während des Projekts: Dagegen helfen klare Definitionen. Welche Profile brauchen die indischen Mitarbeiter für welche Projekte, damit die Zusammenarbeit reibungslos klappt?

  7. Mangelndes Teamgefühl: Ein internationales Team findet leichter zusammen, wenn es für eine gewisse Zeit real an einem Ort zusammenarbeiten und sich direkt und persönlich austauschen kann.

  8. Unklare Perspektiven im Hochlohnland: Die Geschäftsführung sollte jedem Mitarbeiter in Deutschland eine Perspektive für die Zukunft aufzeigen, damit Bereitschaft entsteht, den schwierigen Prozess engagiert mitzugestalten.

  9. Hohe Anlaufkosten bei komplexen Projekten: Es empfiehlt sich, klare Definitionen und Leitlinien zu erstellen, welche Aufgaben Offshoring-geeignet sind.

  10. Hohe Fluktuation auf asiatischen Arbeitsmärkten: Um qualifizierte Arbeitnehmer langfristig zu binden, ist umfangreiche persönliche Betreuung erforderlich. Über den Arbeitsalltag hinausgehende Patenschaften durch Kollegen im Gastland werden hoch geschätzt.

Hannover meets Indien
Interkulturelle Zusammenarbeit, TUI Infotec
Interkulturelle Zusammenarbeit auf die lockere Art: kreativ stellten sich Keyur Panchal und Jürgen Lumack während des Mitarbeitertages der TUI InfoTec ihrer Teamaufgabe, ausgedienter Hardware neues Leben einzuhauchen.
Tui Infotech
2006 wurde aus TUI Infotec ein Joint Venture, an dem die indische Sonata Software 50,1 Prozent und die TUI AG 49,9 Prozent hält.
indisch-deutsches Team, TUI Infotec
Ohne persönlichen Austausch klappts nicht: Internationale Teams müssen zwischendurch auch räumlich direkt zusammenarbeiten.
Heinz Kreuzer, TUI Infotec
"Innere Akzeptanz und Motivation der Mitarbeiter sind für den Erfolg von Offshoring entscheidend." Heinz Kreuzer, Vorsitzender der Geschäftsführung TUI InfoTec.
Isabelle Demangeat, Tui Infotec
"Ziel ist es, immer auch in der Perspektive des Gegenübers zu denken." Isabelle Demangeat, Beraterin für die interkulturelle Zusammenarbeit
CrickIT Day, Tui Infotec
Übung macht den Meister: Was für die interkulturelle Zusammenarbeit zählt, gilt auch für den indischen Nationalsport Cricket. (Im Vordergrund TUI InfoTec-Spieler Martin Haase)
CrickITDay, TUI Infotech
Heinz Kreuzer, Geschäftsführer TUI InfoTec, ehrt die Gewinner des von TUI InfoTec- und Sonata-Mitarbeitern in Eigenregie veranstalteten Cricket-Tunieres und übergibt den Wanderpokal, der innerhalb des Joint Ventures Tradition erlangen soll.